Kultur

Bayreuth: Die Ruhe vor dem nächsten Sturm

Keine Kanzlerin, keine Neuinszenierung – nach dem Wagner-Jahr 2013 können die Bayreuther Festspiele ein wenig durchatmen. Erstmals wird Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht an der Eröffnung am 25. Juli teilnehmen, und auch neue Regie-Aufregungen sind mangels Premieren nicht zu erwarten. Langweilig wird es am Grünen Hügel aber auch 2014 nicht.

Zwar ist die Zukunft der Festspiele seit einigen Tagen geklärt – Richard Wagners Urenkelin Katharina wird von 2015 bis mindestens 2020 Alleinherrscherin am Hügel sein – für Diskussionen ist dennoch gesorgt.

Das beginnt schon mit der ersten Premiere, mit Wagners "Tannhäuser" in der albernen Biogasanlagen-Inszenierung von Sebastian Baumgarten. Mit dieser Produktion aus 2011 konnte sich das Publikum nie anfreunden; sie verschwindet zum Festspielfinale am 28. August auch endgültig vom Spielplan.

2014 und auch 2015 im Programm bleibt eine andere, anfangs umstrittene Inszenierung: Hans Neuenfels’ radikal-mutige "Lohengrin"-Deutung (ja, die mit den Ratten) ist im Laufe von fünf Jahren Kult geworden; Andris Nelsons dirigiert auch heuer.

Der Dirigent ist der Star

Größtes Atout bei Jan Philipp Glogers eher bedeutungsloser Inszenierung des "Fliegenden Holländers" ist 2014 der Dirigent: Christian Thielemann steht ab 26. Juli am Pult des Festspielorchesters.

Und auch ein anderer Pult-Gigant ist in Bayreuth wieder im Einsatz. Wie bereits bei der Premiere 2013 wird Kirill Petrenko erneut Wagners "Ring des Nibelungen" leiten. Petrenko war für sein Dirigat 2013 frenetisch gefeiert worden; der Regisseur des "Jubiläums-Rings" wurde hingegen auch heftig attackiert. Denn Frank Castorf hat Wagners Monumentalwerk gehörig durchgeschüttelt – seine "Ring"-Tetralogie ist eine heutige Abrechnung mit politischen wie ökonomischen Systemen. Man darf neugierig sein, ob das Bayreuther Publikum diesen kompromisslosen Zugang inzwischen mehr goutiert.

Und 2015? Dann gibt es in Bayreuth auch wieder eine Premiere: Hausherrin Katharina Wagner selbst wird "Tristan und Isolde" in Szene setzen. Am Pult steht einer ihrer wichtigsten Mitstreiter: Christian Thielemann.

INFOS: www.bayreuther-festspiele.de