Kultur

Bayreuth: Ein Schwan kann ganz schön fest zubeißen

Tag 1 bei den Bayreuther Festspielen: ein szenischer Triumph mit „Tannhäuser“.

Tag 2 am Grünen Hügel: ein szenisches Desaster bei „Lohengrin“.

Regisseur Yuval Sharon hatte im vergangenen Jahr die Wagner’sche Schwanenoper neu auf die Bühne gebracht – was in einem Schwanengesang geendet hatte. Bei der neuerlichen Ansicht dieser Inszenierung ist sie um nichts besser, eher noch langweiliger und absurder. Jaja, der Schwan ist ein gefährliches Tier, das zuschnappt, wenn man ihm zu nahe kommt.

Sharons Deutung hat irgendetwas mit Insekten und deren Sterben zu tun, mit einem Land ohne Energie und mit Lohengrin als Elektrotechniker. Das Bühnenbild des Künstlerpaares Neo Rauch/Rosa Loy ist hübsch anzusehen, sehr dunkel, sehr blau, sehr wenig „Lohengrin“-affin. In einer Ausstellung würde es sich gut machen, im Theater ist es schon im zweiten Jahr ein Hemmschuh für die Protagonisten.

Für diese gab es am Freitag viel Applaus, am allermeisten für Klaus Florian Vogt (fesch mit kurzen Haaren) als Lohengrin – was Ihr Rezensent ob der knabenhaften, nicht heldischen, auch technisch nicht überragend geführten Stimme nicht ganz nachvollziehen kann. Camilla Nylund als Elsa hingegen beeindruckt mit fast zartem, lyrischem Sopran. Mitte August wird Anna Netrebko mit dieser Rolle in Bayreuth debütieren, mal sehen, wie sie sich in der Grottenbahn tut.

Bei der nunmehrigen Wiederaufnahme konnte sie noch nicht singen, weil sie heute in Salzburg mit ihrem Gatten Yusif Eyvazov an der Seite als Adriana Lecouvreur engagiert ist. Da es sich dort um eine konzertante Aufführung handelt, ist szenisch Solches nicht zu befürchten.

Georg Zeppenfeld ist ein erstklassiger König Heinrich, Tomasz Konieczny ein von Jahr zu Jahr besserer, noch kraftvollerer, dennoch präziser Telramund, Elena Pankratova eine hochdramatische Ortrud, Egils Silins ein famoser Heerrufer und auch der Chor beeindruckend.

Das Ereignis des letzten heißen Abends, ehe sich auch über Bayreuth Gewitter zusammenbrauten, ist jedoch Christian Thielemann am Pult des (schon tags zuvor unter der Leitung von Valery Gergiev fabelhaften) Orchesters. Wunderbar strukturiert, farbenprächtig, nobel, aber auch mit dem nötigen Punch ertönt das Werk in einer selten zu hörenden Qualität.