Kultur

"Bad Fucking": Auch das Grausliche zeigen

Auf Facebook durfte der Film „Bad Fucking“ nicht beworben werden. Die englische Wortbedeutung ist für die offiziellen Facebook-Vorschriften zu eindeutig. Dabei handelt es sich bei „Bad Fucking“ doch nur um einen fiktiven Kurort in der oberösterreichischen Provinz. Und man spricht ihn genauso aus, wie man ihn schreibt.

Kurt Palms erfolgreich verkaufter, düster-humoristische Alpenkrimi „Bad Fucking“ von 2010 wurde von Regisseur Harald Sicheritz kompetent als treffsichere Heimatsatire verfilmt (ab Freitag im Kino). Wolfgang Böck spielt überzeugend gierig den Bürgermeister, der das Gemeindebudget verspekuliert, Adele Neuhauser famos eine ausländerfeindliche Innenministerin.

Kurt Palm hat sich die Verfilmung seines Romans im Kino angesehen.

KURIER:Mit welchem Gefühl geht man als Buchautor in die eigene Kinoverfilmung?

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Kurt Palm:Mit einem merkwürdigen Gefühl. Beim Lesen oder Schreiben eines Buches läuft immer ein eigener Film mit. Ich hatte daher meinen Film im Kopf, der natürlich ganz anders aussieht als der, den Harald Sicheritz gedreht hat. Aber ich finde seinen Film über weite Strecken sehr gelungen und gerade auch die Schauspieler besonders gut. Und ich finde es sehr positiv, dass sich der Film nicht anbiedert.

Inwiefern nicht anbiedert?

Er zeigt einfach auch die Grauslichkeiten meines Buches – wie sich der Bürgermeister anspeibt und in die Hose macht, wie der grausliche Gendarm in seinem Aalfutter herumwühlt ... Das wird alles sehr deutlich gezeigt, und das finde ich gut. Der Film setzt nicht auf vordergründige Gags, die es in meinem Buch auch gibt.

Fällt es Ihnen schwer, einen Text jemand anderen zu überlassen?

Überhaupt nicht. Wenn ich lese, Daniel Kehlmann verlässt donnernd die Aufführung eines Theaterstücks, das er geschrieben hat, finde ich das nur lächerlich. Ich hab’ dem Sicheritz das Buch in die Hand gedrückt und ihm gesagt, er kann damit machen, was er will.

Harald Sicheritz hat mit „Muttertag“ und „Hinterholz 8“ Klassiker des Kabarettfilms gedreht. Passte das zu Ihrem Stoff?

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Ich habe ihn gefragt, warum er mein Buch verfilmen will. Und er hat gesagt, er finde den Stoff gerade deshalb interessant, weil er über den sogenannten Kabarettfilm hinausgeht und eine andere Herausforderung ist. Ich fand das überzeugend.

„Bad Fucking“ spielt – ähnlich wie etwa die TV-Serie „Braunschlag“ – in der korrupten Provinz. Hätte sich das auch als Serienmaterial angeboten?

Die Geschichte war ursprünglich als Serie geplant. Das liegt 15 Jahre zurück. Ich habe damals ein Serienkonzept für den ORF entwickelt, das „Bad Fucking“ hieß und sechs Teile hatte. Aber der ORF wollte es, wie so oft, nicht machen. Dann ist der Stoff lange Zeit gelegen. Irgendwann habe ich ihn dann wieder gelesen – dachte: Superstoff! – und habe ihn als Basis für meinen Roman genommen.

Warum eignet sich die Provinz so gut für Korruptionsgeschichten?

Die Schweinereien sind dort deutlicher sichtbar, die Leute hemmungsloser. Die Unternehmer sind klare Machtfaktoren, die über das Schicksal vieler Leute entscheiden. Deshalb hat auch Thomas Bernhard darüber geschrieben, der kannte das aus Ohlsdorf. Auch heute passiert es noch im großen Stil, dass irgendwelche Großbauern oder Adelige Grünland kaufen, zwei Jahre später als Bauland verkaufen und dabei stinkreich werden. Die Wirklichkeit übertrumpft alles, was ich geschrieben habe.

Ein erster Eindruck von "Bad Fucking"

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