Auktionsherbst: Neue Höchstpreise in New York und Wien
Von Michael Huber
Ein "White-Glove-Sale" war es, der in der Nacht zum Mittwoch bei Christie's in New York die Sektkorken knallen ließ: Mit diesem Begriff wird im Fachjargon eine Auktion bezeichnet, bei der alle Lose verkauft wurden, kein liegengebliebenes Werk befleckt die weißen Handschuhe.
Der Auftakt der New Yorker Auktions-Saison wurde von einem Werk Jean-Michel Basquiats angeführt: "The Guilt of Gold Teeth" war mit 40 Millionen US-$ (umgerechnet 34,4 Mio. Euro) das teuerste Werk des Abends, blieb dabei aber am unteren Ende des Schätzwertes. Auf Platz zwei lag der maler Peter Doig, dessen Gemälde "Swamped" mit knapp 40 Millionen US-$ (inklusive Prämien exakt 39,862,500 Dollar oder 34,335,841 Euro) einen neuen Weltrekord für den bereits zuvor hoch gehandelten Künstler markierte.
Auf Platz drei dann der Neuzugang im Olymp der Marktlieblinge: Beeple. Im Vorjahr eine Collage des Gesamtwerks des US-Computerkünstlers als NFT (Non-Fungible Token, eine Art Echtheitszertifikat auf der Blockchain) um rund 70 Millionen Dollar den Besitzer wechselte, ist der Amerikaner (richtiger Name: Mike Winkelmann) das Gesicht des Hypes um NFTs. Bei Christie's gelangte nun ein Objekt zur Auktion, in dem Beeples digitale Werke auf einem dreidimensionalen Display zur Schau gestellt werden. Wie man Social Media entnehmen konnte, verfolgte der Künstler selbst die Auktion - und die Mehrung seines bereits beachtlichen Reichtums - im Auktionssaal mit und investierte selbst einiges Geld in Kunst.
Die Christie's-Auktion, die insgesamt 219 Millionen US-Dollar (188 Mio. Euro) umsetzte, war nur die erste einer ganzen Reihe von Auktionen, von der sich die Kunstbranche dieser Tage viel Bewegung erhofft. Auch in Wien steht derzeit viel Kunst zum Verkauf - einige davon wurde am Montag "Im Kinsky" für den guten Zweck versteigert. Bei der "21. neunerhaus Kunstauktion", teilte das Auktionshaus mit, übertraf der Gesamterlös von 553.000 Euro alle bisherigen Benefizauktionen zugunsten des Wiener Vereins, der Personen ohne Obdach und Wohnung sowie ohne Krankenversicherung betreut. Am meisten erzielte ein unbetiteltes Ölgemälde von Martha Jungwirth aus dem Jahr 2019. Es ging für 62.000 Euro weg.
Venedig in Wien
Das Wiener Dorotheum startete seinerseits am Dienstag mit der "Classic Week"", der Schwerpunktauktionswoche klassischer und alter Kunst. Erstes Highlight bei den "Gemälden des 19. Jahrhunderts" war ein Bild des venezianischen Malers Luigi Querena: Das Historienbild „Der gesegnete Doge Francesco Morosini verlässt im Jahr 1693 Venedig, um auf der Peloponnes gegen die Türken zu kämpfen“ wechselte für 528.000 Euro an einen neuen Besitzer. Das 132 mal 190 Zentimeter messende Werk sei seit über 100 Jahren in einer italienischen Privatsammlung gewesen.
Am Mittwochabend meldete das Haus dann gute Verkäufe bei der Auktion Alter Meister: So war ein Bild der Heiligen Familie aus der Werkstatt Peter Paul Rubens' um 548.218 Euro versteigert worden. Vom venezianischen Maler Jacopo Robusti, genannt Tintoretto, standen gleich mehrere Werke zum Verkauf. Ein 2,6 Meter breites Familienporträt inklusive Gottvater erlöste dabei 415.500 Euro, eine mythologische Szene von „Venus, Mars und Amor“ 315.500 Euro. Erstmals wurden die meisten Bilder per Online-Live-Bidding ersteigert, hieß es in der Aussendung des Dorotheums.