Auktionen: Eine Dreiviertelmilliarde für Kunst an einem Abend
Von Michael Huber
Welches Museum kann 53 Millionen US-Dollar für ein einziges Bild ausgeben? Hierzulande würde man von den Direktorinnen und Direktoren der großen Häuser auf diese Frage wohl nur ein müdes Lächeln ernten. In den USA sind, wohl auch dank der Unterstützung finanzstarker Mäzene hinter den Museen, solche Ankäufe möglich. Das J. Paul Getty Museum in Los Angeles erwarb am Donnerstag (Ortszeit) um eben jene Summe - umgerechnet 46,144,015 Euro - das Bild "Junger Mann am Fenster", ein Hauptwerk des Impressionisten Gustave Caillebotte.
Der Preis für das Gemälde, das die Blütezeit des modernen Paris im späten 19. Jahrhundert zum Ausdruck bringt, markiert einen neuen Höchstwert für Caillebotte, der lange eher in der "zweiten Reihe" der Impressionisten hinter Monet, Renoir oder Degas stand. (Nichtsdestotrotz war er für die Kunstströmung enorm wichtig: Als Sproß einer wohlhabenden Familie malte er nicht nur selbst, sondern kaufte seinen tendenziell mittellosen Kollegen auch zentrale Werke ab. Viele davon bilden heute den Grundstock der Sammlung des Musée d'Orsay in Paris).
Das nun zur Versteigerung gelangte Werk war Teil der Sammlung des Texanischen Öl-Magnaten Edwin L. Cox, der unter dem Titel "The Story of Impressionism" eine eigene Auktion gewidmet war. Neben dem Caillebotte-Werk war es vor allem ein Bild Vincent Van Goghs, das bei der Auktion glänzte: "Cabanes de bois parmi les oliviers et cyprès" ("Holzhäuser unter Olivenbäumen und Zypressen") war mit 71.350.000 US-Dollar (umgerechnet rund 62 Mio. Euro) das Star-Los des Abends.
Insgesamt setzte die Cox-Sammlung laut Christie's 332.031.500 US-Dollar (288.916.962 Euro) um. Gemeinsam mit einer Auktion von Werken des 20. Jahrhunderts - darunter ein von Andy Warhol angefertigtes Porträt des Künstlers Jean-Michel Basquiat, das um rund 40 Millionen US-Dollar den Besitzer wechselte - kam das Auktionshaus auf einen Umsatz von 751.898.000 US-Dollar.