Kultur

Nur die Vögel freuten sich

Journalisten kommen schlecht weg in diesem Buch. Säufer mit Potenzproblemen. Im wahren Leben sind Schauspieler genau so schlimm wie Journalisten: Jeder zweite schreibt neuerdings ein Buch. Zuletzt Franka Potente und James Franco.

August Schmölzer kann man aber wirklich nicht vorwerfen, er unterwerfe sich dem Zeitgeist. Er hat immer schon geschrieben und wurde 1995 für seinen ersten Prosatext, die Novelle "Blemattl", mit dem "Förderpreis deutscher Schriftsteller in Stuttgart" ausgezeichnet. Es folgte ein erotisches Kochbuch (Schmölzer ist gelernter Koch) und das autobiographische "Tor zum Herzen". Und das, obwohl er schauspielerisch gut ausgelastet ist. Der steirische Bauern­bub arbeitete mit Spielberg, Dornhelm oder Glawogger. Dazwischen machte er Fernsehen von "Tatort" bis "Landärztin".

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Nun hat der 55-Jährige wieder Zeit zum Schreiben gefunden: "Der Totengräber im Buchsbaum" handelt von einer Heimkehr, die zur späten Identitätssuche und, das sei verraten, -findung wird: Was im Krieg passiert ist, hat Josef sein Leben lang mit sich herumgetragen. Warum er damals diesem Buben nicht hat helfen können. "Müde und mit dem Gefühl, gescheitert zu sein", besteigt er nun den Zug in Richtung seines Heimatdorfes. Die Wälder fliegen am Fenster vorbei und er erinnert sich, wie er sich als Bub im Buchsbaum hinter dem Elternhaus versteckt hat. Um sich "in eine wärmere Welt zu träumen".

Daheim begrüßen ihn nur die Vögel. Er war nicht einmal bei der Geburt willkommen geheißen worden. "Alt ist er geworden", denkt seine Jugendliebe, als sie ihn sieht.

Unverschnörkselt erzählt Schmölzer von einem Heimkehrer, der spät, aber doch, Frieden mit sich schließt.

Ein sehr österreichisches Buch: Franz-Innerhofer-Anklänge (brutales Landleben), patscherter Sex, Kriegstraumata und Mord. Der Ausweg ist, wie so oft, der Friedhof.

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