Kultur

Auch böse Menschen lieben Rosengärten und Tearooms

Genau hier passiert es: Wo die Nachbarn zu Tee und Gurkensandwiches einladen und wo der Dorfanger zum samstäglichen Cricket Match bittet; wo „das Schwätzchen über den Gartenzaun“ zum Alltag gehört und der Dorf-Vikar jedes seiner Schäfchen kennt. Hier sind die schlimmsten Verbrechen daheim.

Louise Berg Ehlers erzählt in ihrem Buch „Mit Miss Marple aufs Land“, warum englische Krimi-Schriftstellerinnen ihre Tatorte in der ländlichen Idylle zwischen urigen Cottages, romantischen Tearooms und gemütlichen Pubs fanden. Was fasziniert so an der „Brutalität in Arkadien“, wie es die Autorin nennt? Es ist die Fallhöhe zwischen der vermeintlichen Idylle und der dörflichen Realität. Auch böse Menschen mögen schöne Gärten.

Das Schwätzchen über den Gartenzaun– nicht selten ein schlichtes Aushorchen; das vermeintlich harmlose Vögel-Beobachten per Fernglas– ein Ausspionieren. Der böseste Tatort von allen liegt irgendwo im Süden Englands, ist auf keiner Landkarte zu finden und doch kennt ihn jeder, der Miss Marple kennt: St. Mary Mead heißt das unscheinbare Dörfchen, dessen Bukolik Agatha Christie störte.

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In dem ersten Miss-Marple-Krimi „Mord im Pfarrhaus“ war ein Plan des Dorfes abgedruckt, der deutlich macht: Es kann kein klassischeres Dorf geben. Kirche, Pfarrhaus, Postamt. Ein perfekter Tatort. Schon Miss Marples Vorgängerin, die Detektivin Miss Silver, einer Schöpfung von Patricia Wentworth (1878–1961), ermittelte bevorzugt auf dem Lande. Daphne DuMaurier (1907–1989) säte Zwietracht in Cornwall, und die Autorin Ruth Rendell lässt ihren Inspektor Reginald Wexford in der hübschen Klienstadt Kingsmarkham unmoralisches Tun aufdecken.

INFO: Luise Berg-Ehlers: „Mit Miss Marple aufs Land“Verlag Elisabeth Sandmann. 144 S. 20,60 Euro.