Kultur

Der kleine Prinz lebt ewig

Dem Erwachsenen, als er ein Kind war“ – vielleicht beschreibt diese Widmung von Antoine de Saint-Exupéry an einen Freund am besten, was die Faszination seiner Erzählung „Der kleine Prinz“ ausmacht.

Für Elfriede Wegricht, Mitglied im Berufsverband der Psychologen (BÖP), trifft es das exakt: „Diese Episoden mit Begegnungen zu verschiedenen Charakteren berühren alle Bereiche des Lebens – für Kinder ebenso wie für Erwachsene. Jeder findet etwas für sich darin. Das verleiht diesem unglaublich liebenswert geschriebene Buch zeitlose Gültigkeit.“

In diesen Episoden beschreibt ein Icherzähler die Begegnungen eines Buben, der seinen Planeten aus Einsamkeit verlassen hat. Er lernt auf seiner Reise verschiedene Charaktere kennen und findet Freundschaften mit einem Fuchs – und vor allem mit einem in der Wüste gestrandeten Piloten. „Das gesamte Buch beschäftigt sich intensiv mit Beziehungen, zu anderen und auch zu sich selbst“, sagt Wegricht.

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Bis heute wurde das Büchlein in mehr als 200 Sprachen übersetzt und rangiert mit rund 80 Millionen Gesamtauflage unter den „Top 20“ der meistgedruckten Bücher der Weltgeschichte. Dazu kommen Film-, Theater- und Hörspiel-Adaptionen.

Auch das bekannteste Zitat des Buches spielt auf Beziehungen an: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche bleibt für die Augen unsichtbar.“ Dass man diese zwei Sätze in Liebesbriefen und Hochzeitseinladungen ebenso findet wie in Todesanzeigen, zeigt die von Wegricht angesprochene Bandbreite der Emotionen, die Exupéry mit wenigen Worten auszulösen vermag.

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Für Kinder ist „Der kleine Prinz“ auf jeden Fall eine Möglichkeit, den Wert einer Persönlichkeit – die eigene und die anderer – zu entdecken. Ebenso ermöglicht die Geschichte, sich über eine Identifikationsfigur in die Welt der Erwachsenen vorzutasten. „Kinder können sich damit auseinandersetzen und die Geschichte lässt auch genügend Raum für Fantasie.“ Symbole wie die Rose oder der Fuchs, die sich der Prinz im wahrsten Wortsinn vertraut macht, zeigen, „wie man eigentlich eine Beziehung aufbaut“. Für Erwachsene eröffnen sich hingegen Rückzugsnischen im Alltag. „Durch diesen kleinen Buben findet man schnell wieder Zugang zum eigenen inneren Kind. Das ist für viele eine Chance, sich zu entspannen.“

Vom inneren Kind zum Erwachsenen und wieder zurück: „Der kleine Prinz“ kann also durchaus als „Lebensbuch“ gesehen und gelesen werden. Sogar wenn es um Tod und Trauer geht, weil der Prinz auf seinen Planeten zurückkehrt. Es hat etwas Ermutigendes, wenn er sagt: „Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.“

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INFO:Im deutschsprachigen Raum hat derVerlag Karl Rauchanlässlich des Jubiläums eine neue Ausgabe des Werkes herausgegeben - in der Originalübersetzung und mit einer Einführung zur Entstehungsgeschichte. Auf Deutsch erschien das Buch erstmals 1950.
www.karl-rauch-verlag.de

Sein Auftrag an diesem Tag – 31. Juli 1944 – lautete: Deutsche Stellungen in Südfrankreich fotografieren. Dazu benötigte der (mit 44!) spätberufene Kampfflieger Antoine de St-Exupéry nur die Kamera als Waffe. Wie und wo dieser Aufklärungseinsatz (vom alliierten Flughafen Borgo auf Korsika Richtung Marseille) damals endete, blieb beinahe 60 Jahre lang unaufgeklärt.

Die Lockheed P-38 Lightning mit Doppelrumpf – von Hitlers Luftwaffe als „Gabelschwanz-Teufel“ gefürchtet – verschwand spurlos. Mythen en masse tauchten dafür auf: So soll sich der weltberühmte Pilot per Fallschirm gerettet und, des Rummels um seine Person überdrüssig, mit neuer Identität ein Leben in totaler Anonymität aufgebaut haben. Anderen Gerüchten zufolge wäre er von der SS gefangen genommen und heimlich hingerichtet worden.

Heute weiß man’s: Alles nur Hirngespinste. Es scheint fast so wie der letzte Satz seines Welterfolgs: „Es wird aussehen, als wäre ich tot und es wird nicht wahr sein ...“(Der kleine Prinz, siehe oben). Zwar ist der Leichnam des legendären Abenteurers und Autors niemals aufgetaucht, aber dafür wasserdichte forensische Beweise für sein Schicksal.

Wie die Wahrheit – buchstäblich – ans Licht kam, liest sich annähernd so spannend wie ein St-Exupéry-Buch. Am 7. September 1998 entdeckte der französische Fischer Jean- Claude Bianco ein glitzerndes Armband in seinem Netz.

Die Gravur zeigte die Namen des Verschollenen, seiner Ehefrau Consuelo und die New Yorker Verlagsadresse.

Niemand glaubte Bianco. Außer Luc Vanrell. Der erfahrene Tauchprofi verbiss sich in den Fall. Er fand Bilder, auf denen St-Exupéry das Armband trug. Er fand Militärhistoriker, die ihn mit technischen Details „aufmunitionierten“. Und schließlich fand Vanrell am Meeresgrund vor der Ile de Riou unter Dutzenden Flugzeugwracks auch jenes mit der passenden Seriennummer „2734“.

Unklar bleibt, ob sich der Bekenner des Abschusses, der langjährige TV-Sportreporter Horst Rippert (heute 91), diese „Ehre“ zu Recht an die Fahnen heftet.