30er-Jahre-Ästhetik: "Hyäne Fischer" will für Österreich zum ESC
Von Marco Weise
Zuerst dachte man an einen Scherz, eine gut gemachte Spam-Mail; „Hyäne Fischer zum Eurovision Song Contest für Österreich“ stand da in der Betreffzeile der E-Mail. Hyäne statt Helene. Herrlich! Aber dabei handelt es sich um kein Scherzmail, sondern um eine mögliche Kandidatin, die Österreich 2019 in Tel Aviv beim Song Contest vertreten könnte. Und zwar mit dem Song „Im Rausch der Zeit“, der 80er-Jahre Synthie-Disco-Pop mit aktueller Schlager-Ästhetik zwischen Oktoberfest, Skihütten-Trash und Alpen-Donau-Folklore. Helene Fischers "Atemlos" ist da nicht weit weg.
Das Video dazu (siehe unten) sieht aus wie ein Heimatfilm aus der Propagandamaschinerie der Nationalsozialisten, Leni Riefenstahl lässt grüßen. Der Text dazu passt dann auch gut zu der alpinen, romantisch verklärten Landschaft, in der das Video gedreht wurde. „Siehst du den Nebel in den Bergen stehn? Spürst du den Sturm? Er wird wieder vergehn. Hörst du den Wind? Er singt ein altes Lied...“ Dazu haben vier Damen im lodengrünen Mantel Spaß im Wald und in der "Villa Daheim". Das erinnert fern an Aufnahmen vom Obersalzberg, wo Eva Braun an der Seite von Adolf Hitler aufs Reich runtergeschaut hat. Heimat, Tradition, Kameradschaft. Hier ist die Welt noch heil.
Aber wer steckt hinter dem Projekt Hyäne Fischer? Der bereits in einigen Medienberichten geäußerte Verdacht, dass es sich dabei um ein Hysteria-Projekt handelt, konnte laut KURIER-Recherchen nicht bestätigt werden. Die Hysteria, dabei handelt es sich um eine linkes und feministisches Projekt, das die Rituale von Burschenschaften satirisch aufgreift, streitet auf ihrer Facebook-Seite jede Verbindung zur "Glitzerwelt des Showbusiness" ab. Fest steht aber, dass Mitglieder wie Autorin Stefanie Sargnagel, den Song von Hyäne Fischer öffentlich unterstützen.
Wer nach einer klaren politischen Botschaft in den Lyrics sucht, wird am ersten Blick keine ausmachen können. Wenn doch, dann „ist es nicht so gemeint“, wie es im Text des Songs heißt. Ein situationselastisches Statement, mit dem sich neuerdings vieles rechtfertigen lässt: Hasspostings, Beschimpfungen, Untergriffe, Übergriffe, Verhetzungen etc. Ach, alles nicht so gemeint...
In diesem Zusammenhang kann man "Im Rausch der Zeit" als Soundtrack zur allseitigen politischen Renaissance der 1930er begreifen.