Zähneputzen
Von Guido Tartarotti
Unserer Leserin Irmgard O. ist etwas Interessantes aufgefallen: Im Fernsehen wird plötzlich ausdauernd zähnegeputzt. „Sei es in banalen Durchschnittsserien, Kriminalfilmen, Problemfilmen oder Unterhaltungsfilmen – mindestens einmal pro Werk geht jemand zähneputzend durchs Bild.“
In Problemfilmen kann man das ja noch verstehen: Möglicherweise dient das Zähneputzen dort als Metapher für die Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins. Ich warte darauf, dass ein fünfstündiger usbekischer Schwarz-Weiß-Film über das Zähneputzen in der Steppe die Goldene Palme gewinnt. Vielleicht ist das Zähneputzen ja auch ein passendes Bild für die Corona-Zeit: Man hat ständig Schaum vor dem Mund. Vielleicht ist es aber auch nur eine Ausrede, damit man nicht deutlich sprechen muss. Deutliches Sprechen ist in zeitgenössischen Filmen ja hochgradig uncool.