Kolumnen

Über den Tellerrand: Wohlwollendes Lächeln wäre auch eine Idee

Man nannte mich wegen jüngst verfasster Zeilen zynisch und in Kenntnis meiner Person muss ich dem – Kopf gesenkt – beipflichten.

Daher möchte ich mich beim Leser Michael P. entschuldigen. Ihm, der nach eigener Auskunft staatlich geprüfter Lehrwart im Bahnengolf und allgemeiner Trainer ist, stießen meine Ausführungen über das Minigolfspiel am vergangenen Sonntag sauer auf. Ich kann ihn erstens verstehen und zweitens nur bewundern: Obwohl er lesbar erschüttert über meine Zeilen war („sinnloseste Sportart und glücksbasierendes Schlägergeschwinge“), beginnt er sein E-Mail mit „sehr geehrter Herr Halbhuber“ (gut, das heißt noch nix, die schlimmsten Anflegelungen im Leben kommen immer im Frack daher) und schließt es mit freundlichen Grüßen. Ein Lehrstück höflicher Kritik.
Zwischen Anfang und Ende erläutert er diesen schönen Sport, der wie andere olympische Sportarten auch ohne intensive Bewegung auskommt und wahrscheinlich die einzige Sportart ist, welche vom Volksschulkind bis zum Greis gemeinsam betrieben werden kann. Leser P. wirft die geringe Verletzungsgefahr und das hohe Durchhaltevermögen in den argumentativen Ring, auch nötige Konzentration, Disziplin, Kreativität und das Vorstellungsvermögen.

Schließlich sagt er: Minigolf abzukanzeln ist ein starkes Stück. Und natürlich hat er recht.

Abkanzelungen sind immer ein starkes und zugleich schwaches Stück. Das ist das Problem des modernen Zynismus. An sich leitet er sich nur von einer skeptischen Denkschule im alten Griechenland ab, aber heute tritt er immer mit Spott und Hohn auf – und beides tut einer Gesellschaft nie gut. In keinem Freundeskreis, in keiner Eltern-Kind-Konstellation, nicht am Stammtisch, nicht im Parlament. Und auf keiner Minigolfbahn.

Ich habe natürlich gar nichts gegen Minigolf, aber ein wenig Zynismus hilft halt manchmal sehr gut durch Urlaubssituationen, die ja an Absurditäten nicht sparen. Etwa wenn man auf steilen Wanderpfaden Touristen in Flipflops trifft. Oder sie den grauslichsten Obstler verkosten sieht. Und wenn man an einem nur für Touristen ausgerichteten Folklorefest vorbeikommt, bei dem Kaiser und Peter Alexander beschworen werden wie die Grundpfeiler der österreichischen Identität.

Was bleibt einem denn dann anderes übrig?