Kolumnen

Über den Tellerrand: Man hat gefälligst einen Urlaub zu inszenieren!

Selbst wenn es der Urlaub ist. Ich möchte keine Träume zerplatzen, aber das liegt schlicht und einfach daran, dass Urlaub natürlich längst eine Pflichterfüllung geworden ist.

Dabei kam alles ganz anders, der Begriff leitet sich sprachlich vom althochdeutschen Wort urloup ab, was schlicht „Erlaubnis“ meinte. Ein Ritter oder anderer wichtiger Mensch am Königshof fragte seinen Chef (den König) oder seine Dame (Herzkönigin) irgendwie so „Gebt mit bitte einen urloup“ und die nickten gönnerhaft und dann so ein gegenseitiges Verbeuge und der Ritter durfte endlich mal aus seiner Rüstung. Später baten damit auch Knechte und Mägde bei ihrem Ur (Großbauern) um Abwesenheitserlaubnis. Interessanterweise tauchte das Wort auch in Liebesliedern auf, es konnte damit eine Beziehung auf Pause geschaltet werden, wenn Handwerksburschen auf die Walz gingen. Man kann sich einigermaßen ausmalen, wofür diese Erlaubnis genau erteilt wurde, aber man hat Verständnis, Fernbeziehungen waren vor Smartphone und Videotelefonie noch lästiger und leidenschaftsloser als sie es heute sind. Später gab es natürlich noch den Fronturlaub, damit Soldaten das Elend des Schützengrabens endlich einmal gegen das Elend der Armut daheim tauschen konnten.

Heute bezeichnet der Urlaub nicht bloß die bezahlte Dienstfreistellung, sondern im umgekehrten Sinn auch das, was man aus dieser Zeit macht. Man nimmt Urlaub, um auf Urlaub zu fahren. Und in diesem angewandten Urlaub erlauben sich viele nichts mehr, sondern verpflichten sich. Zum Beispiel eh das beste Hotel zu finden. Oder das Buffet dort wirklich exzellent auszunützen. (Das Winter-Pendant zu diesem Alles-Ausnützen-Typus sind die Ski-Vielfahrer, die bei grausigstem Wetter und Schnee noch um 16 Uhr 03 auf den Lift hüpfen, als ob sie Kilometergeld rückerstattet bekämen.) Oder auch alle Top-Sights zu besuchen und bei jedem das perfekte Foto von sich zu inszenieren. Und zwischendurch auch wirklich extrem entspannt am Strand zu liegen und nichts zu tun, weil hallo, es muss Erholung her, ERHOLUNG!!!!!

Seien Sie nicht zu streng mit sich! Schönen Urlaub!