Kolumnen

Über den Tellerrand: He, du hast da eine Erbse im Bart

Ich möchte mich gleich entschuldigen, dass auf diesen Reiseseiten gar so viele bärtige Männer auftauchen. Es liegt dem kein geheimer Weltübernahmeplan der Bärtigen, angeführt von Ihrem Kolumnenautor, zugrunde. Interessanterweise tragen heutzutage größenwahnsinnige Weltlenker ohnehin keine Bärte mehr, man darf die Kinne von Trump bis Putin bar bewundern. Nein, die bärtige Ballung auf diesen Reiseseiten ist purer Zufall.Viel wichtiger scheint mir sowieso, über das von Kolumnisten Kralicek angeschnittene Thema Rosine näher zu beleuchten. Er, der übrigens keinen Bart trägt, erzählt von der häufigen Ablehnung dieses Dörrobstes. Ich habe das natürlich auch schon oft beobachtet, denn die Rosine ist eine Schlüsselpassage in der Kaiserschmarrn-Zubereitung. Wer schon für andere Kaiserschmarrn kochte, zum Beispiel wenn man zwei Kinder hat und die gerne Freunde mitbringen, weiß um die heikle Frage: mit oder ohne.

Dabei ist die Rosine leicht zu beseitigen, im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann sie ganz einfach, ohne Aufwand an den Rand seines Tellers schieben und den Kaiserschmarrn rosinenlos genießen. Auch färbt sie geschmacklich nicht auf das Essen ab wie andere umstrittene Einzelzutaten. Von einem Zwiebelhasser etwa zu verlangen, er möge die Zwiebelstücke aus dem Essen schieben, ist unzumutbar. Das Essen schmeckt nach Zwiebeln, da verstehe ich den Unmut am Dinnertable. Obwohl ich mir selbst, das möchte ich betonen, eine Küche ganz ohne Zwiebel und Rosine gar nicht vorstellen will.

Ebenso verhält es sich mit den Gemüsen. Eine Erbse kann doch kein Problem sein, die lässt sich sogar aus dem Essen rollen, was weniger Kraftaufwand als Schieben bedeutet. Eine teilzerkochte Zucchini oder Melanzani hingegen haftet an allem, das im und auf dem Teller liegt, man kriegt da nichts mehr sortenrein hin. Brokkoli ist ein Hybrid, zwar klar zu trennen, aber die abgefallenen grünen Kügelchen des baumhaften Gemüses sind nicht mehr zu eliminieren.

Man kann diese Unterschiede natürlich auch gut daran erkennen, wie sehr diese Zutaten in einem Bart haften bleiben. So sah man zum Beispiel noch nie einen Bartträger mit Erbsen im Gesichtshaar.