Kolumnen

Paaradox: Verkehrs- Hindernisse

SIE

Selten,  aber doch gibt es Tage, an denen du aufwachst und denkst: Das Leben ist ein Glückskeks, voll supi. Man steht heiter auf, frühstückt heiter, arbeitet heiter und steigt irgendwann heiter in das Automobil des Mannes nebenan, um zum Lieblingsitaliener zu fahren. Alles happypeppi – bis er auf einmal rechts abbiegt. Im Plauderton frage ich nun: Warum fährst du eigentlich so? Ich würde so nicht fahren. Worauf er mit einer  Gegenfrage im Serienkiller-Ton kontert: Sondern? An der Art und Weise wie er dieses SONDERN? zwischen uns pflockt, wird klar: Heiterkeit, baba! Denn natürlich nehme ich sensibel wahr, was er am liebsten gesagt hätte, nämlich: SONDERN… du G’scheite?

Legendäre Zeitersparnis

Mit präziser Verlässlichkeit beginnt nun ein  eskalierender Dialog über die schnellste Route zum Lieblingsitaliener, in dessen Rahmen er mir nicht nur Ahnungslosigkeit attestiert, sondern auch eine exakte Liste der Gesamtzahl umfahrener Ampeln aufzählt und die damit verbundene Zeitersparnis. Die allerdings – aus meiner Sicht – im Hundertstelsekundenbereich liegt. Und so sehr ich  sonst Stau verabscheue, freue ich mich dann wie narrisch, wenn wir im Zuge seiner ganzen Umfahrungsmaßnahmen in irgendeiner Nebengasse plötzlich nicht mehr weiterkommen, weil vor uns zirka 99 andere Verkehrsteilnehmerdodeln genau dieselbe Ausweich-Idee hatten. Tief  drin juble ich:  Yess! und fühle mich hochgradig euphorisch. Ihm hingegen schmettere ich jenen Satz volley ins  Leben, den er ganz sicher am meisten hasst: Und? Hab ich’s nicht g’sagt?  Dann wird es entweder sehr laut im Fahrgastraum unseres Pkws –  oder sehr, sehr still.


PAARADOX NEU: 22. 2.,   Danubium, 1. + 2. 3., Wilheringerhof, 15. 3., Bruno, 16. 3. Kottingbrunn.

Alle Termine: paaradox.at
Facebook: gabriele.kuhnfacebook.com/GabrieleKuhn60

ER

Mitunter sage ich vor  dem Fahrtantritt bewusst Sätze wie: „Wollen Sie, gnä Kuhn, mit Ihrem hier anwesenden Traummann, Herr Michael Hufnagl, die Autoreise-Ehe eingehen, ihn auf allen  Kreuzungen lieben und ehren, bis die Ankunft am Zielort Sie scheidet, dann antworten Sie bitte mit Ja.“ Diese Formel inkludiert freilich ein Schweigegelübde hinsichtlich möglicher Weg-Optionen. Denn selbstverständlich ist es nicht so, dass die Liebste zu Beginn des gemeinsamen Ausflugs ihre Vorstellungen einer idealen Route beim Piloten deponiert, das wäre ja durchaus vernünftig. Oh nein! Stattdessen ist sie die Gralshüterin jenes Wissens, das mit öder Verlässlichkeit erst im Nachhinein zur Entfaltung gerät. Heißt: Wenn ich aus gutem Grund  die Ausweichstrecke genommen habe, wo es ausnahmsweise  auch kein Weiterkommen gibt, meldet sie sich mit einem zarten Hauch der Gereiztheit, um  als Frau Oberg’scheit („Ich wäre ja ...“, „Ich hätte ja ...“) zu glänzen. Und kaum etwas vermag einen staubedienten Fahrer mehr zu provozieren als eine neunmalkluge Konjunktiv-Königin.

Nur gemeint

Daher sage ich dann gerne: „Alles klar, ich steige jetzt aus, du übernimmst das Lenkrad, und ich verspreche, ich sage kein Wort und huldige jeder deiner grandiosen Entscheidungen.“ Dann antwortet sie garantiert: „Also das ist jetzt echt eine kindische Reaktion. Ich hab’ ja nur gemeint ...“ Ganz genau. Nur gemeint. Als wäre das nicht der berühmteste Halbsatz, mit dem sich Heerscharen von Scheidungsrichtern Tag für Tag beschäftigen müssen. Ja, unser ganzes Leben ist geprägt von der immerwährenden Frage „Abbiegen oder nicht?“ . Und von der Antwort: „Egal, Hauptsache, es ist grün.“  

Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 18. 2. Wien (Studio Akzent)
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