Paaradox: Hm, wer macht’s?
SIE
Das magische Wort heißt Lösungskompetenz, und im Zweifelsfall hat der Mann nebenan noch nie davon gehört. Mit Zweifelsfall bin ich gemeint, sonst brilliert er mit seinem Alpha-Bravo-Charlie-alles-im-Griff-Checkertum, verknüpft mit dem Satz: Hier ist der Mann fürs Grobe, was gibt’s? Da hofft er dann auf einen Ansturm jener, die gefühlte Lichtjahre darauf gewartet haben, ihr Schicksal in die Hände der Troubleshooter-Legende zu legen. Motto: Wie war ich? Und wehe, ich sage nix oder nur „Nojo“.
Jössas, stimmt!
Hier, in den Ebenen der Ehemühen ist aber eh alles anders. Hier fallen täglich Sätze wie Der Geschirrspüler stinkt so komisch oder Schau, das Hemd hat Flecken. Von Lösungskompetenz keine Rede, und das Hier bin ich, was gibt’s-Getue ist auch leider im Off-Modus. Stattdessen ist er zutiefst davon überzeugt, dass die häufige Wiederholung solcher Aussagen reicht, damit sich was tut. Dass der Geschirrspüler sich beispielsweise endlich schüttelt und sagt. „Stimmt, jössas! Ich muss mich wieder einmal waschen.“ Oder das Hemd in die Putzerei bummelt, um sich in die kundigen Hände eines Reinigungscoachs zu begeben: „Schönen guten Tag, ich habe ein Fleckenproblem. Könnten wir das lösen?“ Aber nein. Lösen tut hier nur eine was und die heißt Gnä Tun. Also duftet der Geschirrspüler nun nach Flieder und das Hemd wurde in Fetzen zerschnitten, weil die Dame in der Putzerei leider meinte: „Ui, die gehen nimmer raus, das hätten’s nicht so lange warten dürfen.“ Pech, es war leider sein Lieblingshemd. Damit könnte der ehemalige Hemdbesitzer theoretisch die Fenster putzen, von denen er zuletzt mehrmals behauptet hat, sie würden „eigentlich sehr dreckig sein“. Aber vermutlich gehen sich die Fenster eh von alleine brausen.
ER
Sind wir doch ehrlich (worum zumindest ich mich an dieser Stelle regelmäßig bemühe): So eine Ehe ist nach einigen gemeinsamen Jahren schon auch eine hoch entwickelte Kunstform gegenseitigen Belauerns. Heißt: Unter den vielen Tätigkeiten aus der
Kategorie Alltagserledigungen tauchen mitunter jene To-do-Grenzfälle auf, die im weiten Feld der Haushaltsteilung nicht eindeutig zuzuordnen sind. Das Spezielle daran ist, dass genau das nicht angesprochen wird. Stattdessen hofft jeder, dass sich die störende Angelegenheit von alleine löst. Was nichts anders bedeutet als: Wurscht, wer es tut, wichtig ist nur, dass ich’s nicht bin. Das kann in ein tagelanges Ignorieren ausarten, bis es endlich jemandem zu blöd wird.
Eine Frage des Stolzes
Bei uns daheim ist der Papiermist so ein Beispiel. Der stapelt sich nämlich im vorgesehenen Korb mit Vorliebe so hoch, dass es wie in guten alten Mikado-Zeiten zum Extremsport wird, doch noch ein allerallerletztes Zettelchen geschickt zu entsorgen, ohne den Berg zum Kippen zu bringen. In zehn von zehn Fällen ist der Jemand, der dann doch die rund fünfzehn Meter zum Müllraum zur großen Papiertonne geht, der Hufnagl. Es gibt aber, ich gestehe es, durchaus auch ähnliche Situationen, in denen gnä Kuhn am Ende die Nerven verliert. Was uns dabei eint: Niemand sagt laut, dass er sich um das Offensichtliche gekümmert hat. Aus Stolz. Denn beleidigte Hinweise würde dem Handeln die Größe nehmen. Daher war ich umso verblüffter über die Kolumne der Liebsten. Es scheint, als hätte sie unser stinkender Geschirrspüler aus der Reserve gelockt. Ha! Ich notiere: Klarer Punktesieg für mich.
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 3. 10. Vöcklabruck, 4. 10. Salzburg, 6. 10. Tulln, 10. 10. Wr. Neustadt