Ostern heuer anders: Da kennt sich ja kein Hund aus
Von Birgit Braunrath
Ostern verläuft heuer nicht ganz nach Plan. Wir bleiben spontan zu Hause, haben sie gesagt. Irgendwas ist anders als sonst – sehr, sehr anders.
Obwohl aus Sicht eines Beagles alles bestens ist. Drei Meutemitglieder hocken ständig brav daheim, die Eier sind gefärbt, die Pinzen gebacken, die Schinken in hausgemachten Brotteig gepackt.
Eigentlich wollten wir am Karsamstag nach der Speisenweihe, wie jedes Jahr, zufällig über den Kirchenplatz gehen. Man weiß ja nie, was vom Osterschinken abfällt. Aber die Speisenweihe ist abgesagt. Man solle selbst „über den Speisen ein Tischgebet sprechen“, das würde „heuer ausreichen“, lässt der Pfarrer ausrichten. Hat der eine Ahnung! Als ob ein Gebet einen Beagle satt machen könnte.
Eigentlich wollten wir die groß gewordenen Kinder am Ostersonntag durch Rituale wie Eierpecken wieder klein werden lassen. Aber der Große ist plötzlich zurück im Zivildienst, Sanitäter, und sagt, wir dürfen ihm sein Osternest höchstens mit zwei Metern Entfernung auf dem Gehsteig vor seiner Wohnung übergeben, da er Kontakt mit gefährlichen Menschen habe. Ziemlich seltsames Verhalten für jemanden, der der Pubertät längst entwachsen sein müsste.
Versorgungskiste statt Osternest
Eigentlich wollten wir im Garten der Großeltern Eier suchen. Allen voran der Beagle, denn der sucht nicht mit den Augen, sondern mit der Nase – und das funktioniert besser. Aber die Großeltern bekamen heuer von uns kein Osternest mit bunten Eiern und Schokohasen am Ostersonntag im Garten versteckt, sondern eine Kiste mit Milch und Eiern und Spinat und Kohlrabi und Bananen und Birnen am Gründonnerstag in den Garten gestellt. Ein seltsamer neuer Osterbrauch, der sich in mittlerweile zehn Beaglejahren so nie zugetragen hat.
Eigentlich wollten wir am Ostermontag nach Colmar fahren – einen alten Freund im Elsass besuchen. Aber trotz gültiger Impfungen und Hundepapiere ist das Reisen angeblich nicht erlaubt, egal, ob mit oder ohne Beagle.
Da kennt sich ja kein Hund aus. Aber vielleicht ist das gar nicht nötig. Wir bleiben heuer daheim, haben sie gesagt. Und nächstes Jahr werden wir Eier verstecken und pecken wie noch nie. Und der Freund im Elsass soll bitte auf uns warten, spätestens Ostern 2021 läuten wir bei ihm an.