Kolumnen

Kleine emotionale Erschütterungen

Frühling ist...

... wenn im Prater wieder die Bäume – nein, falsch, wenn im Prater wieder die Menschen mit Sackerln hinter Bäumen und Büschen hocken, um das einzusammeln, was unsere Mütter und Großmütter Knofelspinat nannten. Warum sie das tun? Das ist im wahrsten Sinne des Wortes Geschmackssache.

Frühling ist auch, wenn auf durchaus gut frequentierten Straßen, sagen wir, der Auhofstraße, Frauen mit Daunenjacke, Pudelmütze und Flipflops vulgo Zechenschlapferln vom Kosmetikstudio heimgehen, damit der Nagellack auf den Zehennägeln trocknen kann.

Frühling ist weiters, wenn die rucksackbepackten Seniorengruppen am Bahnhof Hütteldorf wieder größer werden. Zwischen acht und neun Uhr Früh ist dort ein beliebter Treffpunkt für Ausflüge in den Lainzer Tiergarten, nach Purkersdorf oder weiter westwärts. Am Weg in die Arbeit frisst einen manchmal ein bisserl der Neid.

Und Frühling ist selbstverständlich vor allem dann, wenn japanische Partnerstädte Wien besuchen. Nun war eine Delegation unter der Leitung von Herrn Hideki Doi aus der Partnerstadt Tamba zu Besuch in Hietzing und hat der Bezirksvorsteherin als Gastgeschenk Raupen gebracht. Der Beipackzettel für die 66 Tiere beruhigt: Die Raupen ernähren sich vorrangig vom asiatischen, ersatzweise vom australischen Zürgelbaum. Da besteht für unsereins glücklicherweise keine Gefahr. Apropos Futterversorgung: Frühling ist außerdem, wenn die Katze wieder Mäuse heimbringt, gerne auch lebendige, damit die motorisch gestörten Menschen sich auch einmal bewegen.

Vor allem aber ist Frühling, wenn einem Da r Abrüü emotional ein bisserl zu setzt.

Da r Abrüü legt sei Hostienblal aus Sun und aus Reng auf d fawintate Zungan.

Das H.C. Artmann-Gedicht haben Willi Resetarits und der Stubenblues vertont, jetzt gibt’s eine Version mit den Neuen Wiener Conzert Schrammeln. Und die ist dermaßen bezaubernd, dass man meinen könnte, man hätte ein Wisum fian Himö ergattert.