Kolumnen

Johannas Fest: Auf des Messers Schneide

„Was schenken wir ihm zum Runden?“, fragte mich der Göttergatte vor der Geburtstagsfeier unseres Freundes Fabian. Da ich ahnte, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte, hielt ich mich mit Vorschlägen zurück. „Ein Messer?“, schlug der Angetraute vor und ich wusste, dass es sich um keinen Diskussionsbeitrag, sondern um eine beschlossene Sache handelte. Er ist nämlich überzeugt, dass alle Männer Messer lieben.

Der Grundstein für diese Liebe dürfte schon in dem Alter, als sie noch die Bäume hochkletterten, mit dem ersten Taschenfeitel gelegt worden sein. Jahrzehnte später sind erwachsenen Schnipslern die kunstvoll geschmiedeten Klingen – möglichst japanischer Provenienz – bis zu mehrere Hundert Euro wert. Besteht das Werkzeug den Paradeiser-Test – es muss mühelos wie eine Rasierklinge durch dessen Haut gleiten – gilt es als Preziosen unter den Küchenutensilien.

„Schneiden ist ein Lebensgefühl, wenn man das einmal erlebt hat, kann man nicht mehr weg davon“, brachte es der eidgenössische Vorzeigekoch Richard Kägi auf den Punkt.

Wer sich einmal zu einer Investition in ein Victorinox-Damast-Brotmesser (599 €) oder in einen Nesmuk Soul Slicer (16 Zentimeter, 370 €) entschieden hat, hütet diese wie seine Augäpfel. Schließlich droht von überall her Gefahr: von der Putzfrau, die sie in den Geschirrspüler legt, der besseren Hälfte, die sie mit der grünen Schwammseite malträtiert, oder auch nur so zu anderen Messern in die Schublade bugsiert, dass sie zerkratzen. Am besten schenkt man zum Schneidewerkzeug eine versperrbare Schatzkiste mit und legt den GefährderInnen der Schärfe somit das Handwerk!