Kolumnen

Falsch ausgelegte Besitzansprüche

Felix Gasselich hatte im Europacup in Istanbul die Gegner einst schwindelig gespielt – ein Video von seinem Zaubertor kann auch 37 Jahre danach noch via YouTube bewundert werden.

Aktuell ist Gasselich Präsident des Austria-Legendenklubs und unbequemster Kritiker zugleich. „Die Austria-Damen von USC Landhaus trainieren mehr als unsere Herren Stars von der Kampfmannschaft“, behauptet allen Ernstes Austrias Jahrhundertschütze, der aber auch das Verhalten von violetten Extrem-Fans als einer Austria unwürdig empfindet.

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Protestierer

Dass nach sieben Spielen das Warten auf den ersten Austria-Sieg die Anhänger wütend macht, ist nachvollziehbar;

... dass violette Radikalinskis mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln (letztlich erfolgreich) ein Cupfinale Rapid – Salzburg im Austria-Stadion (mit)verhindert haben, löst auch im Austria-Lager die unterschiedlichsten Reaktionen aus;

... dass sogar das österreichische Nationalteam anlässlich des Länderspieles gegen Schweden per Spruchbändern und Social Media als „unerwünscht in Favoriten“ erklärt wurde, geht schon gar nicht. Fehlt nur noch, dass Austria-Hardliner auch gegen das im Austria-Stadion stattfindende Finale in der Damen-Champions-League 2020 protestieren.

Warum der ÖFB als Veranstalter das Austria-Stadion bevorzugt und nach den Fan-Protesten am 1. Mai beim Cupfinale Rapidler und Salzburg lieber in Klagenfurt statt im Happel-Stadion gegen den Ball arbeiten lässt?

Weil die Gemeinde Wien als Happel-Stadion-Vermieter recht kühn sein kann, wie der ÖFB erst kürzlich zur Kenntnis nehmen musste, als für ein einziges Training der österreichischen U-19-Auswahl 11.000 Euro verlangt wurden. Das Argument: Das Prater-Feld hinter dem Betonoval musste bis lang nach Mitternacht überstundenintensiv spieltauglich gemacht werden.

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Schuldenlast

Warum die Austria so oft wie möglich ihr Favoritner Stadion vermieten möchte? Auch das hat seinen finanziellen Grund. Nach dem (sehr gelungenen) Ausbau der violetten Generali-Arena gilt es noch Summen im siebenstelligen Bereich abzustottern. Solche Argumente zählen für die aggressive Abteilung auf der Favoritner Ost-Tribüne offensichtlich nicht. Womit sie ihren Feinden vom Rapid Block West doch sehr ähneln, zumal letztere nach wie vor die Bezeichnung Allianz-Stadion nicht akzeptieren. Der Sponsor soll zahlen und kuschen. Ein Motto, welches für Fußball-Ultras in ganz Europa Gültigkeit zu haben scheint.

Nur können jenseits vom Alpenkick die Traditionsklubs von Mitgliedergebühren Zigtausender profitieren. In der vermeintlichen Sportstadt Wien indes reichen die Eintrittsgelder der Austria-Hardcore-Fans grob geschätzt dazu aus, um den Spielbetrieb der tüchtigen Austria-Damen zu sichern.