Kolumnen/Claudias Chaostruppe

Es ist nicht wichtig, was er von dir denkt

Ich bin Mama von drei Töchtern. Zwei davon kommen nun in das Alter, in dem sie sich für andere Menschen mehr als freundschaftlich interessieren. Es kann sein, dass jemand in love oder fz (fix zam) ist, dass man einen crush (Schwarm) hat oder gebasht wird (tut weh). Ich lerne gerade viel neues Vokabular, mit dem ich selbstbewusst um mich schmeiße. Ich komme nämlich wiederum in das Alter, in dem mir gar nichts mehr peinlich ist.

Was passierte intuitiv, als ich diese Entwicklung bemerkte? Es sprudelte aus mir raus, ich musste Reden schwingen. Darüber, dass sie sich niemals für einen anderen Menschen verbiegen, sich nie kleiner machen lassen sollen. Dass Respekt, Wertschätzung und Augenhöhe wichtiger sind als ein teures Smartphone. Dass sie genau darauf achten sollen, wie der „crush“ über andere redet. Dass sie sehr schnell laufen sollen, wenn sie rassistische, homophobe oder frauenfeindliche Tendenzen bemerken. Und so weiter und so fort.

Sie ließen den Sermon über sich ergehen, eventuell wurde das eine oder andere Auge verdreht, aber sie haben zugehört.

Schminken & hungern

In den vergangenen dreißig Jahren hat sich wenig verändert: Mädchen und junge Frauen machen sich noch immer viel zu viele Gedanken darüber, was Buben und Männer von ihnen halten. Sie reden darüber, sie handeln danach. Sie schminken sich passend und hungern sich zurecht. Sind lieber zu leise, als zu laut.

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Ich kenne so viele kreative, reflektierte, intelligente, neugierige Mädchen und junge Frauen. Was sie alle für ihre Entwicklung nicht brauchen: Männliche Bestätigung und Anerkennung.

Stattdessen das Wissen und Erleben, dass sie selbst stark und handlungsfähig sind. Dass echte Freundschaften unbezahlbar sind und dass wir alle niemandem gefallen müssen außer uns selbst.