Chaos de luxe: Panik-Pornos im Shutdown
Von Polly Adler
Meine Träume sind neuerdings echte Panik-Pornos. Überbordend von furchtbaren Ängsten, von strategisch sehr ausgeschlafenen Stalkern verfolgt zu werden. Manchmal catert mir mein Unbewusstes auch tatsächlich das bestellte Happy End, in dem ich zum Beispiel die graugesichtigen Fieslinge, die was von Harry Potters Totessern haben, mit einer Federboa verdresche. Die türkise Federboa hat natürlich magische Kräfte und stellt die Zwerge des Grauens ruhig. Die Federboa als Metapher für mein hoffentlich gut ausgeschlafenes Immunsystem, vermute ich. Träume sind „seelische Klospülungen“, wie der Wiener Psychoanalytiker Felix de Mendelssohn das nannte. Neuerdings halte ich telefonische Traumsessions mit meinen Freunden ab und notiere wie wild. Bei denen tobt die Fantasie, die durch die unterdrückten Ängste dringt, auch wie auf einem etwas aus dem Ruder geratenen LSD-Trip. Wir sind uns sehr nahe bei den Schilderungen unseres nocturnen Irrsinns. M, meine literaturverrückte Freundin, trimmte sich natürlich gleich wieder ein Hemingway-Zitat zurecht: „Tagsüber, meine Liebe, sind wir lausige Akrobaten, aber nachts, da springen wir.“ Nach der Pressekonferenz der nahezu anrührend inkompetenten Kulturstaatssekretärin träumte ich von einem nahezu leeren Rabenhof Theater, in dem im Zuschauerraum sieben maskierte Menschen in einem Abstand von 20 Metern saßen. Ich ließ auf der Bühne eine Scherz-Lawine los, an der ich lange getüftelt hatte, und dachte dabei, dass ich von meiner Waschmaschine mehr Feedback bekommen würde, als von diesen Salzsäulen von Zuschauern. Was wahrscheinlich damit zu tun hat, dass ich nach Wochen des Echtmenschen-Entzugs schon meiner Waschmaschine Witze erzähle. Der Herr vom Psychosozialen Notruf erklärte mir, dass ich mir deswegen keine Sorgen machen müsse. Ich möge mich nur dann wieder melden, wenn die Waschmaschine rotzfrech wird und zurückredet.