Kolumnen

Aufregerthema

Im Redaktionskomitee der Wiener Ansichten waren wir übereingekommen, dass manche Themen ohne unseren Senf auskommen müssen. Einerseits, weil sie ohnehin gut medial vertreten sind, andererseits, weil sich unsere Aufregung über manche Aufregerthemen in Grenzen hält. So verliefen etwa die Debatten zu andernorts wild diskutierten Themen wie dem Planschbecken am Gürtel innerhalb des Komitees recht leidenschaftslos.

Bis jetzt. Jetzt haben auch wir eine Meinung zur „Gürtelfrische West“. Denn immer öfter hört man nun, es gehe bei dem elf Meter langen Schwimmbecken an der Kreuzung Gürtel und Felberstraße gar nicht um Badefreuden, sondern um einen Test. Rund um die Gürtelmitte wird sich in den nächsten Jahren baulich viel tun. Das ist wichtig und richtig. Gestaut hat es sich dort nämlich auch ohne Planschbecken und die mehrspurige Stadtautobahn namens Gürtel ist in ihrer jetzigen Form völlig retro. Hier Verkehrsmaßnahmen zu überlegen und auszutesten, ist legitim. Kommuniziert wurde das allerdings ganz anders. Nämlich als bahnbrechendes Freizeitprojekt für die, die sich keine Sommerfrische leisten können.

Und so behaupten nun die Verteidiger der patscherten Gürtelbadewanne, Kritiker würden den Bewohnern dieser trüben Gegend keinen Spaß gönnen. Als ob die Wiener auf ein paar Meter Plastikrasen und eine Wanne für sieben Leute gewartet hätten.

Man muss jetzt nicht darauf hinweisen, was das Rote Wien vor hundert Jahren in dieser Hinsicht geleistet hat. Das machen die Roten von Heute eh dauernd. Aber hier eine nüchterne Aufzählung: Die Stadt Wien betreibt elf Familienbäder, fünf Hallenbäder, sieben Kombibäder und zehn Sommerbäder. Darunter etwa das Kongressbad, auch für Menschen, die in Gürtelnähe wohnen, gut öffentlich erreichbar. Kinder zahlen dort einen Euro Eintritt, Jugendliche zwei Euro. Es gibt ein Sportbecken, ein Erlebnisbecken und ein Kinderbecken, beide mit Wasserrutsche. Ein ganz vernünftiges Angebot, eigentlich.