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Von Taschentüchern über Joghurt und Smoothies bis Jugendkonten

„Nur ein einziges Jugendkonto darf auch nach dem 18. Geburtstag noch weiter geführt werden“, wunderten sich Verena Angerer, Milica Jovanović, Natalie Maurer und Seth Skopek
„bei den anderen wirst du oft automatisch auf ein anderes Konto upgegradet, jedenfalls sind die Konten dann nicht mehr kostenlos“. Dabei besuchen sie noch die Schule, eine Handelsakademie, die ja ein Jahr länger dauert. „Nur bei einer Bank, der Ersten, reicht eine Bestätigung der Schule – oder bei einer Lehre von der Berufsschule.“

Wie ihrer Kolleg_innen der 4ak der Business School Augarten hatten die vier genannten Jugendlichen nach der Theorie über Banken im Betriebswirtschaftsunterricht in einem praktischen Teil in Gruppenarbeit verschiedene Finanzdienstleistungen überprüft. Ihre Arbeit und die Art der Dokumentation sowie Aufbereitung der erhobenen Daten überzeugte die Jury beim diesjährigen Wettbewerb „Jetzt teste ich“ des Vereins für Konsumenteninformation. Das Quartett bekam den Sonderpreis der Österreichischen Nationalbank in der Gruppe der Älteren (Jahrgang 1998 bis 2001).

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680 Jugendliche in 145 Projekten

Insgesamt hatten rund 680 Jugendliche 145 Projekte für den Bewerb, der im Normalfall alle zwei Jahre stattfindet, eingereicht. Gewertet wird in zwei Altersgruppen (13 – 16, 17 – 20). In beiden Gruppen werden die ersten drei Arbeiten im Hauptbewerb ausgezeichnet sowie Sonderpreise wie der genannte der ÖNB in Sachen Finanzwissen sowie je einer im Zeichen der Umwelt vergeben. Am Freitag fand die feierliche Preisverleihung für die jungen kritischen Konsument_innen im Kassensaal der Nationalbank statt, bei der Preisgelder in der Gesamthöhe von 8500 Euro an die Projektteams verteilt wurden.

Im Hauptbewerb reichte die Palette der getesteten Waren vom Klopapier über Taschentücher, Binden, Tampons und Menstruationstassen bis zu Smoothies, Joghurt und Kakao, Solarladegeräte und Mathe-Apps.

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Smoothie-Fließbahn

Michael Gatt, Eva Küner und Stefan Bacher aus dem OberstufenRealgymnasium Volders (Tirol) hatten sich für Smoothies entschieden. Erste Überraschung: „In einem Smoothie einer bekannten Marke waren Brom-, Him- und Erdbeeren aufgezeichnet, aber nur Apfel und Orangen drinnen“, so das Test-Trio, das für den KURIER nach der Preisverleihung einige Smoothies für Fotos testete. Die drei Schüler_innen begnügten sich aber nicht nur mit Inhaltsüberprüfung und Geschmackstest. Sie bauten auch eine physikalische Versuchsanordnung, um die Fleißgeschwindigkeit zu testen, also die Konsistenz, wie das Getränk durch die Kehle rinnt. „Wir haben aus einem Karton eine schiefe Ebene gebaut und von einer Kunststoffbox den Deckel in einem Winkel von 20 Grad aufgelegt und dann die Zeit gemessen, die das Smoothie runterrinnt. Manche waren so schnell, dass wir die Zeit kaum stoppen konnten, andere sind sehr langsam geronnen.“ Damit gewannen sie die jüngere Kategorie im Hauptbewerb.

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Joghurt-„Solistin“

Die meisten Projekte nahmen und nehmen zumindest ihren Ausgang in Schulen. Ausnahme unter den zehn siegreichen Projekten war diesmal Alexandra Waldherr. Sie stieß, so erzählt sie dem Kinder-KURIER, zufällig im Internet auf den Bewerb, „das war sogar nur wenige Tage vor Einsendeschluss.“ Die Schülerin der chemie-HTL in der Wiener Rosensteingasse entschied sich auf eigene Faust Joghurts zu testen, „aber nicht gekauft, ich hab sechs verschiedene Milchsorten (laktosefreie, haltbare, Soja...) gekauft und fünf verschiedene Joghurts und daraus meine eigenen neuen Joghurts gemischt.“ Die Schülerin beobachtete und testete nicht nur nach Geschmack, sondern untersuchte auch die chemische Prozesse der Fermentierung und konnte an sich auch eine behauptete Wirkung der Stressreduktion durch Joghurt bestätigen, „das kann aber auch sein, weil mir das Projekt so viel Spaß gemacht hat“. Das brachte ihr den 2. Platz bei den „Älteren“.

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Mathe-Apps

Dort ging der 1. Platz an Flora Gaisbauer, Lorenz Hofer, Elisabeth Penninger und Michaela Schebl von der HBLW Ried im Innkreis. Die vier Schüler_innen hatten fünf Mathe-Apps getestet bzw. testen lassen. 60 Mitschüler_innen waren eingebunden, um die Apps auf ihre Tauglichkeit zu prüfen. „Bei einigen Apps war die Eingabe von Beispiel-Angaben mühsam. Nur bei einer hat’s gereicht, die handschriftliche Angabe zu fotografieren. Die ist dann bei den meisten am besten angekommen. Aber sie hat falsche Ergebnisse gebracht.“, berichten die vier Schüler_innen und ihr Rechnungswesen und BWL-Lehrer Alexander Pointecker dem Kinder-KURIER.

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Taschentücher

Den dritten Platz bei den Älteren erreichten Jugendliche des Expositur der HLMW9 für Hörbeeinträchtigte mit einem Taschentüchertest. „Wir haben sie unters Wasser gehalten und geschaut, wie viel Flüssigkeit sie aushalten“, beginnt Danijel Jocić schon vor der Nationalbank dem KiKu zu erzählen. Er und seine Kolleg_innen Isabella Renner, Stefanie Opris, Eva Fiedler, Andreea Cuparescu, Patrick Pullmann und Zalina Lorsanova erzählen in Laut- und manche in Gebärdensprache, dass sie verschiedene Taschentücher aber auch mit Kleidungsstücken in der Waschmaschine gewaschen haben. „Manche haben sich mit Gewand verklebt, andere nicht so sehr“, ist ihr Ergebnis.

Gelobt wurden sie dem KiKu gegenüber und nochmals auf der Bühne bei der Preisverleihung von ihrer Lehrerin vor allem dafür, „dass wir in der Schule nur den Versuch besprochen haben, aber durchgeführt haben ihn die Jugendlichen freiwillig in ihrer Freizeit.“ Und sie haben nicht nur getestet, sondern auch ein Video zum Test gedreht.

„Wir lassen uns nicht durch den Kakao ziehen!“

„Zuerst haben wir diskutiert, was wir testen wollen“, berichten die drei Gruppensprecher_innen David Milivojević, Vanessa Bauer und Kaan Badan dem Kinder-KURIER. Energydrinks, Pizza, Ketchup seien zuerst vorgeschlagen worden und dann Süßspeisen. „Von denen sind wir auf Schokolade gekommen und von dort zu Kakao.“ Die drei und dazu noch ihre Kolleg_innen Fatmana Avcı, Baran Çinar, Eren Çoskun, Nermin Džankić, Chiara Minarik, Emir Musliu, Lucas Ramer, Sebastian Schanes, Albin Sheamo, Mariela Stanojević von der  dritten Klasse der Praxismittelschule der Pädagogischen Hochschule Wien haben im Wahlpflichtfach AFA – Arbeit, Freizeit, Alltag den Semesterschwerpunkt Verbraucherbildung genutzt, um an diesem Bewerb teilzunehmen.
„Wir haben 13 verschiedene Sorten von Kakaopulver getestet, mit Milch aufgekocht und gekostet, wie sie schmecken, wie das Getränk aussieht, und wie es sich im Mund anfühlt“.

Während der Test im Wahlpflichtfach erfolgte, wurde Mathe genutzt, um die Testergebnisse zu berechnen und im Informatik-Unterricht wurden aus den Ergebnisse Tabellen erstellt.
Und das war noch nicht alles, die Jugendlichen wollten von Produktvertreibern weitere Infos erfahren, wurden am Telefon aber „als zu jung für Verbraucherinformationen“ abgewimmelt.
Der umfangreiche Kakao-Test brachte ihnen Platz 2 bei den Jüngeren ein.

Hier geht’s zu einem Video, das die Jugendlichen gedreht haben:

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Binden, Tampons ...

Platz drei bei den 13 bis 16-Jährigen holten sich  amelie chmela, Smanatha Faubel, Karin Haider, Sophie Plaß und Celine-Denise Unden von der Bundesanstalt für Elementarpädagogik Wien-Josefstadt. Die angehenden Kindergärtnerinnen haben Binden, Tampons, Menstruationstassen und Stoffbinden gestestet. 
„Unsere Produkte haben uns insofern interessiert, da wir jeden Monat unsere Menstruation bekommen und es eine sehr große Auswahl an Damenhygieneprodukten gibt.“ – die fünf Schülerinnen der BAfEP 8 in Wien wollten sich näher mit der riesigen Auswahl an Damenprodukten auseinandersetzen. Ist das teuerste Produkt auch wirklich das Beste, oder gibt es Alternativen?
Folgende Kategorien für die Testung haben sie ausgewählt: Preis, Flüssigkeitsaufnahme, Einschränkung im Alltag, Benutzungsdauer und Inhaltsstoffe. Insgesamt wurden Produkte von neun verschiedenen Anbietern getestet.

Die Schülerinnen testeten aber neben den offensichtlichen Gebrauchs-parametern noch etwas, die Umweltfreundlichkeit. Der Grund dafür: „Eine Frau durchlebt ihre Periode im Schnitt rund 500 Mal in ihrem Leben. Das macht einen riesengroßen Müllanteil. Der Großteil dieses Mülls landet dort, wo er aufgrund der Plastikbestandteile über 500 Jahre braucht, um zu verrotten. Insgesamt werden ca. 45 Milliarden Damenhygieneprodukte pro Jahr entsorgt.“ Bei Binden wurde hier beispielsweise folgende Rechnung angestellt: „Eine Binde wiegt rund 5g. So kommt man auf eine Müllbelastung von 2,1Kilo pro Jahr pro Frau und in einem ganzen Frauenleben kommt man auf 84 Kilo Müllbelastung.“

Über den Bewerb

Der Schülerwettbewerb "Jetzt teste ich!" findet als Projekt zur Förderung der Verbraucherbildung seit 2006 im zwei- bis dreijährigen Rhythmus statt. Der diesjährige Wettbewerb wird von der Oesterreichischen Nationalbank, dem Österreichischen Umweltzeichen des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und der Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH unterstützt.

https://vki.at/jetzt-teste-ich-2018

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Fotos von der und rund um die Preisverleihung

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