Kiku

Umwerfende, vielfältige Mode, designt by Kids

Grell und bunt, aber auch einfärbig, mitunter sogar „nur“ schwarz und/oder weiß, tragbar und manchmal auch sehr stolperanfällig, jedenfalls wieder sehr kreativ – das ist die Kollektion von rund fünf Dutzend Kleidungsstücken. Entworfen von jungen und jüngsten Designer_innen (4 bis 21 Jahre). Vorgeführt Samstagabend auf dem Laufsteg im Mode- und Textilgroßhandelscenter St. Marx (Wien-Landstraße).

Erfinder und nach wie vor Mastermind der Aktion, für die heuer wieder an die 2000 Zeichnungen, die nicht selten auch in die dritte Dimension gingen, eingereicht worden waren, ist der Modekünstler Leo Oswald. In einem Interview im Sommer für Kinder-KURIER und schauTV betonte er wieder einmal, dass so manche der eingesandten Entwürfe keinen Vergleich mit großen Stars der Modeszene scheuen bräuchten.

Allerdings war die Stimmung bei der Gala-Präsentation am Samstagabend (12. Oktober 2019) sicher weit ausgelassener, aufmunternder als bei Modeschauen Erwachsener. Ein richtiges gemeinsames ausgelassenes Fest junger und jüngster Modeschöpfer_innen und junger Models, die die Stoff und anderes Material gewordenen Designs am langen Laufsteg präsentierten – beim abschließenden zweiten Defilé an der Hand oder gemeinsam mit den Schöpfer_innen der Entwürfe.

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Interviews mit jungen Designer_innen

„Ich hab ein Blatt genommen und draufgeklebt, was mir gefallen hat“, schildert die sechsjährige Elmas Yuwalak, wie sie ihr zartgrünes Kleid mit großen Knöpfen, vor allem aber einen pinken Elefanten gestaltet hat. Sagt’s und posiert mit ihrem Einhorn-Hoodie gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester, die einen Mini-Hexenhut auf dem Kopf trägt.

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Um Vieles ausgetüftelter ging Tina Čihal (17) ans Werk. „Ich hab mich von der Punk-Bewegung der 70er und 80er Jahre inspirieren lassen“ beginnt sie ihr modemäßiges Credo dem Kinder-KURIER gegenüber offenzulegen. Was für das rüschenartige Kleid in Rot nicht ganz zutrifft. Hier nahm die Designerin, selbst Modeschülerin, Anleihe bei einem Opernkostüm erläutert sie auf die Reporter-Nachfrage. Sie selbst gehe nie ungestylt aus dem Haus. „Ungefähr eine Stunde brauch ich schon in der Früh“, gesteht sie, die schon als kleines Kind gern Modeentwürfe gezeichnet hat.

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Schwarz und elegant – so tritt Marlene Hackl in Erscheinung. Und das legte sie auch ihrem – siegreichen – Entwurf zugrunde. Das war ihr aber noch zu wenig. „Ich wollte zu dem Schwarz noch ganz was Besonderes, buntes, großes.“ Das wurde es dann auch. Bevor sie mit Mode-Designs begonnen hat, „hab ich schon ganz viel anderes Kreatives gemacht – gestrickt, gefilzt, gefilmt, gemalt ….“

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Aische Saieva (13) tanzte gleich mit einer ganzen Gruppe von Kindern und Jugendlichen an – alle aus Klosterneuburg. Sie selbst stehe normalerweise eigentlich eher auf schwarze Kleidung, reichte aber den Entwurf für ein vor allem hellgrün gehaltenes Kleid mit roten Einsprengseln mit Muster in Serpentinenform ein. „Ich hatte halt keine andere Idee“, entschuldigt sie sich fast. Der Jury gefiel’s und sie vergab für dieses Design den zweiten Platz in der „mittelalterlichen“ Kategorie (11 bis 14 Jahre).

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Luis Kacoli (8) aus derselben Gruppe kann nicht verbergen, dass er „Glitzer gerne mag“ – nicht nur das Gewand seines Entwurfes glitzert silbrig und golden, sogar eine übergroße Brille leuchtet in Gold.

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„Einfach drauf los geschnitten und geklebt“ hat der erst fünfjährige Thorian Hagleitner rote viereckige Filzstücke – so lange bis daraus ein Kleid für die gezeichnete Figur wurde.

Drei andere Kinder/Jugendliche der Klosterneuburger Gruppe hatten schon in früheren Jahren bei Kids in Fashion erfolgreich mitgemacht – Nada und ihre Schwester Naema Hassan sowie Sophie Zheng.

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Lotti Dillenz (9), Siegerin bei den Jüngsten hat „viele Entwürfe eingeschickt, aber die beiden, die genommen worden sind, haben mir auch am besten gefallen. Ich liebe tintenblau“ – das sie für diese beiden Entwürfe mit Deckweiß gemischt hat.

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Seit vielen Jahren arbeitet ein Verein in München mit den Wiener Jugendzentren für Kids in Fashion zusammen. Die zwei besten der jungen Münchner Einsender_innen dürfen dann zur Gala nach Wien fahren. In diesem Jahr waren dies Viktoria Blum (14) und Maja Höck (15). Letztere ließ sich von der Fridays for Future-Bewegung „anstecken“. „Ich liebe Lack, hab aber in Dokus mitbekommen, dass dies für die Umwelt nicht besonders gut ist. Und so hab ich mir gedacht, ich verwende gebrauchte Einkaufstüten aus Plastik. Das hat einen ähnlichen Effekt, ist auch bunt und glänzend und recycelt so den Kunststoff.“

Ihre Kollegin Viktoria Blum liebt lesen fast über alles. „Und ich wollte was Verbindendes machen. So hab ich Buchseiten mit Deutsch, Englisch und Russisch kopiert und daraus eine Collage geklebt.“

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Charles Keitha (17) reiste auch aus München an. Davon, dass es in der bayrischen Landeshauptstadt einen Verein gibt, der mit den Wiener Jugendzentren zusammenarbeitet, wusste er leider nichts. Er reichte seine Arbeit direkt in Wien ein – und gewann den 3. Platz bei den Ältesten. „ich interessiere mich schon lange für Mode, kleide mich selbst immer stylisch. Aber dieser Entwurf hier war mein allererster Versuch eines Modedesigns. Ich habe meine Mutter gebeten, zu posieren.“ Die Pose war die Basis für die Zeichnung seiner Figur. „Dann habe ich mit roten Teilen begonnen. Das ist meine Lieblingsfarbe. Dann hab ich auch Blau genommen, das passt zu Bayern.“ Als dritte Farbe fügte er noch einen satten, dunklen Gelbton hinzu. „Dieselben Farben hab ich auch für die Schuhe verwendet – und vorne bei der Schuhspitze sogar ein wenig vermischt.“

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Auch dreifärbig – ebenfalls Rot und Gelb, aber dafür Grün statt Blau – ging die siebenjährige Lea Maierhofer ans Werk. „Ich hab einfach drauflos gearbeitet und Filzstücke genommen, die zu Hause waren“, so die Jung-Designerin mit aufgesetzten Katzenohren. Obwohl sie mindestens zehn Entwürfe eingeschickt hat, ist sie mit der Auswahl der Jury zufrieden.

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Eine wahrhaft lebensfrohe, kunterbunte Figur, deren gelbe Hare rundum wegstehen als wären sie Sonnenstrahlen hat die achtjährige Lilith eingeschickt. „ich mach zu Hause oft solche Zeichnungen auf die ich draufklebe, was ich gerade finde.“ Hier zum Beispiel ein rotes Herz auf der Hose oder einen gelben Wollfaden, den die Designerin zu einer Art Schnecke zusammenrollte und aufklebte. „ich näh mir manchmal auch Sachen, einmal zum Beispiel einen Handschuh.“

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Ganz anders Zorica Radosavljević. Die 12-Jährige, die Dritte in der mittleren Altersgruppe (11 bis 14) wurde, „hab eigentlich gar keine Lust gehabt, mitzumachen. Dann hab ich halt doch irgendwelche Stoffe genommen und was zusammengeklebt. Andere Entwürfe finde ich, waren aber viel besser als der, den sie genommen haben“, findet die Jungdesignerin, die sich selber offenbar gerne stylt. „Ich habe sie noch keinen Tag unelegant gesehen“, meint ihre beste Freundin Samanta, die schon in einem früheren Jahr erfolgreich bei Kids in Fashion teilgenommen hatte.

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Elegant ist auch die schwarze Kombination von Hose und strenger Jacke, die Ruslan Dakalow dem Kinder-KURIER zeigt. „Ich hab ungefähr 30 Entwürfe eingeschickt. In die hab ich überall meine ganze Liebe hineingesteckt, bin aber sehr zufrieden mit der Auswahl der Jury. Ich zeichne seit neun oder zehn Jahren Mode. Eigentlich hat das schon im Kindergarten begonnen. Das ist mit einer Fernsehserie gekommen, in der Kleidungsstücke designt worden sind.“
Bevor er an die Zeichnung eines Entwurfs geht, so der 15-Jährige „hab ich schon alles im Kopf vor mir“. Nach der NMS will er unbedingt in eine Modeschule gehen. Mit seiner Begeisterung für Modedesigns hat er – natürlich im Bündnis mit der gesamten Stimmung bei der Show - am Abend der Kids-in-Fashion-Gala zwei Mitschülerinnen angesteckt. Sara Čurovič (da noch 13, am Tag danach wurde sie 14) und Meryem Yılmaz (14) fragten sofort nach der Show: „Wann gibt’s so was wieder. Wir wollen auch mitmachen!“ Die erste Enttäuschung – erst wieder in einem Jahr – wurde vom herzhaften Checker dieser Veranstaltung, Andi Posch, gleich aufgefangen: „Wenn ihr wollt, könnte ihr schon morgen Entwürfe einschicken, per eMail, Post oder auch selber bringen. Von März bis Mai ist die Einreichfrist, aber natürlich heben wir bis dahin alles auf, was schon vorher reinkommt.“

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Marlene Kulha (12) gewann mit einem ihrer beiden eingesandten Entwürfe in der Gruppe der 11- bis 14-Jährigen. Das eher ungewöhnlich fast streng geometrisch schwarz-weiß gehaltene Kleidungsstück – die dunklen Streifen scheinen wie Reifen um die Figur zu schweben – ist das ziemliche Gegenteil von ihrem anderen Entwurf, einem bunten Kleid mit riesigem Rock und großem Hut mit Hörnern. „ich hab nur gehofft, dass wenigstens ein Entwurf genommen wird“, freut sie sich über die Jury-Entscheidung. „Meistens zeichne ich irgendwie drauf los. Zu Hause hab ich schon eine ganze Mappe mit Modeentwürfen“, vertraut sie dem Kinder-KURIER an. „Angefangen hat das vor ungefähr eineinhalb Jahren als uns die Werklehrerin von Kids in Fashion erzählt hat.“ Sie zeichnet „wenn ich grad Lust hab oder mir was einfällt“, will aber „trotzdem weiter in ein normales Gymnasium gehen. Nach der Matura möchte ich schon Kunst studieren , aber mich nicht auf Mode spezialisieren“.

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Schweren Herzens müssen die Juror_innen jedes Jahr nicht nur aus den kiloweisen Einsendungen ungefähr 60 auswählen, die danach von Modeschüler_innen geschneidert werden. Sie haben auch die Aufgabe Preisträger_innen in den drei Alterskategorien auszuwählen. Diese sind in diesem Jahr:

4 bis 10 Jahre
1. Lotti Dilenz (9)
2. Johannes Taraba (7)
3. Lana Terdy (8)

11 bis 14 Jahre
1. Marlene Kulha (12)
2. Aische Saieva (13)
3. Zorica Radosavljević (12)

15 bis 21 Jahre
1. Marlene Hackl (16)
2. Tina Čihal (17)
3. Charles Keitha (17)

Spezialpreis München
Maja Höck (15)
Viktoria Blum (14)

https://www.jugendzentren.at/themen-projekte/kids-in-fashion/

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