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Sohn und Vater rock-en gegen Rollenklischees

Das Cover seines jüngst erschienen Buches ziert eines jener Fotos, mit denen er – unfreiwillig – vor acht Jahren großes Aufsehen erregte. Und das in gut der halben Welt. Dabei wollte Nils Pickert, Journalist und Autor damals nichts anderes machen, als seinen fünfjährigen Sohn in einem seiner Wünsche unterstützen. Der mochte Röcke und Kleider. Nicht zuletzt wohl deswegen, weil er seine ältere Schwester sehr gern hatte und die auch oft in solchen Gewändern unterwegs war.

Als der Fünfjährige eines Tages heim kam, und darüber klagte, dass ihn andere Menschen deswegen ausgelacht hatte, zog sich der Vater auch einen Rock an und wanderte mit dem Sohn an der Hand durch die Straßen.

Pickert schreibt schon lange gegen Rollen- und Geschlechterklischees an, unter anderem als einer der Autor_innen auf der Website pinkstinks.de Untertitel dort übrigens: „Die Zeiten gendern sich“.

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Rocktag

Mit der Rock-Aktion, so schreibt er in „Prinzessinnenjungs“ (S 44 ff) wollte er nur seinen Sohn stärken. Insgeheim wird Pickert sich wohl über den Wunsch des damals (2012) Fünfjährigen gefreut haben, dass das familiäre Vorbild, Norm-Zuschreibungen aufzubrechen, gefruchtet hat.

In dem Buch, das sich vor allem an Eltern und nicht zuletzt Pädagog_innen - aber durchaus an alle- richtet, erweist sich Pickert aber von Anfang an und durchgehend nicht als Dogmatiker, der Querstricken unter allen Umständen durchdrücken will. Nein, nur nimmt er die – trotz aller Kämpfe und Bestrebungen um Gleichberechtigung der Geschlechter – noch immer vorhandenen Vorurteile und Klischees in vielen Beispielen aufs Korn. Und er hält engagierte Plädoyers dafür, dass Buben, Burschen und Männern nicht die sogenannte sanfte, emotionale, liebende Seite vorenthalten werden solle.

Vielfalt für alle

„Ich bin für Vielfalt für alle. Dabei will ich Ihnen nicht vorschreiben, das zu tun, was ich getan habe. Vieles davon war einfach Zufall und dem Gefühl geschuldet, dass ich es mir leisten kann. Stattdessen möchte ich Sie dazu auffordern, zu tun, was Sie können. Und das Mit Puppen spielt Mann nicht ist eine ganze Menge. Geben Sie Gegenständen, Farben und Verhaltensweisen kein Geschlecht. Erzählen Sie Ihren Söhnen nicht, dass dieses oder jenes nur für Mädchen sei und sich für Jungen nicht schicke. Werten Sie Weiblichkeit nicht ab und zwingen Sie Jungen nicht dazu, Weiblichkeit abzuwerten, um Ihr Wohlwollen oder Ihre Kameradschaft zu erringen. Immerhin bilden wir uns als Gesellschaft viel auf Authentizität ein und beglückwünschen Menschen dazu, »sich nicht verbiegen zu lassen«. Darum geht es. Nicht etwa darum, Jungen in eine uniforme, genderneutrale Gesellschaft zu biegen, sondern darum, endlich damit aufzuhören, an ihnen herumzuzerren, damit sie in stereotype Geschlechterrollen passen. Genau das tun wir immer noch so oft. Auf Biegen und Brechen.“ (S. 52/53 aus Prinzessinnenjungs)

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Nils Pickert
Prinzessinnen-Jungs
Wie wir unsere Söhne aus der Geschlechterfalle befreien
ca. 250 Seiten
Beltz Verlag
Taschenbuch: 19,50 €
eBook (ePUB): 17,99 €

Eine Leseprobe von rund 50 Seiten gibt es hier

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