Kiku

Robuste, exotische Früchte für die Zukunft

„Was ist das?“, fragen Nadine und Matthias zwischen dem ehemaligen Museum Essl und einer Metall-Skulptur in Klosterneuburg in die Runde. All jene der rund 30 Jugendlichen aber auch die begleitenden Erwachsenen, die irgendwas tippen, sagen „Mango“. Ist es aber nicht, es ist eine sogenannte Indianer-Banana, auch unter Papau oder PawPaw bekannt – für jene, die sie überhaupt kennen ;)

Wie sie schmeckt, werden die Jugendlichen sowie die wenigen Erwachsenen drei Stunden später testen. Davor aber pflanzen die Schüler_innen aus zwei ersten Klassen der Berufsschule für Einzelhandel in der Amalienstraße (Wien-Hietzing) sowie zwei Schülerinnen der nahegelegenen GaLeMo (GAnzheitliches, interkulturelles LErnen nach Maria MOntessori) zwei solche Bäumchen und dazu eines für kleine Khaki, Nashi und Mandeln ein.

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Handfeste Arbeit

Die Aktion war – und eine weitere wegen der großen Nachfrage zusätzliche ist – Teil des mehrwöchigen Programms der diesjährigen GlobArt Academy. Seit rund 20 Jahren beschäftigt sich diese herbstliche Veranstaltung mit aktuellen Fragen, die vor allem die Zukunft der Welt und Menschheit betreffen. Immer wieder werden dazu auch junge Referent_innen eingeladen. Heuer gibt es sogar einen Schwerpunkt mit jungen Menschen. 

Bevor die Jugendlichen ans Werk gehen – und das handfest – laden die beiden genannten Naturpädagog_innen von NaturMusik.ME die Jugendlichen zu einem Teambuildings-Spiel ein. Alle stehen im Kreis so dass sie die Hände jeweils auf die Schultern der Person vor ihnen legen können. Sehr eng. Dann in die Hocke gehen und auf die Oberschenkel der Hinterfrau/des Hintermannes setzen. Nun die Arme auslassen. Im dritten Versuch klappt's – der Kreis hält. Und das obwohl die Jugendlichen einander noch nicht lange kennen. Das Schuljahr ist noch junge und Schule ist nur an zwei Tagen pro Woche, die anderen drei arbeiten die Lehrlinge in ihren Filialen großer Supermärkte vor allem im Lebensmittelhandel.

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Hart ans Werk

So wie der Kreis nicht auseinanderfiel, weil sie – samt den beiden noch jüngeren Gästen der Mittelschule - zusammenarbeiteten, so geht’s nun auch ganz schön hart weiter. In kleinen Teams schnappen sich die Schüler_innen das Werkzeug. Baum pflanzen ist ganz schön anstrengend. Zuerst Wiese abtragen, dann Loch graben – so tief wie die Kübel, in denen die Bäumchen noch stehen. Und mindestens drei mal so breit, damit die Wurzeln Platz haben werden, sich auszubreiten.

Die einen holen kräftig aus, um mit der Garten-Hacke die durchaus harte Erde aufzubrechen. Mit dem breiteren Ende werden Teile rausgehoben, mit der Schaufel mehr. Die Erde kommt gleich neben das Loch, die tiefer liegende fast schwarze, nährstoffreichere auf große Kartons, die sich die Jugendlichen in die Nähe ihrer Löcher legen. Andere legen es weniger heftig an, Für sie dauert das Loch graben daher noch länger.

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Intensiv

Erst als alle Löcher tief und breit genug sind, geht’s weiter: Bäumchen aus dem Kübel nehmen, die Erde mit den Händen auflockern, damit sich die dünnen Wurzeln aus der Enge befreien können. Ins Loch setzen, erst die dunkle, fast schwarze Erde vom Aushub wieder reinschaufeln, dann die hellere. Nun fest gießen.

Dann kommen Kartons auf die feuchte Erde, das anfangs entfernte Gras drauf, ergänzt um Heu aus einer Scheibtruhe. „Mulchen“ heißt dieser Vorgang, erklären die genannten Naturpädagog_innen. Damit trocknet der Boden rund um das junge Bäumchen nicht so schnell aus. Und der Karton zersetzt sich im Laufe der Zeit ja ohnehin. 

Noch ist die Arbeit nicht beendet. Zuletzt hämmern die Teams jeweils einen angespitzten hölzernen Pflock neben das Bäumchen in die Erde und binden Pflock und Stamm aneinander, selbstverständlich mit einer Naturfaser-Schnur, in dem Fall aus den Fasern rund um Kokosnuss-Schalen.

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Einmal eine Abwechslung

Anstrengend aber viele der Jugendlichen zeigen sich einerseits schon ein wenig stolz, das geschafft zu haben. Andere fanden's „einmal etwas anderes, eine Abwechslung“, manche meinen nur, es wäre cool gewesen, wenn ihnen das vorher wer in der Schule gesagt hätte und dieser Ausflug nicht so überraschend, fast überfallsartig passiert wäre, „dann hätten wir was anderes, nichts Weißes und andere Schuhe, angezogen“.

Ach, dann ging's an die Verkostung. Nadine hatte Früchte solcher Bäume mitgebracht. Die Papau oder „Indianerbanane“ schmeckt ein bisschen wie ein Mittelding aus Banane und Mango.

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Kreislauf der Natur

Wie schon erwähnt, wird der beschriebene Workshop – er heißt „Pflanz die Zukunft“ wegen großer Nachfrage ein weiteres Mal angeboten, am 18. Oktober. So „nebenbei“ werden dabei (über-)lebenswichtige Dinge wie der Kreislauf der Natur und Achtsamkeit auf und für diese besprochen. Ein Thema, das vielen Kindern und Jugendlichen ohnehin sehr wichtig ist. Nach Fridays for Future sozusagen „Fruits for Future“. Denn die Obstbäumchen, die hier gepflanzt werden sind robuste Früchte, die zunehmende Trockenheit und Hitze ziemlich gut aushalten.

Ach ja, betreut werden diese Bäumchen in Zukunft von der gleich gegenüber dem Museum gelegenen Containerschule.

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Für den Planeten pflanzen

Übrigens hielt vor ein paar Jahren Felix Finkbeiner bei einer GlobArt Academy einen Vortrag über Klimawandel. Da war er fast schon erwachsen. Als nicht einmal 10-Jähriger hatte er (bereits 2007!) sein erstes Referat dazu in seiner Schule in der Nähe von München gehalten. Und es damit beendet, seine Klassenkolleg_innen zu bitten, Briefe an andere Schulen, um insgesamt in Deutschland eine Million Bäume zu pflanzen – DIE Maschine gegen den Klimawandel. Daraus ist dann die weltweite Kinder- und Jugendinitiative „Plant for the Planet“ (Pflanzen für den Planeten). Mehr als 13 Milliarden Bäume konnten seither aufgrund dieser Initiative gepflanzt werden. (Siehe Link in der Infobox)

Follow@kikuheinz

Diese Woche sprechen noch zwei Jugendliche, die im vergangenen Schuljahr erfolgreich am mehrsprachigen Redebewerb „SAG'S MULTI!“ teilgenommen haben: David Popescu und Ananya Mukund unter dem Motto „Es kann uns nicht egal sein“. Schließlich findet noch am Samstag, 19. Oktober ein „Generationendialog“ statt, bei dem sozusagen herkömmliche Spielregeln geändert werden. Hier reden die Jugendlichen und die Erwachsenen hören zu. (Siehe Links unten).

https://globart-academy.at

https://www.plant-for-the-planet.org/de/startseite

www.naturmusik.me

https://globart-academy.at/speaker/david-popescu

https://globart-academy.at/speaker/ananya-mukund

https://globart-academy.at/events/generationendialog