Kiku

Jugendparlament: „Mehr und aktuellere politische Bildung!“

„Politische Bildung soll nur die Grundkenntnisse über die demokratische Republik und die Funktion ihrer Einrichtungen vermitteln. Aktuelle politische Themen dürfen kein Gegenstand des Unterrichts sein.“ Dieser – bewusst zur Diskussion anregende - Gesetzesvorschlag aus der Parlamentsdirektion lag den rund sieben Dutzend Jugendlichen aus drei Kärntner und einer burgenländischen Schulklasse am Freitag in der Früh zur Diskussion vor.

Beim halbjährlich stattfindenden Jugendparlament schlüpfen die Schülerinnen und Schüler in die Rolle von Abgeordneten. In vier „Klubs“ – gelb, weiß, violett und orange –  diskutierten sie den Vorschlag. Schnell waren sich alle einig: Das ist zu vage und viel zu wenig. Aktuelle Themen müssen Bestandteil des Unterrichts in politischer Bildung sein. Allerdings gab es – vor allem in der Mittagspause – heftige Diskussionen, ab wann und wie tiefgreifend dieser Unterricht erfolgen soll. Viele sprachen sich für ein eigenes Fach ab der neunten Schulstufe aus, andere wollten schon früher ansetzen. Da meinten wieder einige, Elfjährige wären noch nicht reif, andere hingegen sagten, nur wer früh die Möglichkeit habe, sich eine eigene Meinung zu bilden, wäre sicherer vor Manipulationen.

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Diskussionsfreudigkeit stärken

In diese Richtung argumentierte vor allem Angelique vom Gymnasium St. Martin in Villach (Kärnten). Wer sie diskutieren sieht, hört und erlebt, kann kaum glauben, was sie dem Kinder-KURIER später im Gespräch anvertraut: „Im Kindergarten und in der Volksschule war ich noch ein eher sehr schüchternes Kind.“
Wie’s zum Wandel kam, will der KiKu natürlich wissen.
„Meine Eltern haben mich dabei unterstützt selbstbewusster zu werden und haben gefördert, dass ich meine Meinung sage, auch gegen sie argumentiere. Ein so ein Schlüsselerlebnis war, dass ich ein neues Handy wollte, weil meines dauernd abgestürzt ist. Naja, dann diskutiere, warum du’s brauchst, zähle Argumente auf. So hat meine Diskussionskarriere begonnen. Je selbstbewusster ich geworden bin, desto mehr trau ich mich, meine Meinung zu vertreten, auch gegenüber von Lehrerinnen und Lehrern.“

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Früher wäre besser

Aus der HAK Neusiedl wiesen mehrere Jugendliche darauf hin, dass sie überhaupt erst ab der zweiten Klasse politische Bildung hätten. „Zu spät“, sagte Veyis. „Da sind doch einige schon 16 und dürfen wählen.“  Einstimmig beschlossen die jugendlichen Abgeordneten, „tief greifende Erkenntnisse“ sollen vermittelt werden... Sie sollen sachlich, transparent, kontrovers und vielseitig behandelt werden.

Vorbildwirkung

Wie praktisch bei jedem Jugendparlament fiel auch diesmal wieder in der Plenardebatte zweierlei auf: Erstens meldete sich rund ein Drittel der jungen Abgeordneten – trotz mitunter größter Nervosität – zu Wort und zweitens – davon könnten die jene, die diesen Job beruflich ausüben lernen: Sachlich, konstruktiv, keine Beleidigung, ja nicht einmal Polemik gegenüber den anderen Klubs.

Und in diesem Fall ein Drittes: Bei einigen Entschließungsanträgen, die modernere Mittel, mehr Ausbildung für Lehrende und noch so manch Ergänzendes zur politischen Bildung forderten, stimmten die Jüngst-Abgeordneten nicht immer mit der Mehrheit ihrer Fraktion, es herrschte also kein Klubzwang, sondern das freie Mandat – wäre so etwas wie Nachhilfe in politischer Bildung für die Parlamentarier_innen! ;)

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Jung-Reporter_innen

Einige Schüler_innen schlüpften nicht in die Abgeordneten-Rolle, sondern betätigen sich den ganzen Tag über als beobachtende, fotografierende, interviewende Reporter_innen – für eine eigene Tageszeitung, ein Video sowie Facebook-Postings: https://www.facebook.com/demokratiewebstatt

Noch zwei redaktionelle Anmerkungen

Ein SchauTV-Beitrag wird erst im Jänner ausgestrahlt und da die Parlamentsdirektion darauf hingewiesen hat, dass wir aus Datenschutzgründen nur die Vornamen der Jugendlichen veröffentlichen dürfen, finden sich also – zwecks Gleichbehandlung – in den Fotogalerien auch bei den Erwachsenen nur die Vornamen ;)
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Der Beitrag von SchauTV

gedreht von Wolfgang Semlitsch

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