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Jugendliche machen vielsprachig Mut zum Heldentum im Alltag

Batman, Superman, Pippi Langstrumpf, Martin Luther King, Rosa Parks, Nelson Mandela, Greta Thunberg, Barack Obama, Malala Yousafzai, Che Guevara, Mahatma Gandhi, Mutter Theresa … diese und andere Figuren aber auch reale Persönlichkeiten kommen einem höchstwahrscheinlich in den Sinn, wenn es um Helden oder/und Heldinnen geht. Die einen oder anderen davon wurden kürzlich auf dem nach der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner – ebenfalls eine Heldin – benannten Schulschiff bei der Wiener Donauinsel mehrfach genannt. Und das gleich in mehreren Sprachen.

Auftakt zu den Regionalrunden

Hier fand der Auftakt zu den insgesamt 14 Regionalrunden des mehrsprachigen Redebewerbs „SAG’S MULTI!“ statt, der in diesem Schuljahr zum elften Mal stattfindet. 585 Jugendliche (ab der 7. Schulstufe) waren im Herbst mit insgesamt 50 verschiedenen Sprachen (immer inklusive Deutsch) in den Bewerb gestartet, allein mehr als 300 in Wien. Die mussten- oder durften ;) – schon in einer Vorrunde antreten, um sich für die nun gestarteten Regionalrunden zu qualifizieren. In diesen – in Wien, Graz und Innsbruck - über Schulbühnen gehenden Regionalrunden werden die Jurys rund 120 Redner_innen küren, die im April an den Tagen des Bundesfinales neue Reden halten. 15 bis 19 Sieger_innen aus den Finalist_innen, die alle zur großen Gala im Wiener Rathaus (15. Juni) eingeladen sind, treten dann knapp vor Schulschluss eine gemeinsame Reise in eine europäische Stadt oder Region an.

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Die aktuellen Bewerbs-Themen

Zurück zu Held_innen. „Widerstand – brauchen wir HeldInnen?“ ist eines der Unterthemen des diesjährigen vielsprachigen Bewerbs. Leitthema: „Wer bin ich, wenn ich niemand sein muss?“ und als Unterthemen neben dem schon genannten „Wegschauen verboten – Weiterdenken erlaubt“, „Unique – jede Geschichte zählt“, „Gekommen, ankommen, bleiben?“, „Flugmodus ein – Realität an“.

Kinder-KURIER und schauTV (der Beitrag wird am 20. Jänner 2020 abends erstmals ausgestrahlt, und ab dann hier unten verlinkt) durften den ersten halben Tag mit dabei sein, fotografieren und filmen sowie Interviews führen.Es brauche kein spezielles Kostüm oder einen Umhang und die Fähigkeit fliegen zu können, um Heldin oder Held zu werden, nicht einmal ein Megaphon. Jede und jeder könne Heldin oder Held sein – dies war der Tenor vieler Redner_innen, die sich dieses Unterthema ausgesucht hatten.

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Eine Heldin: Ihre Mutter

Anna Hasan nannte und beschrieb ihre Mutter als Heldin. Die Familie war aus dem vom Daesh/IS angegriffenen Kobanê im Norden Syriens zunächst nach Urfa (Südost-Türkei) geflüchtet. Die Mutter flüchtete weiter, nahm das lebensgefährliche Risiko der Meeresüberquerung in einem Boot auf sich, landete in Österreich und holte acht Monate später ihre Familie – vier Kinder und den Vater - hierher. Seit rund drei Jahren lebt die Familie in Österreich.

Anna Hasan sprach Deutsch und ‚Arabisch und damit für sie zwei erlernte Fremdsprachen. „In Syrien hab ich in der Schule nur Arabisch, Englisch und Französisch gehabt. Meine Muttersprache Kurdisch habe ich nur zu Hause gesprochen. Ich habe mich aber schon für einen Kurdisch-Kurs in Wien angemeldet“, sagt sie dem Kinder-KURIER und schauTV in einem Interview.Wichtig war der Schülerin des B/R/G Maria-Trapp-Platz (Expositur Simonsgasse) aber auch „die Botschaft zu verbreiten, dass jede und jeder von uns ein Held/eine Heldin sein kann. Die Welt braucht es wie der Klimawandel und die Brände in Australien oder im Amazonas-Regenwald zeigen. Denn wenn wir jetzt nichts machen, dann verbrauchen wir den Planeten“.

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Wer hilft, kann Held/Heldin sein

Auch Luka Jakić, 17-jähriger Schüler der HTL Wien 10, findet, „dass die Welt Heldinnen und Helden braucht, weil sie am brennen ist“, nennt neben den gravierenden Umweltproblemen aber auch politische wie Hongkong, Chile oder Bolivien. Heldentum macht er vor allem aber daran fest, helfen zu wollen. „So kann jede und jeder eine Heldin oder ein Held sein.“ Er selbst helfe immer gern seinen Mitschüler_innen. Er wählte Englisch als erlernte Fremd-, statt seiner Muttersprache Kroatisch, „weil auf Englisch mehr Menschen verstehen, was ich sagen will“.

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Migration ist normal

Evangelia Gimatzidi (Akademisches Gymnasium Wien) kam vor acht Jahren von Thessaloniki (Griechenland) nach Wien. Da konnte sie kein Wort Deutsch. Sie sprach auf Griechisch und natürlich Deutsch darüber, dass Migration in Zeiten der Globalisierung wichtig und normal und jeder Mensch – egal ob Mann oder Frau, schwarz, weiß oder was auch immer, welcher Religion, ob reich oder arm –gleich viel Wert ist. Und stellte nur kurz die Frage, wie Österreich ohne Migration aussehen würde – Wirtschaftskraft würde ebenso sinken wie die Bevölkerungszahl…

Obendrein noch Chinesisch

Neben Griechisch, mit dem sie aufgewachsen ist und Deutsch, lernt die 14-Jährige in der Schule natürlich Englisch und dazu Französisch und Latein. Das ist ihr nicht genug. Samstags geht sie mit Freundinnen in einen Chinesisch-Kurs (Mandarin). „Seit drei Jahren lerne ich Chinesisch, ich habe begonnen, weil ich dachte, es wird sehr nützlich für mich sein, da Chinesisch eine der meist gesprochenen Sprachen auf der Welt ist“. Die Grammatik findet sie leicht, „aber die Schriftzeichen sind sehr schwer.“

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Mehrsprachigkeitsdampfer

Für ihn, so Bildungsdirektor Heinrich Himmer in einer echt kurzen, prägnanten Ansprache, seien alle Rednerinnen und Redner, die er gehört habe Heldinnen und Helden, weil sie den Mut hatten und haben, auf der Bühne Reden zu halten. Und das in mehreren Sprachen. Weil es Deutsch-Förderklassen gebe, brauche es Aktionen wie „SAG’S MULTI!“ als Mehrsprachigkeitsdampfer, um zu zeigen, dass auch alle anderen Sprachen gleich wichtig seien.

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Junge Redner_innen haben und machen Mut

Der Bewerb sei ein Mutmacher-Projekt sagte Peter Wesely, Geschäftsführer des „Vereins Wirtschaft für Integration“, Erfinder der Aktion. „SAG’S MULTI!“ mache Mehrsprachigkeit sichtbar, die Blicke weit und eben Mut – jenen, die sich trauen, vor Jury und Publikum ihre Gedanken mit diesen zu teilen. Das mache aber auch jenen die zuhören Mut – Schüler_innen, die sich dann vielleicht in einem anderen Jahr auch trauen, teilzunehmen und Erwachsenen, weil sie angesichts solcher engagierter Jugendlicher weniger Sorgen um die Welt haben bräuchten.

Potenzial sichtbar machen

„Wie machen wir das Potenzial von jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sichtbar?“ sei die Ausgangsfrage gewesen die zu seiner Erfindung geführt habe, sagt Peter Wesely im schauTV-Interview. Der Verein ist eine Plattform für Managerinnen und Manager bzw. Unternehmen, die finden, Zuwanderung ist wichtig für die Weiterentwicklung in Österreich – sei es in der Wirtschaft, der Wissenschaft, im Bereich von Kunst und Kultur oder auch im Sport. Wie, so Wesely, würde es im heimischen Fußball denn ohne Migranten aussehen?!

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Hier der Beitrag von schauTV

gedreht von Carlo Toffolo

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