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Freundlich, kompetente Beratung aber nie lästig

„Ja, Grüß Sie Herr Huber, was darf’s denn heute sein?... Ach und wo geht denn die Reise hin Welche Farbe haben Sie sich denn vorgestellt? ...“ Ähnlich vertraulich wie das Verkaufsgespräch um eine winddichte ¾-Winterjacke, die bei Temperaturen einer Schiffsreise in den hohen Norden warm halten soll, verliefen auch die anderen. Wir befinden uns beim Bundesfinale des Wettbewerbs der Handelslehrlinge, seit einigen Jahren Junior Sales Champion genannt, im WiFi Salzburg, der Wirtschaftskammer nahe dem Hauptbahnhof.

Die jeweils zwei besten Handelslehrlinge jedes Bundeslandes haben je zehn Minuten auf der Bühne. Der fiktive Käufer, Herr Huber, ist in jedem der Geschäfte (hier handelt es sich um Verkaufsstände der realen Unternehmen, bei denen die Lehrlinge beschäftigt sind, Stammkunde. Zusätzlich kommt „störend“ ungefähr zur Halbzeit dieser zehn Minuten eine englischsprachige Kundin, die im jeweiligen Geschäft um eine Kleinigkeit anfragt und ob sie auch mit Karte zahlen könnte.

Alle 18 Verkaufs-Performances – aufgeteilt auf zwei Bilder-Strecken – sind in diesen Beitrag eingebaut, die ersten neun gleich hier:

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Authentisch bleiben

Bevor sich die 18 Starterinnen und Starter von Vorarlberg bis zum Burgenland an ihre fiktiven Verkaufsgespräche machten, bekamen sie noch einen aufmunternden Rat einer Neu-Jurorin. Im Vorjahr war sie selbst auf dieser Bühne gestanden, hatte Platz 2 belegt, aber danach den internationalen deutschsprachigen (Österreich, Südtirol, Schweiz, Bayern) gewonnen: Julia Grabner (Steinecker Moden/NÖ). Die Vorjahrserfolge hätten ihre Selbstbewusstsein und –vertrauen natürlich gesteigert. Das Wichtigste aber, so gab sie den Bewerbsteilnehmer_innen in der Früh von der Bühne aus den Rat: „Bleibt ihr selbst, authentisch und offen!“ Trotz Nervosität konnten die 18 Verkaufstalente diesen Rat beherzigen.

Fotos vom zweiten Teil des Bewerbs

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400 Leute im Saal

Egal ob es sich um neue Lauf- oder Bergschuhe, um ein Sakko, Kleidungsstücke für die Partnerin oder Weingläser als Geschenk für den runden Geburtstag der Mutter oder gar einen neuen Geschirrspüler oder Ersatz für das zu Bruch gegangene Smartphone handelt – alle 18 Verkäuferinnen und Verkäufer überzeugen – sicher die eine oder andere Nervosität ist zu hören. Immerhin geht’s doch um einen Bewerb und im Saal sitzen 400 Zuhörer_innen, manche unterstützend als Fanklub der eigenen Berufsschulklasse, in der ersten Reihe die strenge Jury.

Durch Freundlichkeit, Sach- und Fachkompetenz, Wissen über die jeweiligen Produkte samt Tipps – ob für Kaffee, Käse oder Fütterung von Hunden – überzeugen die Verkaufstalente in Ausbildung. Obwohl stets das Ziel ist, spätestens nach diesen zehn Minuten zu einem Verkaufsabschluss zu kommen, hat keine und keiner der jungen Verkaufstalente es auch nur ansatzweise zu weit getrieben. Nie überschritten die Junior Sales Champion-Finalist_innen die Grenze zu aufdringlicher Nervigkeit. Bei allen 18 Auftritten blieb stets das Gefühl, hätte der Kunde nein gesagt oder auch nur angedeutet, Zeit zu brauchen um sich die Kaufentscheidung durch den Kopf gehen zu lassen, er hätte sie ziemlich sicher bekommen. Auch die „Störung“ durch die zweite Kundin wurde jeweils souverän gemeistert, der erste Kunde um Geduld gebeten – ihm Kaffee oder Wein offeriert (dort wo dies passte) – und die neue Kundin fachgerecht auf Englisch bedient.

Die 18 Lehrlinge an ihren Verkaufsständen im Foyer des Salzburger WIFI

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Zusatzqualifikationen

Auffallend auch, dass selbst die beiden Lehrlinge in großen Supermarktketten (Hofer und Merkur), Karam Osmanjan und Simone Andrich sich auf einzelne Produkt(gruppen) spezialisiert hatten. Der eine auf Kaffee, die andere auf Käse. Ihre Auftritte vermittelten dem gesamten Publikum das eine oder andere noch nicht bekannte Wissen.

Schwierige Entscheidung

Vielfach war in den Pausen und gar nach Abschluss der 18 Bewerbs-Auftritte zu hören, dass viele froh waren, nicht in der Haut von Jury-Mitgliedern zu stecken. Die Entscheidung – auch wenn jede und jeder bis zu zehn Punkte in sechs verschiedenen Kategorien zu vergeben hatte -, muss schwer gefallen sein. Oft dürften Nuancen den Ausschlag gegeben haben, dass letztlich neben den 15 Viertplatzierten es drei auf die Plätze 1, 2 und 3 geschafft haben und zwar: Adrian Winkel (Vorarlberg)/ Herren-Winterjacke, Gebhart Sagmeister; Simone Andrich (Steiermark)/ Käse, Merkur sowie Stefan Ronacher (Salzburg)/ Bergschuhe, Sport Bründl. Dieses Trio wird Mitte November Österreich beim internationalen deutschsprachigen Bewerb (neben Österreich noch Südtirol, Schweiz und Bayern) von Handelslehrlingen vertreten.

Fotos von der Preisverleihung

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Kurzinterviews

„Ich hab mich immer schon für Mode interessiert, das ist auch in meiner Familie in jeder Generation so, manche sind im Verkauf, andere designen Mode. Das möchte ich übrigens später auch einmal machen“, verrät Adrian Winkel, der Bundessieger, „aber zuerst wollte ich im Verkauf arbeiten, damit ich auch erfahre, was sich Kundinnen und Kunden wünschen“. Er hatte sich schon in der Früh beim Foto an seinem Stand im Foyer siegessicher gegeben. Damit wollte er sich auch selber pushen, gesteht er dem Kinder-KURIER.

Die Zweitplatzierte, Simone Andrich, entschied sich erst gegen Ende der Schulzeit für den Verkauf und ist froh über diese Berufswahl. Auf Käse setzte sie beim Bewerb, „weil ich die Zusatzausbildung Käsekenner gemacht habe. Da haben wir alles über Käse, auch über seine Geschichte gelernt“.

Stefan Ronacher hatte sich schon früh für Sportartikel interessiert, „ich hab dann schon in der Schulzeit viel geschnuppert und schon vor dem Poly meinen lehrplatz fix gehabt“, blickt er auf ein letztes entspanntes reines Schuljahr zurück.

Schnappschüsse, unter anderem Street-Dance

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DER Vorteil gegenüber Online-Handel

Den genannten internationalen Bewerb hat – wie schon oben erwähnt - im Vorjahr Julia Grabner von Hochzeitshaus Randegg/ Steinecker Moden gewonnen, obwohl sie im Bundesbewerb „nur“ Zweite geworden war. Das Familienunternehmen in dritter Generation, hervorgegangen aus einer Greißlerei mit vielen Erweiterungen und etlichen Filialen hat übrigens mit Julia Martin auch heuer ein Lehrmädchen ins Bundesfinale gebracht. Dieses Unternehmen setzt auf hochqualitative Ausbildung des Personals und bildet bewusst eigene Lehrlinge aus.

Das Setzen auf gut ausgebildetes Fachpersonal, das auch Spaß und Freude an der Arbeit hat, ist jenes „Asset“, das herausragende Alleinstellungsmerkmal, das den stationären Handel vom Online-Handel unterscheidet, betonten auch mehrere der Funktionsträger_innen der Wirtschaftskammer, nicht zuletzt der Vorsitzende des Bildungspolitischen Ausschusses, Jörg Schielin.

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Compliance-Hinweis: Die Sparte Handel der Wirtschaftskammer