Damit „Kinderfressen" nicht "leicht gemacht“ wird ...
Von Heinz Wagner
Update nach der Premiere Montagabend
Update: 29. Februar 2020: Hinweis auf Wiederaufnahme 6./7. März im Dschungel Wien.
Das Publikum im vollbesetzten Volkstheater (Wien) tobte Montagabend. Die mehr als drei Dutzend jungen und jüngsten Schauspielerinnen und Schauspieler mussten immer und immer wieder auf die Bühne kommen, um den stürmischen Applaus zu empfangen – bis der eiserne Vorhang runtergelassen wurde. Übrigens:Manche im Publikum applaudierten auch mit erhobenen wedelnden Händen – Applaus in der Gebärdensprache. Eine Darstellerin ist gehörlos, aber auch einige der mitwirkenden hörenden Kinder und Jugendlichen können diese Sprache, zumindest ansatzweise. Interviews weiter unten in einer eigenen Geschichte, über die Story nach diesem Absatz und neuen Szenenfotos.
In der einen Familie streiten die Eltern, ob ihr Sohn Damian Flötist oder starker Mann werden soll. In der anderen wollen sowohl Mutter als auch der spielsüchtige Vater, dass Tochter Nora aufhört mit dem Oboe-Spiel. Das Blasinstrument soll verkauft werden, damit wenigsten die Miete bezahlt werden kann.
Alles nicht lustig. Aber es wird noch unlustiger. In beide Wohnzimmer platzen sozusagen ganz andere Kinder herein, die sogenannten Coltan-Kinder. Diese stehen für ihre Altersgenoss_innen, die im Kongo dieses wichtige Material, das nicht zuletzt für Handys wichtig ist, abbauen müssen. Doch sie treten in Streik.
Rund um diese Szenarien entwickeln sich noch weitere Szenen – in der Schule mit Diskussionen, ob dies überhaupt Thema im Unterricht sein soll, beim Diktato.., pardon „Präsidenten“, der die protestierenden Kinder erst abwimmeln will. Dann lässt er sich aufs „Spiel“ mit der Beraterin ein, ein bisschen Kosmetik zu betreiben, um den Konzernen, die am Coltan verdienen, zum besseren Verkauf Zeugnisse auszustellen, dass eh niemand schlecht behandelt werden würde…
Alle Themen kamen von Kindern und Jugendlichen
Was in den 1 ¼-Stunden – zuerst auf der großen Bühne des Volkstheaters in Wien (21./ 22. Oktober) und später der kleinen des Volx-Margareten (4/5.November) – gespielt wird, ist Ergebnis von mehr als einem Dutzend Workshops. Die Theater- und Performance-Gruppe „Die schweigende Mehrheit“ war im Frühjahr in vielen Schulen – nicht nur im Zentrum der Stadt – in Wohngemeinschaften usw. und hat dabei Themen gesammelt. Was den Kindern und Jugendlichen wichtig war, ist in jenen Stücktext eingeflossen, den Tina Leisch verfasste. Zur Wichtigkeit an Themen gehörten nicht nur inhaltliche, sondern auch das Aktiv-Werden, Protest und das Eintreten für eine bessere Welt. Damit „Kinderfressen“ eben verhindert werden kann.
Alle Kinder und Jugendlichen, die sich fürs Mitmachen auf der Bühne beworben haben, so erzählt Tina Petković (13) dem Kinder-KURIER „haben dann einen Fragebogen bekommen, ob wir nur sprechen oder auch singen oder tanzen wollen. Das haben sie gebraucht, um die Rollen zu finden, die zu jeder und jedem passen.“
Genau, Lieder kommen auch vor im Stück. Und trotz der Fülle an ernsten Themen, bleibt – so ergab der Besuch einer Probe – noch der eine oder andere humorvolle Moment.
Hier unten geht’s zu Interviews mit mehr als einem halben Dutzend junger Schauspieler_innen dieses Stücks.
Kinderfressen leicht gemacht
Theaterstück anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der UN-Kinderrechtskonvention
Kooperation der Schweigenden Mehrheit mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien, dem Volkstheater und dem Dschungel Wien
Es spielen:
Damian: Dragan Rajinović
Nora: Anouk Hayr
Zuckerengel: Miriam Messinger
Coltanschürferin Nazali, Anführerin: Maya Enyangaro Schad
Coltanschürferin Kumba/ Lehrerin: Narin Raymelissamalia
Coltanschürferin Sedou: Flora Lu
Coltanschürferin Babou: Petra Göksun
Coltanschürferin Elikia, die kleinste: Timea Pippilotta Pal
Coltanschürfer Ekelamu: Daniel
Coltanschürfer Charles: Clemens Mair
Coltanschürfer Aufpasser: Jacob Totila
Schüler Lobinger: Friedrich Vitus Futterknecht
Schülerin Holly: Heli
Schülerin Nena: Lena Girg
Schülerin Dani: Mara Zuna Turin
Schülerin Toni: Lilly Salomonović
Schülerin Franzi: Ella Turanitz
Schülerin Gaby: Isabella Zeisner
Schülerin Susanna: Samira Lehmann
Schülerin Silvia: Neve Kinberger
Schüler Memo: Omar Ahmad Almohammad Osfr
Mutter von Damian: Alexandra Hrabec
Vater von Damian: Valentin Günter
Mutter von Nora: Anja Paukovics
Stiefvater von Nora: Zidan Darwish
Mutter vom Zuckerengel/ Moderatorin: Sarah Kadlec
Vater vom Zuckerengel/Moderator: Robert Czyszczon
Lady Fürsorge: Jula Schmidt
Lehrerin: Tina Petković
Bildungshändler Maschinenmensch: Yulian
Bildungshändlerin Religion: Tina Petković
Bildungshändler Beziehungen: Izidor Verdel
Lieber Lehrer: Michael Prince Samuel Neş
Diktator: Deniz Can Toprak
Beraterin: Zoe Falkner
Richter: Noah Polt
3 böse Männer: Yulian, Omar Ahmad Almohammad Osfr, Robert Czyszczon
Vater 1: Yulian
Sohn 1: Michael Prince Samuel Neş
Vater 2: Zidan Darwish
Sohn 2: Noah Polt
Käufer: Friedrich Vitus Futterknecht
Fischer: Omar Ahmad Almohammad Osfr
Übersetzerin: Ella Turanitz
Regie Die Schweigende Mehrheit
Choreografie: Zoran Bogdanović
Bühne und Kostüme: Gudrun Lenk-Wane
Musikalische Leitung: Eva Prosek
Songs von Jelena Popržan, Eva Prosek, David Furrer und Kid Pex
Produktionsleitung: Maria Mačić
Regieassistenz: Sabine Pichler
Wann & wo?
6./7. März 2020, jeweils 19 Uhr
DSCHUNGEL Wien
1070, MuseumsQuartier, Museumsplatz 1
Telefon: (01) 522 07 20-20
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