Wissen/Gesundheit

Wie ausreichend Schlaf uns jünger und attraktiver macht

Eltern erleben es hautnah, und auch Studien zeigen es: Kinder und Jugendliche schlafen deutlich weniger, als Schlafexperten empfehlen (13- bis 18-Jährigen sollten es acht bis zehn Stunden sein). Die Konzentration leidet, der Schulerfolg damit auch. Aber Info-Kampagnen über die Bedeutung eines gesunden Schlafs stoßen bei Jugendlichen nur auf mäßiges Interesse.

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Neuer Ansatz

Deshalb versuchen Schlafforscher jetzt auf anderem Weg, das Thema Schlaf für Jugendliche attraktiv zu machen: „Wer ausreichend schläft, schaut jünger aus“, sagt Schlafforscher Gerhard Klösch von der MedUni Wien anlässlich des heutigen Welt-Schlaf-Tages. Nicht nur das: „Man wirkt attraktiver und wird – etwa auf Partys – auch häufiger angesprochen und als Gesprächspartner gewählt.“ Ausgeschlafene Menschen machen einen gesünderen Eindruck, „unausgeschlafene hingegen wirken oft leicht kränklich“.

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Um das Alter eines Menschen zu beurteilen, „schauen wir vor allem auf die Augen, den Mund und die Gesichtsfarbe. Dieselben Regionen sind auch wichtig für unsere Einschätzung, ob jemand ausgeschlafen ist oder nicht“, betont Klösch. Hängende Augenlider und Mundwinkel sind dabei wichtige Erkennungsmerkmale.

Hintergrund solcher Bestrebungen: Schlafprobleme steigen deutlich an – gab 2007 etwa jeder Vierte an, Durchschlafstörungen zu haben, war bei  einer Befragung 2018 schon jeder Zweite betroffen.

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Zwar waren die Erhebungsmethoden nicht direkt vergleichbar: „Aber die Zunahme der Schlafstörungen ist eindeutig“, sagt Klösch. Und er verweist darauf, dass die Umfrage aus 2007 vor der Insolvenz der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 durchgeführt wurde. Emotionale Belastungen durch Sorgen und Ängste hätten seither zugenommen, „und diese sind Schlafräuber“. Hinzu kommen die Arbeitsverdichtung aber auch zunehmender Freizeitstress und die ständige Erreichbarkeit über das Handy.

„In den vergangenen 100 Jahren ist die Schlafdauer generell um ein bis zwei Stunden zurückgegangen“, sagt die Psychotherapeutin Brigitte Holzinger (Institut für Bewusstseins- und Traumforschung). Klösch ergänzt:  „Das liegt daran, dass wir immer später ins Bett gehen. Die Aufstehzeiten hingegen haben sich in den letzten 100 Jahren gar nicht geändert.“

Wer aber unter sechs Stunden – oder über neuneinhalb – schläft, hat eine erhöhte Sterblichkeitsrate, warnt Bernd Saletu, Leiter des Instituts für Schlafmedizin im Wiener Rudolfinerhaus.

Große Umfrage

Am heutigen Weltschlaftag startet eine große Online-Umfrage „Wie schläft Österreich?“ Sie wird vom Salzburger Schlafforscher Manuel Schabus (Universität Salzburg) durchgeführt. Teilnahme unter www.sleeplounge.net

Österreicherin leitet Welt-Schlaf-Gesellschaft

Die Leiterin des Schlaflabors an der Innsbrucker Uni-Klinik für Neurologie, Birgit Högl, 56, wird erste österreichische Präsidentin der „World-Sleep-Society“, der Welt-Schlaf-Gesellschaft, eine globale Fachvereinigung für Schlafforschung. Ihre Ernennung wird im September in Vancouver, Kanada, erfolgen. „Es ist einzigartig, dass eine Österreicherin diese Position bekommt“, gratulierte Donnerstag der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin, Rainer Popovic

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Birgit Högl ist seit 20 Jahren an der Uni-Klinik für Neurologie in Innsbruck tätig.

Rund 45 Prozent der Weltbevölkerung haben Schlafprobleme. „Den meisten Schlafstörungen kann vorgebeugt werden oder sie sind behandelbar“, sagt Schlafmedizinerin Högl zu ihrem Fachgebiet: „Aber nicht einmal ein Drittel der Betroffenen nimmt professionelle Hilfe in Anspruch.“