Was Sie für einen guten Schlaf tun können

Zumindest bei ihm hat der Schlaf kein Imageproblem.
Gezielte Beratung kann die Schlafqualität verbessern. Experten warnen vor neuen Schlafmodellen.

Schichtarbeiter haben es oft besonders schwer – auch beim Einschlafen nach einem Nachtdienst. In einer kleinen Umfrage in einem heimischen Betrieb zeigte sich: 60 Prozent der Arbeiter fühlten sich durch Schlafprobleme in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt – etwa durch hohe Schläfrigkeit am Tag, auch nach dem Schlafen.

Doch dann organisierte die Firma ein zweitägiges "Schlafcoaching"-Seminar. Die Psychotherapeutin Brigitte Holzinger (Institut für Bewusstseins- und Traumforschung) und Schlafforscher Gerhard Klösch (MedUni Wien) vermittelten Basiswissen zum Thema Schlaf und Zusammenhänge mit Zeiteinteilung, Freizeitgestaltung oder verdrängten Konflikten und Ängsten. Sie schulten die Teilnehmer in Entspannungstechniken und Hypnose, klärten über Traumarbeit und Albtraumbewältigung auf. Eine erste Auswertung sechs Monate nach dem Seminar zeigt jetzt: 70 Prozent fühlen sich in ihrer Lebensqualität wenig bis gar nicht beeinträchtigt.

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Was Sie für einen guten Schlaf tun können

"Die Schlafqualität hat sich verbessert, der Schlafmittelkonsum wurde reduziert, die Einschlafzeiten konnten verkürzt und auch die Tagesmüdigkeit verringert werden", sagt Holzinger anlässlich des heutigen Weltschlaftages. Sie leitet auch (gemeinsam mit Klösch) das Weiterbildungsangebot "Schlafcoaching" an der MedUni Wien. Psychologen oder Psychotherapeuten zum Beispiel können sich dann als "zertifizierte Schlafcoaches" bezeichnen.

"Schizophren"

Der Bedarf an derartiger Beratung und Begleitung steigt jedenfalls. "Wir haben eine schizophrene Situation", sagt Schlafforscher Klösch. "Auf der einen Seite wird von vielen der Schlafmangel bejammert, aber auf der anderen Seite ist es ,in’, so kurz und effizient wie nur möglich zu schlafen. Der Schlaf hat ein Imageproblem, viele versuchen ihn auf ein Minimum zu reduzieren."

Im Internet boomen Modelle für "polyphasischen Schlaf" wie "Everyman" oder "Uberman", bei denen der Schlafbedarf auf mehrere Phasen verteilt – bei Everyman sind es pro 24 Stunden eine vierstündige Schlafzeit plus drei Nickerchen (ca. je 20 Minuten), bei Ubermann überhaupt nur mehr sechs 20-minütige Nickerchen.

Kein Ersatz

"Diese Modelle sind aber nichts anderes als Wegbereiter zur 24-Stunden-Gesellschaft", sagt Klösch: "Der Körper ist auf längere Schlafphasen getrimmt, vier bis fünf Stunden in einem Stück sind das Minimum, um den Schlaf als erholsam zu erleben." Denn eine Schlafperiode mit allen Schlafphasen (inklusive Tiefschlaf) dauere rund 90 bis 120 Minuten: "Und davon sollte man – als untere Grenze – mindestens zwei haben." Sogenannte Power naps (kurze Nickerchen) untertags sollten auf keinen Fall ein Ersatz für den Nachtschlaf sein.

Für Jugendliche wäre das ganz besonders gefährlich: Denn erst nach rund 25 bis 30 Minuten werden Wachstumshormone ausgeschüttet: "Wenn also Jugendliche vermehrt auf kurze Nickerchen setzen, bleibt diese Hormonauschüttung aus – es findet keine Zellerneuerung statt und es kommt zu Wachstumsproblemen." Und: Schlafmangel bringt nicht nur Gesundheitsprobleme – auch asoziales Verhalten wird gefördert.

Die Schlafmedizinerin Gerda Saletu-Zyhlarz drückt es so aus: "Für den Körper ist der Schlaf das, was das Aufziehen für die Uhr ist."

Weiterführende Informationen gibt es auf der Hompepage der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung: www.schlafmedizin.at

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