Wissen/Gesundheit

Sollen Kinderärzte auch Erwachsene impfen dürfen?

Kinderärzte dürfen derzeit Eltern nicht impfen, und Gynäkologen keine Männer. Die Österreichische Ärztekammer fordert, diese Beschränkungen abzuschaffen. Jetzt treten auch UNICEF Österreich und der Kinderarzt Peter Voitl, Gründer des ersten Wiener Kindergesundheitszenturms Donaustadt, mit dieser Forderung an die Öffentlichkeit.

Denn diese Einschränkungen tragen dazu bei, dass der Impfschutz Erwachsener unnötig verzögert werde. Deshalb solle eine rechtliche Möglichkeit für alle Ärzte – unabhängig von ihrem Fachgebiet – geschaffen werden, Impfungen für alle Personen durchführen zu dürfen.

169 Millionen verpassten Masernimpfung

Gleichzeitig warnte UNICEF am Donnerstag, dass weltweit zwischen 2010 und 2017 weltweit 169 MillionenKinder die erste Masern-Teilimpfung verpasst hatten - durchschnittlich 21,1 Millionen Kinder pro Jahr.

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„Ich trete für einen umfassenden Impfschutz für die gesamte Familie ein“, sagte Peter Voitl in der schauTV-Sendereihe „Warum eigentlich?“

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Impfmöglichkeiten beim Kinderarzt für die ganze Familie einzuführen sei ein erster Schritt für einen umfassenden Impfschutz. Die größten Impflücken bestünden in Österreich bei jungen Eltern. So verfügen bei den 15- bis 30-Jährigen nur knapp 70 Prozent über einen kompletten Impfschutz mit zwei Dosen. Aber erst die zweifache Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) verhindert bei bis zu 99 Prozent der Geimpften den Ausbruch der Erkrankung und führt zu lebenslangem Schutz.

Mittwoch startete auch die Europäische Impfwoche, in der die EU und die Weltgesundheitsorganisation WHO gemeinsam auf das Thema Impfen aufmerksam machen, heuer besonders auch auf die Masernimpfungen. 2018 hat es bei 80.000 Maserninfektionen in Europa mehr als 70 Todesfälle gegeben. Die Daten für die ersten Monate des heurigen Jahres deuten darauf hin, dass der zunehmende Trend sich 2019 fortsetzen wird.

Weltweiter Anstieg

Weltweit wurden in den ersten drei Monaten des heurigen Jahres mehr als 110.000 Masernfälle gemeldet - fast 300 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Schätzungsweise 110.000 Menschen, die meisten davon Kinder, starben 2017 an Masern, das sind 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

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Voitl betont, "dass Wertigkeit und Sinnhaftigkeit von Schutzimpfungen in unzähligen wissenschaftlichen Untersuchungen belegt sind und außer Diskussion stehen. Hingegen könne unzureichender Impfschutz tödlich sein. "Es ist eine ärztliche Verpflichtung, für einen ausreichenden Impfschutz der betreuten Person zu sorgen diese fachgerecht zu informieren."

Dazu gehöre, dass die Grundimmunisierung bei Säuglingen und Kleinkindern rechtzeitig begonnen, nicht unnötig verzogert und zeitgerecht abgeschlossen wird. Darüber hinaus ist es notwendig, den Impfschutz durch notwendige Auffrischungsimpfungen in jedem Lebensalter sicherzustellen."