Wissen/Gesundheit

Krebstherapie: Was die jüngsten Erfolge für Patienten bedeuten

Neue Strategien. Knapp 500 Patienten erkranken jährlich in Österreich an einem sehr aggressiven Krebs der Lymphzellen, dem großzelligen B-Zell-Lymphom. Rund ein Fünftel spricht auf alle herkömmlichen Therapien (z. B. Chemotherapie, Stammzelltransplantation) nicht an.

Allerdings: Bei einem Teil von ihnen wirkt eine neue, sehr aufwendige Therapieform. Bei dieser werden Abwehrzellen außerhalb des Körpers genetisch verändert. Das zeigt eine internationale Studie im New England Journal of Medicine, an der auch die Klinische Abteilung für Hämatologie von MedUni Wien und AKH Wien mit ihrem Leiter Ulrich Jäger beteiligt war.

Bei der CAR-T-Zelltherapie werden dem Körper Abwehrzellen (T-Zellen) entnommen und genetisch so verändert, dass sie die Tumorzellen erkennen und vernichten können. Die Abwehrzellen werden vermehrt und dem Patienten per Infusion verabreicht. 40 jener Patienten, die sonst auf nichts mehr ansprachen, hatten auch ein Jahr nach Therapiebeginn keinerlei Krankheitszeichen.

Jäger: „Unsere Studie zeigt, dass die CAR-T-Zelltherapie eine bahnbrechende Behandlungsoption ist, denn sie ermöglicht uns, die Erkrankung auch in bisher aussichtslosen Fällen dauerhaft zu heilen.“ Auf diese Therapie – sie wird gegen Lymphome und eine Leukämieform bei Kindern eingesetzt – ging auch Krebsspezialist Christoph Zielinski im KURIER-Talk mit KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter ein: Es handelt sich um die teuerste Krebstherapie derzeit, eine Behandlung kommt auf rund 320.000 Euro. „In rund 50 Prozent der Fälle sind die Patienten nach einem Jahr noch am Leben.“

Alle Inhalte anzeigen

In der Krebsforschung habe es in den vergangenen Jahren einige Durchbrüche gegeben, betonte Zielinski – ganz zielgerichtet wirkende Medikamente (hier sind bereits an die 80 zugelassen) und die heuer mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Immuntherapie (sie hilft dem Immunsystem, den Tumor zu erkennen und zu bekämpfen). „Die Krebserkrankungen werden zunehmend chronifiziert. Die Überlebensrate hat in den vergangenen 25 Jahren um 25 Prozent zugenommen.“ Diese positive Entwicklung sei bei fast allen Krebserkrankungen zu beobachten: „Und auch dort, wo es noch viel aufzuholen gibt, wie zum Beispiel dem Bauchspeicheldrüsenkrebs, gibt es neue Konzepte.“

Den größten Erfolg gibt es beim fortgeschrittenen schwarzen Hautkrebs (Melanom): "Hier hatten wir vor wenigen Jahren eigentlich noch gar nichts, weil die Chemotherapie nichts gebracht hat. Heute sind auch nach zwei, drei, vier Jahren noch immer zwei Drittel aller Patienten am Leben."

Alexander Herzog (Generalsekretär der Pharmig / Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs) betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit von Industrie und Forschungseinrichtungen – rund 500 klinische Studien werden derzeit durchgeführt, 200 davon auf dem Gebiet der Onkologie. Neue Medikamente würden oft nur durch die Kostenbrille, aber nicht die Nutzenbrille gesehen: „Dabei ist der Anteil der Medikamentenkosten an den Gesundheitsausgaben seit Jahren relativ konstant bei 13 Prozent.“ Und: "Ein Patient, der nicht behandelt wird, kostet wesentlich mehr als ein geheilter Patient."