Forschung: Löst Rotwein wirklich Migräne aus?
In Österreich leiden rund elf Prozent der Bevölkerung an Migräne. Am häufigsten treten die Kopfschmerzattacken laut der Österreichischen Schmerzgesellschaft zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf. In dieser Lebensphase sind Frauen bis zu dreimal häufiger betroffen als Männer.
Alkohol als "gefühlter" Trigger
Eine Studie, die im Dezember im European Journal of Neurology veröffentlicht wurde, zeigt, dass viele Migränepatienten bewusst auf Alkohol verzichten oder den Konsum stark einschränken, um Migräneanfällen vorzubeugen. Zwar ist die genaue Rolle von hochprozentigen Getränken und deren Inhaltsstoffen bei Migräne noch nicht restlos geklärt, von Betroffenen werden diese demnach aber eindeutig als Trigger wahrgenommen.
Durchgeführt wurde die Erhebung in den Niederlanden. Die befragten 2.197 Patienten waren Teilnehmer des Projektes "Leiden University Migraine Neuro-Analysis", kurz LUMINA, und zwischen 18 und 80 Jahren alt. Abgefragt wurde konkret, ob der Konsum von Alkohol Migräne auslöst, welchen genauen Effekt er auf Betroffene hat und wie diese mit dem auslösenden Potenzial alkoholischer Getränke umgehen. Auch spezifische Alkoholarten, etwa Rotwein und Wodka, und deren Triggerwirkung wurden untersucht.
Von den Befragten gaben 70,4 Prozent an, in den letzten drei Monaten alkoholische Getränke getrunken zu haben. Von jenen Teilnehmern, die auf Alkohol verzichteten, taten dies etwa 25 Prozent, um Migräneattacken gezielt zu umgehen.
35,6 Prozent der Studienteilnehmer stuften Alkohol als Migräneauslöser ein, etwa 25 Prozent der Betroffenen gaben an, aufgrund dieser Triggerwirkung auf Alkohol zu verzichten. (Rot)wein (77,8 Prozent) wurde am häufigsten als Auslöser genannt, Wodka am seltensten (8,5 Prozent). Allerdings gaben nur 8,8 Prozent der Teilnehmer an, dass der Konsum von Rotwein bei ihnen immer mit Migräneattacken einhergeht. Die Studienautoren nehmen daher an, dass Alkohol beziehungsweise Rotwein kein eigenständiger Trigger ist.
Die Zeitspanne zwischen dem Konsum von Alkohol und einem Migräneanfall betrug bei etwa einem Drittel der Teilnehmer weniger als drei Stunden. Der Großteil der Patienten berichtete, dass die Symptome nach weniger als zehn Stunden einsetzten. Dass es sich bei den angegebenen Beschwerden um Kopfschmerz als klassisches Katersymptom handelt, sei den Forschern zufolge daher auszuschließen.
Limitiert wird die Aussagekraft der Studie dadurch, dass die Ergebnisse ausschließlich auf der Befragung beruhen. Diese basiert wiederum auf retrospektiven Selbstauskünften der Teilnehmer.
Ursachen nicht eindeutig geklärt
Bei Migräne handelt es sich um attackenförmige, meist einseitig pulsierende-pochende Kopfschmerzen, oft begleitet von Übelkeit, Licht-, Lärm-, oder Geruchsempfindlichkeit, die durch körperliche Aktivitäten verstärkt werden.
Die Ursachen für Migräne sind nicht eindeutig geklärt. Psychosoziale Stressoren wie Lärm, Reizüberflutung, Mobbing, Perfektionismus, Angst oder soziale Isolation, aber auch mangelnde Schlafhygiene, Gerüche, Wetterumschwünge oder zyklusbedingte hormonelle Veränderungen bei Frauen können Migräneattacken auslösen.
Etwa ein Viertel der Migränepatienten ist sensibel auf Alkohol. Darin enthaltene Stoffe, die noch nicht identifiziert sind, können Kopfschmerzen verursachen. Der Geschmacksverstärker Glutamat kann ebenfalls Kopfschmerzen bei Migränepatienten auslösen.