Erste Studie: Kann man mit Tattoo ins MRT?
Fast 90 Prozent der tätowierten Personen denken, dass Tattoos gesundheitlich unbedenklich sind. Wenn sie aber mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht werden sollen, tritt häufig die Frage auf, wie riskant das für sie wirklich ist.
Deutsche Forscher des Max-Planck-Instituts in Leipzig haben das nun erstmals untersucht und ihre Ergebnisse im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Ziehen in der Haut
Viele Millionen Menschen mit Tattoos werden jedes Jahr im MRT gescannt, ohne dass Nebenwirkungen auftreten. Berichte über Komplikationen stützen sich zumeist auf Einzelfälle – darin werden häufig zwei verschiedene Reaktionen beschrieben: Es kann zum Beispiel vorkommen, dass die Farbe in den Tattoos mit dem statischen Magnetfeld im Tomographen interagiert.
Denn Farben in Tattoos können Pigmente enthalten, die eisenhaltig sind und somit magnetisch – durch die starken Magnetfelder im MRT können diese kleinen Teilchen angezogen werden, was wiederum dazu führen kann, dass Probanden einen Zug an der tätowierten Haut spüren.
Bis hin zu Verbrennungen
Eine andere Interaktion, die von einzelnen Betroffenen beschrieben worden ist, stellt aber aus Sicht der Experten ein größeres Gefahrenpotenzial dar: Viele der Farbpigmente sind leitfähig. Es kann passieren, dass sich das Tattoo erwärmt. Im schlimmsten Fall kann es zu Verbrennungen kommen.
Die Erklärung: Beim MRT werden sogenannte Hochfrequenzfelder verwendet, um Bilder zu erzeugen. Protonen-Spins werden angeregt, um ihre Signale aufzeichnen zu können. "Das Hochfrequenzfeld hat üblicherweise eine Frequenz von ein paar hundert Megahertz – damit kommt man in die Resonanzlängen von leitenden Strukturen, die ungefähr auch der Länge eines Tattoos entsprechen. In diesem Fall nimmt das Tattoo viel von der Energie des Hochfrequenzfeldes auf, die sich normalerweise weiträumiger verteilen würde. Dann kann es passieren, dass sich das Tattoo erwärmt", sagt Studienautor Nikolaus Weiskopf.
330 Teilnehmer untersucht
Er hat mit seinen Kooperationspartnern 330 Probanden vor und nach dem MRT-Scan untersucht und insgesamt 932 Tätowierungen getestet. Systematisch sammelten die Wissenschaftler Informationen über die Tätowierungen ihrer Probanden – wie groß sie sind, wo sie liegen, welche Farben verwendet wurden. Auch in welchen Ländern die untersuchte Tattoovielfalt gestochen wurde, ist erfasst: die meisten in Europa, aber auch in Amerika, Asien, Afrika und Australien. Ein Großteil der Bilder auf der Haut bestand aus schwarzer Farbe, es wurden jedoch auch andere farbige Varianten registriert.
"Unsere Studie untermauert, dass die Mehrzahl der Probanden mit Tattoos keinerlei Nebenwirkungen bemerkt haben", sagt Weiskopf. "Es gab einen einzigen Fall, bei dem der Studienarzt festgestellt hat, dass die Nebenwirkungen – nämlich ein Prickeln auf der Haut – mit dem Scannen zusammenhingen. Dieses unangenehme Gefühl war aber innerhalb von 24 Stunden verschwunden, ohne dass der Betroffene ärztliche Behandlung in Anspruch genommen hat."
Nur bestimmte Tattoos untersucht
Nicht alle Probanden mit Tattoos konnten in die Studie einbezogen werden – Ausschlusskriterien waren unter anderem Größe und Anzahl der Tätowierungen. Ein einzelnes Tattoo durfte sich beispielsweise maximal über zwanzig Zentimeter auf der Haut ausdehnen und mehrere Tätowierungen nicht mehr als fünf Prozent des Körpers bedecken – so wollten die Wissenschaftler die stärksten Resonanzeffekte und potentielle Effekte wie Verbrennungen vermeiden.
Die in der Studie eingesetzten MRT-Scanner hatten eine statische Magnetfeldstärke von drei Tesla, wie sie heutzutage auch in vielen Kliniken zum Einsatz kommen.