Der Schnauzer soll Männer an ihre Gesundheit erinnern
Heute ist nicht nur Welttoilettentag, sondern auch Internationaler Tag des Mannes. Nein, das steht in keinem direkten Zusammenhang; ebenso wenig möchte der heutige Männertag mit dem Tag der Frauen am 8. März konkurrieren. Im Grunde verfolgen beide ein ähnliches Ziel: die Gleichstellung zwischen Mann und Frau voranzutreiben und die Nöte des jeweiligen Geschlechts aufzuzeigen. (Falls Sie nun denken, Männertag war doch erst – richtig, jährlich am 3. November wird speziell das Bewusstsein für Männergesundheit geschärft. Der Aktionstag wurde im Jahr 2000 von Michail Gorbatschow initiiert.)
In puncto Bekannt- und Beliebtheit kann der Weltmännertag mit seinem weiblichen Pendant nicht mithalten: In einer von Männern dominierten Gesellschaft, so der Vorwurf, bräuchten diese nicht auch noch einen eigenen Tag. Dabei besteht gerade im Gesundheitsbereich Aufhol- und Aufklärungsbedarf, ist die durchschnittliche Lebenserwartung des Mannes doch um fünf Jahre niedriger als die der Frau.
Schnauzer als Zeichen
„Die Männergesundheit steckt in der Krise. Wir müssen darüber sprechen und etwas dagegen unternehmen, dass Männer zu früh sterben, sonst wird sich nie etwas ändern“, sagt Michael Fischer, Europamanager von „Movember“. Seit 2003 steht der Monat November, geknüpft an die beiden Aktionstage, im Zeichen der Männergesundheit – mehr als fünf Millionen Männer und Frauen haben sich der Bewegung seither angeschlossen, um Spenden zu sammeln und über die größten gesundheitlichen Risiken der Männer aufzuklären. Als Zeichen der Solidarität lassen sich Männer einen Schnurrbart (engl.: moustache) wachsen.
Immer noch gelten Männer als Vorsorgemuffel – vor allem junge sollen durch Awareness-Kampagnen für das Thema sensibilisiert werden. „Hodenkrebs tritt in der Regel zwischen 20 und 40 auf, junge Männer sollten sich regelmäßig selbst abtasten.“ Ab dem 45. Lebensjahr sollte jeder Mann einmal pro Jahr eine Prostatakrebsvorsorgeuntersuchung durchführen lassen (siehe rechts).
Andere gesundheitliche Risiken sind nicht sichtbar. Drei von vier Personen kämpfen im Laufe ihres Lebens mit psychischen Problemen, weltweit stirbt jede Minute ein Mann durch Suizid. Das hat auch mit dem Männerbild in der Gesellschaft zu tun, sagt Fischer. Anstatt offen über Krisen zu sprechen, ziehen sich viele zurück oder ertränken ihre Sorgen in Alkohol. „Vielen Männern fällt es schwer, sich jemandem anzuvertrauen. Sie versuchen, ,stark’ zu bleiben, statt sich Hilfe zu holen.“ Ein Verhalten, das schwerwiegende Folgen haben kann.
„Wir ermutigen Männer jeden Alters, Beziehungen zu pflegen, sich mit ihren Freunden auszutauschen, Hilfe anzunehmen und auch anzubieten. Die Personen, mit denen du täglich Zeit verbringst, zu fragen, wie es ihnen geht, zuzuhören und für sie da zu sein, kann Leben retten“, betont Movember-Aktivist Fischer. Das gilt in allen Monaten des Jahres – nicht nur im November.
Prostatakrebs: Neue Verfahren - Diagnosen werden genauer
Alkohol, Zigaretten, Übergewicht, riskanter Lebensstil: „Einer von fünf Männern stirbt vor dem 65. Lebensjahr an einer Ursache, der man vorbeugen hätte können“, sagt Shahrokh Shariat, Vorstand der Uni-Klinik für Urologie von AKH / MedUni Wien. Die Hälfte jener fünf bis sechs Jahre, die Männer kürzer leben als Frauen, sei mit ihrem Verhalten zu erklären – die andere Hälfte genetisch.
Eines der großen Gesundheitsprobleme beim Mann: Prostatakrebs. 4900 Männer erhalten jährlich die Diagnose, etwa 1150 sterben daran. Die Aggressivität des Tumors könne heute nicht immer in ausreichendem Genauigkeit vorhergesagt werden, betont Shariat.
Deshalb wird nach neuen Verfahren gesucht, die aggressiven Tumore besser erkennen können. Das ist das Ziel des Ludwig Boltzmann Instituts für angewandte Diagnostika: Man kennt heute zwar schon Strukturen, die für aggressive Tumoren charakteristisch und bei ihnen aktiviert sind, kann sie aber nicht leicht aufspüren. Eine neue Methode soll das ändern, erläutert Institutsleiter Markus Mitterhauser: Die Patienten erhalten zwei Moleküle, die ganz spezifisch an diese Strukturen andocken. Weil sie mit kurzzeitig strahlenden Substanzen kombiniert sind, wird das dadurch leuchtende Tumorgewebe sichtbar.
„So finden wir die Tumore, die relevant sind“, sagt Shariat, der dieses Verfahren bei Hochrisiko-Patienten bereits anwendet. „Wir sehen damit auch kleine Metastasen, die wir sonst nicht erkennen. In 60 Prozent der Fälle führen die Untersuchungsergebnisse zu Änderungen in der ursprünglich ausgewählten Therapie.“ Bei eindeutig nicht aggressiven Tumoren wird laut Shariat immer öfter nicht sofort operiert, sondern engmaschig kontrolliert. Ab dem 45. Lebensjahr sollte jeder Mann jährlich zur Vorsorgeuntersuchung beim Urologen gehen.