Wissen/Gesundheit

Cholesterin im Ei: Welches Risiko besteht jetzt wirklich?

Ob als Spiegelei, pochiert oder weich gekocht – Eier gehören für viele zum gemütlichen Frühstück dazu. Wer dann noch gerne Nudelgerichte und Mehlspeisen isst, kommt schnell auf vier bis fünf Eier pro Woche. Lange war das kein Problem, doch Mitte der 1990er-Jahre kam das Ei in Verruf, eine Cholesterinbombe und schuld an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein. Seither diskutieren Wissenschafter weltweit, ob denn das Ei nun gesund ist oder nicht.

Amerikanische Forscher der Northwestern University in Illinois heizen die Debatte nun wieder an – mit schlechten Nachrichten für Eierliebhaber. Ihr Ergebnis: Wer häufig Eier isst, erhöht sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie einen dadurch bedingten vorzeitigen Tod. Die Forscher untersuchten die Daten von rund 30.000 Erwachsenen aus einem Zeitraum von durchschnittlich 17 Jahren. Bei den Studienteilnehmern erhöhten zusätzliche 300 Milligramm Cholesterin in der Nahrung pro Tag das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 17 Prozent und das Risiko für einen vorzeitigen Tod um 18 Prozent.

Ei als Cholesterinquelle

Eier werden von den Wissenschaftern als eine der Hauptquellen für Cholesterin angesehen. Ein Ei enthalte bereits rund 200 Milligramm Cholesterin, vor allem das Eigelb ist cholesterinreich. International werden von Ernährungsgesellschaften jedoch nur maximal 300 Milligramm Cholesterin täglich empfohlen.

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Wer also zum Frühstück ein Omelette aus drei Eiern isst, hat seinen Tagesbedarf an Cholesterin bereits um das Doppelte überschritten – weitere Cholesterinlieferanten wie das dazu verzehrte Butterbrot mit Wurst oder die spätere Portion Rindfleisch mit Nudeln nicht einberechnet. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass zusätzlich zu den empfohlenen 300 Milligramm Cholesterin jedes weitere halbe Ei pro Tag das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um sechs Prozent erhöht. „Unsere Studie zeigt: Wenn zwei Menschen sich exakt gleich ernähren, nur mit dem Unterschied, dass einer davon Eier isst, kann man den Effekt der Eier auf die Herzgesundheit messen“, sagt Studienautorin Norrina Allen.

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Allen und ihre Kollegen gehen davon aus, dass der durchschnittliche Amerikaner pro Woche drei bis vier Eier verzehrt. In Österreich sind es laut Statistik Austria sogar durchschnittlich vier bis fünf Hühnereier pro Woche. Eier sind aber längst nicht die einzige Quelle für Cholesterin. Andere tierische Produkte wie rotes Fleisch, verarbeitetes Fleisch wie Wurst und fettreiche Milchprodukte wie Butter oder Schlagobers weisen ebenfalls einen hohen Cholesteringehalt auf. In der Studie wurde zudem gezeigt, dass Menschen, die häufig Eier gegessen haben, allgemein eher ungesund lebten. Sie rauchten eher, waren öfter fettleibig, aßen mehr rotes und verarbeitetes Fleisch und wenig Obst und Gemüse.

Eier oder Cholesterin?

„Laut der Studie kann man nicht sicher sein, ob es die Eier, Cholesterin oder andere ungesunde Lebensstilfaktoren sind, die eine Risikoerhöhung verursachen. Der gänzliche Verzicht auf cholesterinhaltige Lebensmittel wie Eier ist aber nicht nötig. Wichtiger ist die Qualität der zugeführten Fettsäuren“, sagt Maria Wakolbinger, Ernährungswissenschaftlerin an der MedUni Wien. Denn: Nicht nur der Cholesteringehalt in den Nahrungsmitteln, sondern die Art und Menge der Fette insgesamt beeinflussen den Cholesterinspiegel im Blut. Sie sollten nach Möglichkeit ungesättigt sein.

„Prinzipiell gilt: Je weniger tierische Fette man isst, desto weniger Cholesterin und gesättigte Fettsäuren nimmt man zu sich.“

Maria Wakolbinger, Ernährungswissenschaftlerin

„Ungesättigte Fettsäuren, die unter anderem in Fisch, Nüssen, Samen und pflanzlichen Ölen wie Olivenöl vorkommen, können helfen, den Cholesterinspiegel zu senken. Prinzipiell gilt: Je weniger tierische Fette man isst, desto weniger Cholesterin und gesättigte Fettsäuren nimmt man zu sich“, erklärt Wakolbinger.

Vermieden werden sollten Transfette, die bei der industriellen Härtung von Pflanzenölen entstehen. Sie sind vor allem in Lebensmitteln aus Plunder- und Blätterteig sowie Fertigprodukten enthalten.

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Wie sehr der Körper Cholesterin aufnimmt, ist individuell verschieden. Sogenannte High Absorber verwerten Cholesterin aus der Nahrung beispielsweise besonders gut – bei ihnen steigt der Cholesterinspiegel schneller an als bei den Low Absorbern. Die Empfehlung von maximal 300 Milligramm Cholesterin pro Tag gilt laut Wakolbinger aber für alle gleichermaßen, da sich nicht so leicht feststellen lässt, zu welcher der beiden Gruppen man gehört.

Wie viele Eier erlaubt sind

Sind Eier nun also in der gesunden Ernährung erlaubt oder nicht? Wakolbinger sagt: „Es kommt auf die Menge an. Die österreichische Ernährungsempfehlung lautet, dass bis zu drei Eier pro Woche in Ordnung sind, wobei zu beachten ist, dass Eier oft auch in verarbeiteter Form in verschiedenen Lebensmitteln enthalten sind, etwa in Nudeln, Gebäck oder Mehlspeisen.“

Wichtig sei eine Balance zwischen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln. Und: Der Verzehr von Eiern könne auch gut für den Körper sein. Sie enthalten Aminosäuren und Mineralstoffe wie Phosphor und Eisen. Zudem ist das Ei eine gute Eiweißquelle und liefert Vitamine wie Folsäure, Vitamin A, D, E und K. Dem bevorstehenden Eierverzehr zu Ostern steht also – in Maßen – nichts im Wege.

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Wissen: Zu viel Cholesterin

Arteriosklerose. Cholesterin wird zu einem Teil vom Körper selbst produziert und zu einem kleinen Teil über die Nahrung aufgenommen. Ein Überschuss lagert sich in den Blutgefäßen ab und kann die Arterien verengen. Es kann dann zu Arteriosklerose kommen, besser bekannt als „Arterienverkalkung“. Das Blut kann immer schlechter durch die verengten Gefäße fließen, insbesondere bei Anstrengung. Die Folge sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Gefäßereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.  

Aufnahme von Cholesterin. Wie stark der Körper das Cholesterin aus der Nahrung aufnimmt, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und ist abhängig von genetischen Faktoren sowie dem individuellen Stoffwechsel. Unterschieden wird zudem für den Körper „gutes“ Cholesterin, das HDL-Cholesterin, und „schlechtes“, das LDL-Cholesterin. Menschen mit erhöhtem HDL-Cholesterin-Spiegel haben ein vermindertes Herzinfarktrisiko. Zudem hilft das „gute Cholesterin“  gegen eine beginnende Gefäßverkalkung.