Leben/Essen & Trinken

Warum Matcha?

Wäre er nicht jahrhundertelang nur japanischen Mönchen und Eliten für meditative Zeremonien vorbehalten gewesen – Matcha könnte der Frühlingsbote schlechthin sein. Seine kräftige, grüne Farbe macht nicht nur in der Teetasse oder im Glas als "Matcha Latte" einiges her.

Schon allein deshalb bietet sich der Griff zu den hochwertigen, feinst vermahlenen Teeblättern auch in der Küche an: Das satte Grün bleibt sogar bei hohen Temperaturen wie beim Kochen und Backen erhalten und sorgt für einen besonderen Geschmack auf dem Teller. Rezepte findet man in Kochbüchern und im Internet schon längst: für eine Gemüsesuppe, die mit Matcha und Schlagobers verfeinert wird, oder einen Matcha-Gervais, der sich als Dip eignet.

Besonders gut harmonieren die intensiven Geschmacksnoten von Matcha aber mit Süßem, etwa Schokolade. Im kleinen Tee-Lokal "Cha No Ma" in Wien-Wieden verarbeitet man das Teepulver bevorzugt in Süßspeisen – und versucht mit kreativen Nachspeisen wie Matcha-Tiramisu oder einer Roulade mit grüner Creme-Füllung einen Brückenschlag zwischen der japanischen und der europäischen Esskultur. Im trendigen veganen Eissalon "Veganista" zählt die Sorte Matcha-Eis sogar zu den beliebtesten. (Lesen Sie den Artikel unter der Bildergalerie weiter.)

Gerichte der japanischen Küche

Alle Inhalte anzeigen

Unverfälscht

Das Interesse am grünen Teepulver steigt seit dem Boom der Grüntees. Doch Matcha ist anders. Nicht nur, weil ihn manche als teuren Edeltee bezeichnen. 30 bis 50 Euro für eine 30-Gramm-Dose sind tatsächlich keine Seltenheit. "Die Nachfrage nach puren, unverfälschten Produkten ohne Aromen wächst", sagt Tee-Experte Thomas Grömer. Der gebürtige Wiener arbeitete 20 Jahre als teataster, lange für den bekannten japanischen Matcha-Produzenten "Aiya".

Für Kenner rechtfertige die spezielle Zubereitungsart den Preis. Traditionell gewinnen die Japaner Matcha aus den edlen Sorten Gyokuro und Tencha. Vier Wochen vor der Ernte werden die Teebüsche mit Netzen abgedeckt, um sie vor Sonne zu schützen. So entsteht mehr Chlorophyll, was für das Blattgrün verantwortlich ist – und somit für die tiefgrüne Farbe und das herb-süße Aroma des Tees. Nur die besten Teile der getrockneten Blätter werden in speziellen Granitmühlen zu feinstem Pulver vermahlen.

"Die ursprüngliche Philosophie war, das Maximum aus dem Teeblatt herauszuholen – geschmacklich und gesundheitlich", sagt Grömer. Neben Vitaminen enthält er auch viele Antioxidantien und Aminosäuren wie das L-Theanin. Das will er auch in seiner neuen Marke "Kissa" verbinden (30 g/ab 15,95 ®. In Wien erhältich bei Staudigl Wollzeile, Simonis Dominikanerbastei und unter www.kissatea.com).

Ob traditioneller Matcha oder Lifestyle-Sorten: Vermahlene Teeblätter zu verwenden, heißt jedenfalls, den Tee sozusagen im Ganzen zu essen. Schließlich trinkt man üblicherweise nur den Aufguss der Teeblätter. Daher wirkt Matcha-Tee auch anregender als herkömmlicher Aufguss-Tees. Und passt heute genauso wie im alten Japan, wenn viel Konzentration gefragt ist. Den Mönchen im "Land der aufgehenden Sonne" ermöglichte Matcha schon vor 800 Jahren, bis zu sechs Stunden am Stück zu meditieren.

Alle Inhalte anzeigen
Die Matcha-Zubereitung gilt in Japan als Kunst, der eine eigene Tee-Zeremonie gewidmet ist. In unserem oft hektischen Alltag lässt sich daraus wunderbar eine Mini-Auszeit machen, um zur Ruhe zu kommen. Die Zubereitung unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Tees. Das feine Pulver wird nämlich in einer Schale mit einem speziellen Bambuspinsel schaumig geschlagen. Das klingt einfach – wenn man einige Grundregeln beachtet, sagt Tee-Experte Thomas Grömer.

1/3 bis 1/2 Teelöffel Matcha in eine Schale geben (evtl. sieben). Frisch aufgekochtes Wasser auf 80 C abkühlen lassen, Matcha mit etwa 50 ml bedecken.

Alle Inhalte anzeigen
Mit dem Pinsel "ganz leicht aus dem Handgelenk, ohne Kraft in Form eines M" auf- und ab schlagen.

Nach Geschmack mit Wasser auffüllen (für Matcha Latte mit heißer Milch). Schmeckt er zu stark, hat man zu wenig Wasser verwendet.