Mexikanische Tequila-Produzenten wollen Heineken klagen
Von Ernst Mauritz
"Desperados" – das sind die verwegenen, gesetzlosen Banditen, ein Wort, das so nur im Englischen vorkommt, im Spanischen heißt es desesperado, verzweifelt, hoffnungslos. Leicht verzweifeln tun auch die Mexikaner mit dem Bier des niederländischen Braukonzerns Heineken, das zwar sprachliche und optische Assoziationen an Mexiko weckt, aber so gar nichts mit ihrem Land und ihren Produkten zu tun hat, wie sie meinen. Besonders stößt ihnen das Wort "Tequila" auf dem Etikett auf – "aromatisiert mit Tequila" ist dort zu lesen.
"Aroma aus Tequila"
Heineken sieht das anders: Denn im Bier sei sehr wohl Tequila enthalten – Tequila-Aroma nämlich. Und dieses werde nicht künstlich, sondern aus Tequila hergestellt – von einem Produzenten aus Mexiko, der Mitglied des Industrieverbandes CRT sei.
Allerdings: Heineken gebe nicht bekannt, wie groß der Anteil der Aromastoffe ist bzw. wieviel Tequila in eine Flasche komme oder wie die Rezeptur für den Tequila-Geschmack aussehe, schreibt die Financial Times.
Protest nach 20 Jahren
Warum aber ist die Marke Desperados bereits 20 Jahre auf dem Markt, ohne dass die Tequila-Produzenten protestiert haben? Die Kosten eines internationalen Gerichtsverfahrens seien der Grund, so González. Jetzt aber habe man dafür die notwendigen Mittel. Andere Stimmen meinen, der Tequila-Produzenten-Verband wolle das Image des Getränks (und damit möglicherweise auch die Preise) anheben.
Für die Mexikaner ist die Sache jedenfalls schon jetzt klar: "Mexikanern schmeckt Bier – aber nicht, wenn es unbegründeter Weise den Namen ihres Nationalgetränks Tequila trägt", schrieb dieser Tage eine mexikanische Zeitung.