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Mexikanische Tequila-Produzenten wollen Heineken klagen

"Desperados" – das sind die verwegenen, gesetzlosen Banditen, ein Wort, das so nur im Englischen vorkommt, im Spanischen heißt es desesperado, verzweifelt, hoffnungslos. Leicht verzweifeln tun auch die Mexikaner mit dem Bier des niederländischen Braukonzerns Heineken, das zwar sprachliche und optische Assoziationen an Mexiko weckt, aber so gar nichts mit ihrem Land und ihren Produkten zu tun hat, wie sie meinen. Besonders stößt ihnen das Wort "Tequila" auf dem Etikett auf – "aromatisiert mit Tequila" ist dort zu lesen.

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Der Verband der Tequila-Hersteller(CRT - Consejo Regulador del Tequila)will Heineken deshalb klagen: Denn Heineken verwende den Begriff "Tequila", obwohl in dem Produkt gar kein Agavenschnaps enthalten sei. Analysen im Auftrag der CRT unter anderem in einem Labor in Madrid hätten ergeben, dass in dem Getränk kein Tequila nachweisbar sei. "Wir können nicht zulassen, dass jemand skrupellos das Image von Tequila beeinträchtigt", sagte CRT-Generaldirektor Ramón González derFinancial Times. "Entweder wird das Wort Tequila entfernt, oder Tequila hinzugefügt." Denn es gebe keinerlei Verbindung zwischen "Desperados" und der Tequila-Industrie. Das Bier wird auch nicht in Mexiko produziert oder verkauft. LautCNNwird es in 85 Ländern vertrieben (auch in Österreich), seit 2015 ist es aber nicht mehr in den USA auf dem Markt.

"Aroma aus Tequila"

Heineken sieht das anders: Denn im Bier sei sehr wohl Tequila enthalten – Tequila-Aroma nämlich. Und dieses werde nicht künstlich, sondern aus Tequila hergestellt – von einem Produzenten aus Mexiko, der Mitglied des Industrieverbandes CRT sei.

Allerdings: Heineken gebe nicht bekannt, wie groß der Anteil der Aromastoffe ist bzw. wieviel Tequila in eine Flasche komme oder wie die Rezeptur für den Tequila-Geschmack aussehe, schreibt die Financial Times.

Protest nach 20 Jahren

Warum aber ist die Marke Desperados bereits 20 Jahre auf dem Markt, ohne dass die Tequila-Produzenten protestiert haben? Die Kosten eines internationalen Gerichtsverfahrens seien der Grund, so González. Jetzt aber habe man dafür die notwendigen Mittel. Andere Stimmen meinen, der Tequila-Produzenten-Verband wolle das Image des Getränks (und damit möglicherweise auch die Preise) anheben.

Tequila darf unter dieser Bezeichnung nur aus Mexiko stammen und nur aus der Agave-Pflanze erzeugt werden. Im vergangenen Jahr stieg der weltweite Konsum um sechs Prozent. 85 Prozent der gesamten Tequila-Produktion werden in den USA und Mexiko konsumiert. In den USA waren es laut Euromonitor im Vorjahr mehr als 144 Millionen Liter. In den USA stieg der Konsum im Vorjahr sogar um 8,4 Prozent.

Für die Mexikaner ist die Sache jedenfalls schon jetzt klar: "Mexikanern schmeckt Bier – aber nicht, wenn es unbegründeter Weise den Namen ihres Nationalgetränks Tequila trägt", schrieb dieser Tage eine mexikanische Zeitung.