So schmeckt Afghanistan
Von Ingrid Teufl
Nahrung für Gaumen und Geist – das liefern Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler und Kulturwissenschaftler Wolfgang Reiter mit ihrer Veranstaltungsreihe "Migration culinaire". Einen Blick in das Land am Hindukusch zu werfen, lag für Reiter auf der Hand. "Seit den 1970er-Jahren wird Afghanistan mit Krieg verbunden. Wie schmeckt das Land, von dem man nur Negatives wie Taliban, Terror und Bomben hört?"
Familie Asef flüchtete 1994 mit sechs kleinen Kindern nach Wien. Mutter Nafisa, eine moderne Frau, war in Kabul Lehrerin und engagierte sich politisch. "Im Krieg bekam sie dadurch Probleme. Sie wusste, dass es nicht besser wird", erzählen die Töchter Lema und Hila. Für ihre Töchter hätte es keine rosigen Zukunftsaussichten gegeben. In Wien fanden sie nach einigen Stationen – unter anderem im Flüchtlingslager Traiskirchen – eine neue Heimat.
Auch wenn die begeisterte Köchin Nafisa längst gerne europäisch kocht und stolz auf ihre Sammlung österreichischer Kochbücher ist: Der Geschmack der alten Heimat weckt auch in der neuen Emotionen. Ob das nun "Qabeli-Reis" mit Karotten, Mandeln, Pistazien und Kardamom ist oder das würzige Lammfleischgericht "Kabab-e Degi". Es ist eine vielfältige orientalische Küche, die man kennenlernt. Manchmal erinnert sie an den Iran, aber auch an Indien.
Bei den "Migration Culinaire"-Terminen in Wien sind immer wieder Tischmanieren ein Thema. Im Fall der afghanischen Küche kann einem die mitteleuropäische Höflichkeit rasch einen üppigen Nachschlag bescheren. Lema Asef, 29, Dolmetscherin beim Flüchtlingshilfswerk der UNO, antwortet auf die Frage, ob es höflicher ist aufzuessen oder ein Anstandshäppchen übrig zu lassen eindeutig: "Nichts übrig lassen. Da wäre ich gekränkt." Diese erste Lektion über die afghanische Kultur ist kein unangenehmes Lehrgeld. Die gedämpften, mit Lauch und Faschiertem gefüllten Teigtaschen, Ashak genannt, munden sehr. Wichtig ist besonders Kardamom, vor allem im Tee. "Ohne Kardamom trinken wir keinen Tee. Wir sind fast beleidigt, wenn keiner drin ist."
Info: nächster Termin Afghanistan: 15. März 2014 (18–21 h), 49 €, im futurefoodstudio (16., Brunnengasse 17), Anmeldung unter: ganser@futurefoodstudio.at