Leben/Essen & Trinken

Palais Coburg hat die weltbeste Weinauswahl

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Das Wiener Palais Coburg, zwischen Hotel Mariott und Gartenbaukino am Ring gelegen, hat einiges für Gourmets und Kulturinteressierte zu bieten. Seine Attraktionen sind nicht nur die ausgezeichnete Spitzenküche von Silvio Nickol oder die letzten, noch erhaltenen Reste der alten Wiener Stadtmauer. Seit kurzem zeichnet diesen Platz noch etwas aus: Das Magazin „The World of Fine Wine“ ernannte die Weinkarte des Restaurants zur umfangreichsten der Welt. Ein guter Grund, sich diesen zur Hochburg des Weines geadelten Keller genauer anzuschauen. „Head of Wine“ Wolfang Kneidinger, der Chef-Sommelier des Hauses, führt seine Gäste an kunstvoll mit kostbaren Weinflaschen dekorierten Wänden in die Tiefe.

Schaumwein, gerüttelt

Nicht nur der 10 Grad frische Wind der Lüftung im Champagnerkeller, dem ersten von fünf Kellern, sorgt für Gänsehaut - auch die Tatsache, dass die Weine des Palais insgesamt einen Marktwerkt von 20 Millionen Euro haben. Auf typischen Rüttelregalen, die man früher für den Herstellungsprozess benötigte, sind klassische Schaumweinsorten (u.a. Louis Roederer Cristal) ebenso zu finden, wie Geheimtipps wie etwa Egly-Ouriet. Kneidinger verrät: „Champagner können wir nie zu viel einkaufen. Jeder feiert gerne mit Champagner.“ Keller-Besucher erfahren weiters, dass der edle Champagner recht unkompliziert ist - sowohl bei der Lagerung als auch beim Einkauf. Im Gegensatz zu Wein muss er nicht liegend aufbewahrt werden.

Konstante Temperaturen für Süßweine

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Über Treppen geht es weiter zum „Chateau-Yquem-Keller“. Dem bekanntesten Weingut der Welt für Süßweine ist Keller mit konstanter Temperatur gewidmet. Sonnenstrahlung und wechselnde Temperaturen verringern die Haltbarkeit der Weine, daher dringt auch kein Tageslicht hierher. Hier lassen sich auch die Unterschiede am Flaschendesign besonders alter Jahrgänge erkennen, etwa zwischen 1893 bis 1917. Die Flaschen wurden alle noch von Hand produziert, keine gleicht der anderen. Gerade Weine dieses Guts werden gerne gefälscht. Mit seinem Know-How wird Wolfgang Kneidinger bei Verdachtsfällen immer wieder zu Rate gezogen. Manchmal geht aber alles mit rechten Dingen zu. „Wir hatten eine sechs-Liter-Flasche, bei der er sich eindeutig um eine Fälschung handelte. Das konnte man am Etikett erkennen. Es war total verpixelt und verschwommen. Als ich den Winzer darauf ansprach, gestand er: Er hatte nicht genug Etiketten gehabt und hat daher die Etiketten kleiner Flaschen einfach im Scanner vergrößert.“

Eine Schiffskajüte im Keller

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Im „Neue-Welt-Keller“ prägen schon wieder andere Eindrücke. Er gleicht einer Schiffs-Kajüte. Hier sind alle Weine untergebracht, die mit dem Schiff transportiert wurden. Also aus Amerika, Australien, China. Noch etwas ist hier besonders: Das Ordnungssystem. Die Weine sind weder nach Jahrgang, noch nach dem Land oder dem Gut geordnet. Dennoch findet der Sommelier jeden Wein innerhalb von Sekunden. In diesem Keller wird auch die größte Flasche des Palais gelagert. Der spanische Rioja, Jahrgang 2001, fasst 27 Liter.

Antike Schätze

Der Schätze noch nicht genug - im "Alte-Welt-Keller" des Palais Coburg lagern die antiken Schätze. Beispielsweise ein Apostelwein, Jahrgang 1727, aus dem Bremer Ratskeller. Ganz unscheinbar in Papier gehüllt, ist er für Laien gar nicht als Besonderheit zu erkennen. Diese Schätze werden aber so streng gehütet, dass den Gästen das Fotografieren ausnahmslos verboten ist.

Zum Abschluss Frankreich

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Der letzte Weinkeller ­ist der Frankreichkeller. In diesem befinden sich auch die größten „Verrücktheiten“. Damit bezeichnet Kneidinger Flaschen, die nicht alltäglich sind. Einen Wein, der ein leeres weißes Etikett hat zum Beispiel. Die Geschichte dahinter: Ein französisches Weingut druckte jedes Jahr ein anderes Werk auf das Etikett. In einem Jahr sollte es ein Aktbild sein. „Die Amerikaner haben die Zeichnung zensiert, sie war zu obszön.“

Der Raritätenkeller ist für Gäste nicht zugänglich. Verständlich, befinden sich doch hier die edelsten Tropfen des Palais. An der Spitze: der Chateau Latour, Jahrgang 1961, in einer sechs-Liter-Flasche, im Wert von 170 000 Euro. Auch dieser exklusive Wein ist neben anderen Raritäten auf der 100-seitigen gebundenen Weinkarte des Palais zu finden.

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Doch zum Verkosten muss man nicht ausschließlich ins Restaurant. Im Rahmen der Kellerführung werden in einem eigenen Raum auch Weinverkostungen angeboten. Da stellt sich rasch die Frage, was eigentlich einen guten Wein ausmacht - Körper? Aromen? Oder das Herkunftsland? Wolfgang Kneidinger hat hingegen eine einfache Formel parat: „Er muss trinkfreudig sein. Ich habe nichts davon, wenn ich nach einem Schluck schon einschlafe.“