Halloumi: fader Gummi oder Delikatesse?
Von Anita Kattinger
Den Geschmack von Halloumi zu beschreiben, ist gar nicht so einfach – die gängigen Versionen aus dem Supermarkt schmecken realtiv unspektakulär. Nach Salz und sonst nach nichts. Als vegetarisches Angebot stellt er eine sättigende Alternative zu Gemüse-Spießen und Salaten dar: Seine schnittfeste Konsistenz erinnert an Gummi und genau deswegen ist der Käse bei Grill-Sessions im Sommer so beliebt.
In seinen Produktionsländern zeichnet sich der Käse durch viel intensivere Aromen aus. Ob in der israelischen oder in der griechisch-türkischen Küche, überall wird er für seine feinen, milchigen Nuancen und die erfrischenden, kühlenden Minze-Aromen geschätzt. In Zypern gilt Halloumi als Nationalspeise – traditionell wird der Käse aus einer Mischung von Ziegen-, Kuh- und Schafsmilch von dort einheimischen "Fettschwanzschafen" und "Chios-Schafen" hergestellt.
Kräuter peppen den Käse auf
"Je mehr Molke ausgepresst wird, desto fester wird der Käse."
Für die Zubereitung von frischem Halloumi wird zuerst das Gemisch aus Schafs-, Kuh- und Ziegenmilch mit Obers erhitzt, dann wird mit Hilfe von Lab ein Käsebruch hergestellt. Nach dem Abschöpfen muss die Masse ein bis zwei Tage abhängen und anschließend kräftig ausgedrückt werden: "Die Konsistenz, also wie schnittfest er tatsächlich ist, hängt von der Dauer des Abhängens ab: Je mehr Molke ausgepresst wird, desto fester wird der Käse." Der Haubenkoch ist davon überzeugt, dass jeder Hobbykoch das Käsen nach dem ersten Versuch beherrscht: "Das Produzieren ist wirklich kein Aufwand. Wenn ich ihn für Vegetarier zubereite, nehme ich gerne Zitronensäure. Koche ich ihn für mich, verwende ich gerne Lab."
Frischer Halloumi – weiße bis zartgelbe Färbung – lässt sich leicht in Scheiben schneiden und enthält mindestens 43 Prozent Fett (in der Trockenmasse). Gereifter Halloumi lagert bis zu 40 Tage in einer Salzlake und erhält so seine schnittfeste Konsistenz und einen strengen, leicht bitteren Geschmack.
Zypern – ein Käse und eine geteile Insel
In den USA gilt Halloumi schon längst als geschützte Ursprungsbezeichnung, normalerweise vergibt auch die EU gerne ihr Siegel, in Österreich beispielsweise für Wachauer Marillen, Steirisches Kürbiskernöl oder Marchfeldspargel. Doch in diesem Fall geht es um mehr als Käse: Trotz politischem Zwist arbeiten der griechische und der türkische Teil der Insel bei der Vermarktung ihres traditionellen Produkts zusammen. Eine Anerkennung würde bedeuten, dass die zypriotische Delikatesse nach bestimmten Verfahren in einem definierten Gebiet erzeugt, verarbeitet und hergestellt worden sein muss.
Tischt Haubenkoch Ivic seinen selbst hergestellten Käse im Haubenrestaurant Tian auf? "Nein, das würde dann doch nicht ganz passen."
Milch in einem hohen Topf aufkochen lassen, Joghurt einrühren. Etwa 1 Minute köcheln lassen, vom Herd nehmen.
Mischung 10 Minuten im Topf ruhen lassen; dann durch ein Käsetuch abseihen und die Enden des Tuches über den Panir legen.
Mit einem Gewicht (z.B. Schüssel mit Wasser) beschweren und über Nacht pressen. Am nächsten Tag vorsichtig auswickeln und nach Bedarf weiterverarbeiten.
Das Rezept stammt aus dem Kochbuch "Vegetarische Sommerküche" von Paul Ivic, Brandstätter Verlag