Leben/Essen & Trinken

Häftlinge machen sich auf Twitter über Gefängnis-Kost lustig

Drei Insaßen der deutschen Justizvollzugsanstalt Heidering beweisen einen feinen Sinn für Humor: Vor einem Monat, am 3. August, starteten die unbekannten Häftlinge mit ihrem Twitter-Account "Gefängniscuisine". Zu sehen waren in ihrem ersten Tweet ein Foto von Spätzle, Rahmgeschnetzeltem und Fisolen auf blauem Hintergrund. Süffisant fügten sie den Hashtag "foodporn" hinzu.

Wohlwollend könnte man anmerken, dass das Mittagessen gar nicht so schlecht ausgesehen hat und mit tausenden Kantinen in Deutschland oder Österreich vergleichbar ist. Allerdings halten die Häftlinge dann doch sehr amüsant die Speisenfolge der kommenden Wochen bildlich fest. Und nun ja, hier gibt es definitiv Optimierungsmöglichkeiten.

Gleich in ihrem zweiten Tweet fragen sie mit einem Augenzwinkern, ob sie hier ein Frühstück, Mittagessen oder Abendessen zeigen. Und als Außenstehender kann man diese Frage tatsächlich nicht beantworten.

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34 Mahlzeiten haben die Männer bereits dokumentiert und zwischendurch retweeten sie auch gerne Artikel über Ernährungsmythen, Ärzte- und Psychologen-Mangel in Gefängnissen oder teilen Artikel über Hygienevorschriften in Großküchen.

Die Cateringfirma wollte deutschen Medien keine Auskunft geben, ob es sich bei den abgebildeten Mahlzeiten um die kompletten Portionen pro Essensausgabe handelt und verwies auf den Auftraggaber.

Das Land Berlin wirft den Häftlingen vor, nicht die ganze Wahrheit zu zeigen. Die Portionen seien größer, vielseitiger und würden anders aussehen, so Sebastian Brux, der Sprecher der Justizverwaltung. Die Fotos der Insaßen seien inszeniert.

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Angesichts des kulinarischen Tagebuchs verwundert es kaum, dass die Tweets in Deutschland mehrere Debatten auslösen: Experten fragen sich, wie es um die Versorgung von Häftlingen wirklich bestellt ist. Allerdings wird auch thematisiert, wie die Häftlinge überhaupt zu Handys kommen, denn in deutschen Gefängnissen herrscht strenges Handy-Verbot.

Im Chat mit der Stuttgarter Zeitung rechtfertigen sie ihre öffentlichkeitswirksamen Botschaften trotz Handy-Verbot: "Ernährung ist für uns alle ein großes Thema, und die Art und Weise, wie hier mit Ernährung umgegangen wird, ist beängstigend", schreiben sie. "Die Verpflegung ist unterirdisch und zudem ist das warme Essen zu kalt, und die Hygiene lässt zu wünschen übrig", ergänzten sie auf ihrem Account.

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Die erst sieben Jahre alte Justizvollzugsanstalt Heidering liegt im Berliner Speckgürtel und gilt laut deutschen Medien als eine der modernsten Haftanstalten in der Bundesrepublik. Zur Gefängnisausstattung gehöre eine eigene Großküche, in der auch Gefangene mitkochen.

Eine warme Mahlzeit wird täglich gegen 11:30 Uhr ausgegeben. Abendessen und Frühstück für den nächsten Tag werden am Nachmittag verteilt.

Für die twitternden Insaßen geht jedenfalls die Reise durch die kulinarische Welt weiter.

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