Die meisten gekauften Weihnachtskekse enthalten bedenkliches Palmöl
Von Ute Brühl
Ein verlockendes Angebot: In den Supermärkten kommt man derzeit an den Weihnachtskeksen kaum vorbei. Doch was uns das Leben versüßt, ist für die Menschen am anderen Ende der Welt ganz schön bitter. Der Grund: 80 Prozent der im Handel erhältlichen Kekse enthalten Palmöl, wie Global 2000 und Südwind jetzt aufgedeckt haben.
Ökologisch und menschenrechtlich bedenklich
Das ist aus mehreren Gründen keine gute Sache. Zum einen gilt Palmöl, das einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren hat, als ungesund. Es steht im Verdacht, an der Entstehung von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes beteiligt zu sein. Zum anderen ist das Fett aus ökologischer und menschenrechtlicher Sicht bedenklich. Denn für die Produktion in den Hauptanbauländern Indonesien und Malaysia wird Regenwald gerodet, und zwar in einem riesigen Ausmaß: Wälder mit einer Fläche, die so groß ist wie Österreich, fielen bereits dem Palmplantagen zum Opfer. Zudem werden Torf-Moore ausgetrocknet.
Um die Plantagen zu errichten wurden Bauern, die ausschließlich von der Landwirtschaft leben, von ihren Feldern vertrieben und ihnen so die Lebensgrundlage entzogen. Auf den Plantagen selbst sind Kinderarbeit und Ausbeutung an der Tagesordnung. Palmöl findet sich übrigens auch in vielen Fertigprodukten und Kosmetika.
Butter statt Öl
Als Philipp Ströck, zuständig für Einkauf und Produktion bei der gleichnamigen Bäckerei, von dem hohen Anteil an Palmöl in den Weihnachtsbäckereien erfuhr, war er selbst erschrocken: "Ich habe gleich einmal nachgeschaut, ob wir noch Produkte mit Palmöl verwenden. Aber bis auf Nougat für unsere Nougatsterne schaffen wir es ohne. Und ab sofort wird auch dieser Nougat nicht mehr verwendet. Ich habe schon ein Alternativprodukt getestet."
Alternative Butter ist teurer
Der Ersatz bei dem Großbäcker: "Wir verwenden für unsere Kekse ausschließlich Butter. Das ist natürlich teurer." Allerdings sei der ökologische Fußabdruck von Butter nicht unbedingt besser als der von Palmöl, gibt Ströck zu bedenken. "Denn für Soja, das die Kühe fressen, wird auch Regenwald gerodet. Er glaubt, dass das Palmöl etwas zu Unrecht in Verruf geraten ist: "Es gibt kaum eine Pflanze, die pro Quadratmeter einen so hohen Fettertrag hat. Zudem ist es in der Verarbeitung optimal, weil es sich gut mit anderen Stoffen wie Zucker oder Haselnussfett bindet." Wohl ein Grund, warum Nutella und Schokoaufstriche so viel Palmfett enthalten. Eine Alternative wäre für Ströck Palmöl, das nachhaltig angebaut ist.
Doch das ist derzeit noch Mangelware. Es gibt zwar das RSPO-Gütesiegel (Roundtable of Sustainable Palm Oil), doch wirklich nachhaltig sei das auch nicht, bemängeln Kritiker. Was kann man also tun? Michael Lachsteiner von Global 2000 weiß, dass die Antwort schwierig ist: "Wir arbeiten daran." Generell gehe es darum, weniger Fett zu verwenden. Und wenn man welches braucht, eher auf die heimische Butter zu setzen, was wiederum Veganer wenig freuen wird.
Öl im Tank
Fast die Hälfte des Palmöls, das in der EU genutzt wird, wird mittlerweile als Treibstoff verwendet. In Österreich selbst ist der Anteil mit 28.000 Tonnen eher gering – das sind vier Prozent des Biodiesels. Hierzulande besteht Biospirt vor allem aus Rapsöl. In der Firma Abid Biotreibstoffe von Heinrich Österreicher sind es z.B. "62 Prozent, 23 sind Altspeiseöl, 8 Prozent Tierfette und sonstige."