Leben/Essen & Trinken

Food-Blogger vereinigt euch

Das größte Klassentreffen von Food-Bloggern im deutschsprachigen Raum findet dieses Wochenende in Wien statt. Das köchelnde und brodelnde Netzwerken organisieren Dani Terbu und Nina Mohimi von der Coolinary Society. Das "FoodCamp" findet bereits zum dritten Mal statt: Auf großes Interesse seitens der Community stoßen die praktischen ("Wie mache ich Wurst selber") und theoretischen ("Wie optimiere ich meine Seite für Suchmaschinen") Workshops am 17. Mai.

KURIER: Wie entstand die Idee zum "FoodCamp"?
Dani Terbu: Im Mittelpunkt stand das Vernetzen und Austauschen. Wir kannten viele Food-Blogger, weil wir recht umtriebig sind, aber untereinander kannten sich recht wenige. PR- und Fashion-Camps gab es bereits, also beschlossen wir, ein Treffen für Food-Blogger zu organisieren. Gerechnet hatten wir mit 20 Leuten in einem Hinterzimmer: Innerhalb von ein paar Stunden hatten wir bereits 30 Anmeldungen und am Ende sind 60 gekommen. Begonnen haben wir mit wenigen praktischen Sessions, das zweite Mal haben wir den Tagesablauf lockerer gestaltet. Im Unterschied zu internationalen Veranstaltungen haben wir von Anfang an darauf geachtet, dass es für die veganen Blogger auch vegane Speisen gibt und für die glutenfreien Blogger auch glutenfreie. Und noch dazu sind alle Speisen bio.
Nina Mohimi: Eine kleine Herausforderung ist die Location-Wahl: Wir kochen heuer vor Ort und brauchen daher Starkstrom für die Küchen. Wir müssen backen und brauchen für die Laptops Starkstrom.

Und heuer?
Terbu: Wir sind 100 Blogger und brauchen drei Küchen. Das Palais Sans Souci hat nur eine Küche und wir bauen noch zwei dazu. Heuer bieten wir mehr praktische Sessions als bisher an: Angefangen von "Wie mache ich Wurst" bis zu "Wie mache ich Tofu selber?". Das Event steht auf drei Säulen: Praxis, Theorie und Web-Themen.
Mohimi: Wir haben aber auch Berater eingeladen, die Tipps für Suchmaschinen-Optimierung, Google-Analytics oder Plug-Ins geben können. Food-Blogger kennen sich oft im technischen Bereich nicht gut aus, hier wollen wir Hilfe anbieten. Wir haben auch den Fotografen Thomas Schauer für Tipps eingeladen, wie Blogger das Essen in das richtige Licht rücken können.

Was sagen Sie zu der Kritik von manchen Köchen, die sich über das Abfotografieren von Essen beschweren.
Mohimi: Das Fotografieren von Essen ist ja nicht auf Blogger beschränkt, das machen viele Gäste. Ich verstehe, dass manche Köche oder Lokalbesitzer nicht begeistert sind, weil sie Angst haben, dass ihr Essen dann nicht ins beste Licht gerückt wird. Aber ich bin mir sicher, dass niemand wegen eines schlechten Fotos ein Lokal meidet.

Hat sich in den vergangenen Jahren die Food-Blogger-Szene durch Social Media verändert?
Terbu: Es ist viel leichter, professionelle Blogs ohne technische Erfahrung anzulegen. Durch Social-Media-Kanäle erreicht man viel leichter eine Leserschaft – früher waren gute Blogs nicht schnell auffindbar. Auf den privaten Facebook-Accounts der Freunde lassen sich Neuigkeiten heute viel einfacher posten. Zwischen 2007 und 2010 sind Blogs tatsächlich im Schatten von Facebook zurückgegangen. Social Media und Blogs ergänzen sich wunderbar und Social Media erhöht den Traffic auf dem Blog.
Mohimi: Am meisten hat die Smartphone-Verbreitung die Szene beeinflusst.

Wie viele Food-Blogs gibt es denn derzeit in Österreich?
Mohimi: Schätzungsweise 400. Der große Unterschied zu Deutschland ist sicher, dass sich die Food-Blogger-Szene auf die Bundeshauptstadt konzentriert und das Vernetzen durch eine Veranstaltung wie das Food-Camp viel leichter funktioniert. In den USA reisen die Blogger zu Veranstaltungen und es gibt durchaus eine aktive Blogger-Community.
Terbu: Von einem Food-Blog leben kann man in Österreich nicht. Es sind Umwegrentabilitäten, die das Geld bringen: Vorträge oder Bücher schreiben.

Gibt es Blogs, die Ihr den Lesern empfehlen könnt?
Mohimi: Ähnlich wie in einer Schulklasse gibt es den Nerd, den Klassensprecher, den Sportlichen: Peter vom Blog Mundschenk ist ein richtiger Food-Nerd, der monatelang über Sous-vide-Garen schreiben kann; Kevin vom Blog Stepfod-Husband postet wunderschöne Fotos, hier nehme ich zu, nur wenn ich die Fotos ansehe.
Terbu: Die Esskultur von Katharina Seiser ist ein Wikipedia rund um das Thema Essen, ein lustiges Format haben Schwesterlein an Lesterschwein. Alle Blogger fangen ausschließlich wegen ihrer Leidenschaft an, weil bei österreichischen Food-Bloggern das Kommerzielle noch keine Rolle spielt.