Leben/Essen & Trinken

Tipps und Tricks für Food-Fotografie

Ihren Namen verbindet man mit der Glitzerwelt der Models und Prominenten. Zuletzt fotografierte Inge Prader für Life Ball-Organisator Gerry Keszler die goldene "Style Bible". Im Interview mit dem KURIER zeigt die 58-Jährige großes Verständnis für das Fotografieren in Restaurants und erklärt, warum sie Geschmack an der Food-Fotografie gefunden hat.

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KURIER: Es kamen in den letzten Monaten mit "ke:xs" und "Rainer Stranzinger Salzkammergut" zwei Kochbücher heraus, für die Sie die Fotos geschossen haben. Wie kam es dazu?
Inge Prader:Begonnen hatte eigentlich alles mit dem Buch"Flache Kuchen": Ich war mit meinen Freundinnen gemeinsam auf Urlaub und als Dankeschön für das Bekocht-werden habe ich nach dem Urlaub ein kleines Booklet mit Fotos vom Essen gemacht und verschenkt. Daraufhin hatte meine Freundin Ilse König die Idee, doch gleich ein Kuchen-Backbuch zu fotografieren, weil sie so viele Rezepte für Tartes und Galettes hütete. Wir haben gebacken, fotografiert und alles aufgegessen. Dann haben wir mit dem fertigen Buch Verlage abgeklappert und sind überall abgelehnt worden. Wie das so ist, wenn man in diesem Bereich nichts vozuweisen hat. Aber der mutige GU-Verlag in München fand Gefallen. Seit 2010 ist das Backbuch mehr als 15.000 Mal verkauft worden.
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Und dann hatten sie Blut geleckt?
Genau, wir haben dann dem Christian Brandstätter Verlag das Backbuch"ke:xs"angeboten. Wieder mit dem gleichen Team. Und so bekam ich die Anfrage vom Hubert Krenn Verlag für den Auftakt der Serie "Ein Koch, eine Region", die mit"Rainer Stranzinger Salzkammergut"gestartet ist. Es macht so einen Spaß!

Als Außenstehender möchte man ja meinen, die Reichen und Schönen zu fotografieren ist lustiger als Teller zu fotografieren.
Macht auch Spaß, ist aber anstrengend. Es gibt nicht nur umgängliche Zeitgenossen, außerdem werkt immer ein großes Team an Visagisten. Bei der Food-Fotografie gibt es selten Zeitdruck, kleine Teams, gemütliches Klima, es reden nicht zu viele drein, keine laute Musik oder laute Models. Und es gibt immer etwas Gutes zu essen. Ich kannte die klassische Food-Fotografie von meinem Mann Paul, der sich mittlerweile mehr mit dem Bereich der Fotobearbeitung beschäftigt. Aber das Glacieren von Erbsen, also dieser hochtechnisierte Bereich, hat mich nie interessiert.

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Der viel zitierte Haarspray für den Glanz...
Diese Tricks beherrsche ich gar nicht. Abgesehen davon haben sich die Kochbücher in den vergangenen Jahren in eine andere Richtung enwickelt. Jamie Oliver hat alles revolutioniert: Es muss nicht perfekt aussehen, es dürfen Brösel herumliegen. Alles, was ich bisher fotografiert habe, haben wir nachher essen können. Natürlich versucht man die Gerichte so appetitlich wie möglich zu arrangieren, aber wir haben nicht getrickst. In einem gewissen Bereich der Food-Fotografie, nämlich dem Ablichten von Produkten in der Lebensmittel-Industrie, muss natürlich getrickst werden. Eine Packerlsuppe oder ein Gulasch aus der Dose würde ja nie auf dem Foto so aussehen wie gewünscht. Es muss gut aussehen und eine Produktwahrheit widerspiegeln, sprich, es dürfen nicht mehr Champignons arrangiert werden, als in der Suppe wirklich drinnen sind. Diese Spielereien interessieren mich nicht.

Was sind Ihre liebsten Kochbücher?
Das erste "Noma"-Kochbuch und "Nose to Tail" von Fergus Henderson.

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Wieso gelingen Hobby-Fotografen oft ein guter Schuss von den Freunden im Urlaub, aber das Essen am Teller schaut unappetitlich aus?
Das Licht spielt eine große Rolle. Es wäre genauso leicht den griechischen Salat auf der Terrasse im Licht der untergehenden Sonne zu fotografieren wie die Freunde. Im Restaurant passt hingegen das Licht nicht, es ist zu dunkel, das Essen war vielleicht ein paar Sekunden zu lange im kochenden Wasser und liegt womöglich unvorteilhaft auf dem Teller. Auf diese Weise können keine guten Bilder entstehen.

Fotografieren Sie selber mit dem Handy?
Eh klar, macht doch jeder. Wenn ich etwas Witziges sehe, dann stelle ich es auf Instagram. In Restaurants halte ich mich zurück. Manche Superstars verbieten ja sogar Fotos in Restaurants.

Erkennen Sie als Künstlerin ein Problem darin, wenn die Kreationen der Spitzenköche fotografiert werden und dann ins Netz wandern?
Weniger, weil es doch gratis Werbung ist. Ich glaube eher, dass es für Köche einer Art Entehrung gleichkommt, wenn alle Gäste herumknipsen. Das kann ja auch störend sein. Zudem will natürlich jeder Koch, dass sein Essen ins beste Licht gerückt wird.

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Woran liegt es, dass immer mehr Menschen ihr Essen fotografieren und dann posten?
Wie bei den Selfies, will man sein Leben teilen. Es hat natürlich auch mit Anerkennung zu tun: Schau, wie cool ich bin. Schau, wie schön ich bin. Schau, was ich heute esse. Wir glauben dadurch Liebe und Anerkennnung zu bekommen. Weil das Leben so hektisch ist, leben wir in der Freizeit oft zurückgezogen, wollen aber Freunde daran teilhaben lassen. Nicht zuletzt auch, weil das Leben durch Terrorismus so bedrohlich geworden ist.
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Wir reden so viel über Essen, essen Sie denn alles?
Ich bin keine gute Köchin, probiere aber gerne alles. Garküchen finde ich besonders ansprechend, auch wenn ich das Ausprobieren hin und wieder bereuen muss. Das Außergewöhnlichste, das ich je gegessen habe, war ein Schlangen-Menü in Peking. Der erste Gang war frittierte Schlangenhaut, die salzig und knusprig schmeckte. Dann gab es eine trübe Suppe mit Schlangenstücke, sehr seltsam im Geschmack. Als Hauptgang Nudeln mit Schlangenfleisch und Gemüse – hat optisch gut ausgesehen, aber die Konsistenz war sehr weich, fast schwabbelig. Natürlich hatte ich auch eine innere Abwehr, vielleicht hat der Kopf einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Stehen neue Food-Projekte an?
Ich wollte mit meinen Freundinnen unbedingt ein Osttiroler-Kochbuch machen, aber der Christian Verlag in München wünschte sich ein zeitgemäßes Kochbuch zum Thema "Wie schmeckt Österreich". Alte Rezepte, modern fotografiert. Ein bisschen witziger und schräger.

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Die Promis bleiben Ihnen erhalten?
Die laufen so vor sich hin. Ich gehe auf die 60 zu und würde gerne entschleunigen. Mehr Qualität und weniger Quantität. Da kommen mir die Kochbücher sehr entgegen.
  1. Die Grundregel lautet: Das Essen muss bereits hübsch aussehen, sonst kann mit der besten Kamera der Welt keine guten Fotos machen. Das bedeutet: Das Auge muss kritisch sein, ein distanziertes Betrachten.
  2. Deko ist auch ganz wichtig: Ein Glas Wein, eine schicke Stoffserviette ode eine Blume im Hintergrund wertet das Foto auf.
  3. Die Fotos sollten ohne Blitz gemacht werden. Eine Schreibtischlampe oder Licht- und Schatten-Reflexe durch den Vorhang schmeicheln dem Teller. Essen im tiefen Schatten schaut oft sehr gut aus. Der Food-Blog Local Milk zeigt vor, dass es kaum Licht braucht für coole Fotos.
  4. Weißabgleich bei einem weißen Teller oder bei Lichtexperimenten ist ganz wichtig. Essen schaut nämlich bei einem tiefgelben Licht nicht appetitlich aus.
  5. Selektive Unschärfe, ein bisschen shabby, ein bisschen zufällig: Am besten mit einer App nachbearbeiten.