Leben/Essen & Trinken

Ein Überraschungsei für Mädchen

Frauen lieben Salat, Männer bestellen Steak. Frauen trinken Joghurtgetränke, Männer können nicht ohne Bier. Frauen greifen zu Rosa, Männer zu Blau. Mit diesen Klischees sehen sich Frauen und Männer täglich im Fernsehen, im Supermarkt oder im Freundeskreis konfrontiert. Seit wenigen Wochen lockt nun auch das rosa Kinder-Überraschungsei in Österreichs Supermarktregalen. Hersteller Ferrero wirbt für das Ei mit dem Begriff "Rosalution": Der Unterschied zum herkömmlichen ist nicht nur das rosa Blumenmuster auf der Verpackung, sondern auch die Geschenke. Blumenringe und bunte Armbänder sollen die Mädchenaugen leuchten lassen. Auf KURIER-Anfrage erklärt die Marketingabteilung lediglich, dass "Erkenntnisse aus der Trend- und Marktforschung" das Unternehmen zu der Produktentwicklung inspirierten. Erst vor kurzem löste der Brief einer 7-jährigen Amerikanerin Diskussionen über Sexismus bei Kinder-Spielzeug aus.

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Wünschen wir uns tatsächlich Lebensmittel für Mädchen und Lebensmittel für Buben? Laut Food-Forscherin Hanni Rützler reagieren Kinder immer früher auf Marken: "Aus Untersuchungen wissen wir, dass Kinder je nach Altersgruppe auf unterschiedliche Farben und Figuren bzw. Themen ansprechen. Die Unternehmen machen sich das zunutze: Am Ende will das Kind das zielgruppenspezifische Spielzeug – und an diesem Spielzeug hängt sozusagen die Süßigkeit."

Brauchen Männer ein eigenes Brot?

Bereits vergangenen Sommer berichtete der KURIER über eine deutsche Bratwurst-Verpackung für Frauen, die einen nackten Männer-Oberkörper zeigt. Die Frauen-Wurst war nur halb so groß wie jene für Männer. Damals meinte Motivforscherin Helene Karmasin überzeugt: "Frauen wollen nicht in Schubladen gesteckt werden, besser wäre, nach Geschmäckern zu klassifizieren." Das probieren derzeit die Brauerei Stiegl und Chocolatier Zotter aus – eine bierige "Schokolade für Männer" in Form eines Chocolate Stouts soll Schokolade männlicher erscheinen lassen.

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Neben diesen Marketing-Konzepten stechen Lebensmittel ins Auge, die auf den unterschiedlichen Nahrungsbedarf von Männern und Frauen abzielen: Genau diese Argumentation vertritt die heimische Firma Ströck mit ihrem "Bio-Adams Brot", das 2007 in Zusammenarbeit mit Medizinern entwickelt wurde. Das Brot besteht unter anderem aus Kürbiskernen, die Zink enthalten. Das Spurenelement ist an der Bildung von Testosteron im Körper beteiligt. Sozusagen pure Manneskraft. Außerdem sind Kürbiskerne reich an sekundären Pflanzenstoffen: Von der Wirkung der sogenannten Phytosterine profitieren insbesondere Männer in der zweiten Lebenshälfte.

Ganz generell sieht Hanni Rützler einen Großteil der Functional Food-Produkte eher kritisch: "Männer und Frauen unterscheiden sich tatsächlich kaum in ihrem ernährungsphysiologischen Bedarf. Einige Functional Food-Produkte behaupten zwar, die verschiedenen Bedürfnisse zu erfüllen, für den Konsumenten ist das aber nur schwer nachzuvollziehen. Diese Produkte bewegen sich zum Teil im pharmazeutischen Bereich und es bleibt offen, ob der einzelne Konsument von diesem Gesundheitsaspekt überhaupt profitiert."