Die neuen Eis-Trends schmecken alkoholisch
Von Ingrid Teufl
Vanille, Erdbeer und Pistazie führen seit Langem die Eis-Hitlisten der Österreicher an. Seit junge, innovative Eismacher die Szene aufmischen und die sommerliche Schleckerei zu einem neuen Trendprodukt gemacht haben, sind der Vielfalt im Stanitzel keine Grenzen mehr gesetzt. Was die Kreativen gemeinsam haben: Lust, Geschmack und naturbelassene Zutaten. Fertigmischungen, die nur mehr mit Wasser angerührt werden müssen, sind in diesen Kreisen verpönt.
Das Eis von Cäcilia Havmöller und Susanna Paller wird nicht nur täglich frisch gemacht und kommt ohne Zusatzstoffe aus. In den Veganista-Läden kommen auch keine tierischen Produkte ins Eis. Cremigkeit und Geschmack ihrer rein veganen Eissorten überzeugen auch Nicht-Veganer. Die meisten Sorten werden auf der Basis von Sojamilch herstellt. Die Schwestern verarbeiten aber auch Mandel- oder Kokosmilch und sorgen damit für manchmal ungewöhnliche Geschmackserlebnisse.
Eiskaltes aus Avocados und roten Rüben
Mittlerweile ist Gemüse kein Hindernis mehr für sommerlichen Eisgenuss. Kreationen mit Avocado oder roten Rüben landen etwa bei Schelato in der Eistheke. Ebenso auch Marille-Mandel-Safran, das jüngste Geschmacksexperiment von Luca und Philipp. Die beiden Wiener tauschten im Vorjahr die Kreativwirtschaft mit dem eigenen Eissalon und sind heute glücklich damit, "echtes Eis" in Eigenregie produzieren zu können.
Nicht weit entfernt ist 2015 ebenso frischer Wind in einen alteingesessenen Eissalon eingezogen. Das Ehepaar Lisa und Giorgio Leone übernahm, taufte auf Leones und stellt direkt im Geschäft täglich zwölf Eissorten her. Heuer haben sie sich den neuen und aus natürlichen Zutaten in Wien hergestellten Kräuterlikör Kalê zum Experimentieren ausgesucht. Als "Affogato alla Kalê" findet er sich nun auf der Karte. Er erinnert an den italienischen Affogato al caffè, doch statt einer Kugel Vanilleeis im Espresso badet eine Kugel Zitronensorbet im 27-prozentigen Kräuterlikör aus Matcha, Baldrian, Gingko, Eukalyptus und anderen Kräutern. "Wir waren sofort vom aromatischen Geschmack begeistert", sagt Giorgio Leone.
Ungewöhnliche Eis-Ideen können sogar Teil wissenschaftlicher Experimente werden. In seiner Abschlussarbeit an der Fachhochschule Wiener Neustadt (Campus Wieselburg) mischt Richard Fahrafellner, 24, zwei Trends: Kreativ-Eis und Craftbeer. Vier Sorten mit Namen wie "Double IPA" oder "Chocolate Stout" hat er auf klassischer Milcheisbasis kreiert. Wer wissen will, wie das schmeckt, hat am 5. und 6. August bei den Beerlovers Gelegenheit zum Kosten. Da sammelt Fahrafellner Daten mithilfe eines Sensorikprogramms.