Das beste Kernöl Österreichs ausgezeichnet
Von Anita Kattinger
Smaragdgrün und Rubinrot schließen einander nicht aus – echtes steirisches Kürbiskernöl leuchtet im Zentrum der Flüssigkeit rot, schwenkt man das Glas zur Seite, bleibt ein grüner Schimmer am Rand zurück. Zur Qualitätskontrolle dient Experten ein eigener Licht-Test. Am Montag wollte Gault&Millau zum 11. Mal das beste "steirische Kürbiskernöl" ermitteln.
Als Gastgeber fungierten Birgit und Heinz Reitbauer im Steirereck, und hießen prominente Vertreter der Gastronomie wie die Haubenköche Silvio Nickol, Konstantin Filippou, Toni Mörwald und Thomas Dorfer willkommen. Diese übten sich in lautem Schmatzen, denn richtiges Verkosten will gelernt sein: Das Öl muss aufgeschlagen werden, indem die Tester mit der Zunge am Gaumen schnalzen. So werden die Geschmacksknospen sensibilisiert.
Geschmack der Heimat
20 Kürbiskernöle mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) galt es nach Geschmack, Viskosität und Farbe zu beurteilen. Das Gütesiegel "g.g.A." garantiert, dass die Ölkürbiskerne nur aus definierten Regionen in der Steiermark, aus Niederösterreich und dem Burgenland stammen, sowie in heimischen Ölmühlen gepresst wurden. Nickol, gebürtiger Deutscher, kannte bereits vor seiner Österreich-Zeit Kernöl: "Aber hierzulande befasst man sich viel mehr mit dem Thema. Mit Salz lassen sich die Aromen wunderbar unterstützen: Ich habe derzeit ein grünes Kürbis-Erdnuss-Schokoladen-Eis mit Kernöl auf der Karte stehen." Für Filippou schmeckt das grüne Gold nach Heimat: "Zu Mittag tische ich gerne einen Erdäpfel-Endivien-Salat mit Kernöl auf: Wenn ich lange im Ausland war, war das immer das erste Gericht, das ich mir von meiner Mutter gewünscht habe. Wobei das Öl zu einer Eierspeis’ auch immer passt."
Kernölpapst und Lebensmitteltechniker Franz Siegfried Wagner leitete die Blindverkostung: "Von Kernöl kann man nicht zu viel erwischen. Die Magie liegt in der besonderen Farbe: Qualitativ hochwertiges Öl ist grünlich-rötlich, es ist nicht schwarz." Der spezielle Farbton entsteht nur, wenn die sensiblen Kürbiskerne schonend verarbeitet und nicht zu lange geröstet wurden: "Ein gutes Kernöl soll grün und lebendig schmecken wie frischer Frühling. Wenn es nicht grün schimmert, deutet es auf zu viel Röstung und einen derben Geschmack hin."
Die Haubenköche und Gourmets kürten das Kernöl der Landwirten Alois und Theresia Schantl aus dem steirischen Weitersfeld zum Sieger. Auf dem zweiten Platz landete die Kalsdorfer Ölmühle Haindl. Über den dritten Platz darf sich die Ölmühle Ploder, ebenso Weitersfeld, freuen. Alle drei Sieger haben gemeinsam, dass sie nach Nuss und Brotrinde schmecken: "Dabei handelt es sich um so feine Geschmacksnoten, dass man sie als Parfüm in der Küche einsetzen kann – sie eignen sich sowohl für Cocktails als auch für Desserts", schwärmt Experte Wagner.
1. Platz: Alois und Theresia Schantl, 8473 Weitersfeld
2. Platz: Ölmühle Haindl, 8401 Kalsdorf
3. Platz: Ölmühle Ploder, 8473 Weitersfeld